Der Papst in Paraguay
11. Juli 2015Papst Franziskus hat als letzte Station seiner Südamerikareise Paraguay erreicht. Der Argentinier wurde auf dem Flughafen Pettirossi der Hauptstadt Asunción von Staatschef Horacio Cartes (rechts im Artikelbild) empfangen.
Franziskus lobte zum Auftakt seines Besuchs den demokratischen Prozess in dem südamerikanischen Land. Seit einigen Jahren habe Paraguay ein "solides und stabiles demokratisches Projekt" vorangetrieben.
Kinder singen für den Papst
Anschließend sang ein Kinderchor für den Papst auf Guaraní und Aché, den beiden am weitesten verbreiteteten indigenen Sprachen im Land. Trotz leichten Regens fuhr der 78-Jährige die 13 Kilometer zum Regierungssitz der Hauptstadt im offenen Papstmobil. Auf dem Weg machte er einen Zwischenstopp vor dem Frauengefängnis Casa del Buen Pastor, in dem nur 107 der 395 Insassinnen mit einem rechtskräftigen Urteil inhaftiert sind. Hier sang ein Häftlingschor für den Papst.
An diesem Samstag feiert Franziskus eine große Messe am paraguayischen Marienheiligtum von Caacupé. Dazu werden wie schon in Bolivien auch viele Katholiken aus Argentinien, dem benachbarten Heimatland des Papstes, erwartet. Mehr als 40.000 Menschen reisten an, wie die paraguayischen Migrationsbehörden mitteilten.
Nach einem Dialog mit Vertretern der Zivilgesellschaft will der Papst dann am Samstagabend in der Kathedrale die Vesper mit paraguayischen Geistlichen beten.
Lange Zeit eine Diktatur
Paraguay war von 1954 bis 1989 eine Militärdiktatur. An ihrer Spitze stand der deutschstämmige General Alfredo Stroessner, der das Land mit brutaler Hand regierte. Zu seinem Sturz trug auch Papst Johannes Paul II. bei. Als er das Land 1988 besuchte, traf er gegen den Willen des Diktators auch Vertreter der illegalen Opposition und erschütterte damit nachhaltig die Macht Stroessners.
Am Sonntag endet die erste große Südamerikareise des Oberhauptes der katholischen Kirche mit einer Messe in der Hauptstadt Asunción. Vorausgegangen waren Stationen in Ecuador und Bolivien. Im bolivianischen Santa Cruz de la Sierra hatte der Papst in dem berüchtigten Gefängnis Palmasola für würdige Haftbedingungen in Bolivien geworben.
Als wichtigstes Signal wurde die Entschuldigung des Papstes an die indigenen Völker Lateinamerikas gewertet. Franziskus bat sie um Entschuldigung für Verbrechen, die im Namen der katholischen Kirche während der Kolonialzeit begangen worden waren.
haz/nem (kna, dpa)