Der Mutter des Minirocks zum 85.
Mary Quant feierte im Februar ihren 85. Geburtstag. Anfang der 1960er-Jahre kreierte sie den Minirock: eine Sensation. Ein kurzes Stück Stoff, das den Blick auf eine junge und selbstbewusste Weiblichkeit änderte.
Es ging los mit Großmutters Röcken
Mary Quant mischte in den 60er-Jahren die Modewelt auf. Sie stutzte zunächst die knielangen Röcke ihrer Großmutter. Dann verkaufte sie selbstgeschneiderte Röcke in ihrer Boutique "Bazaar" im Londoner Stadtteil Chelsea. Sie alle endeten mindestens zehn Zentimeter über dem Knie, bis dato unerhört.
Endlich rennen können, um den Bus zu erwischen
"Ein kurzer Rock, in dem man sich frei bewegen, laufen und den Bus erwischen konnte. Aber, vor allem: in dem man tanzen konnte" - das war Quants Idee. In ihrer Boutique bot sie erschwingliche, aber ausgefallene Mode für junge Menschen an und prägte mit ihrem Minirock das Image der jungen, modernen Frau.
"Swinging Sixties"
Der Minirock wurde zu einem Symbol für die Zeit der "Swinging Sixties" in London. Twiggy, das junge Model mit den dünnen Beinen, der androgynen Figur und dem Bubi-Kopf, trug die kurzen Röcke über die Laufstege der Welt. Auch die Beatles kleideten ihre Freundinnen in Quants Boutique in der Londoner King's Road ein. Die Straße galt als das Zentrum des "Swinging London".
Die Mädchen von der King’s Road
Mary Quant wollte nie den alleinigen Ruhm für die Entstehung des Minirocks einstreichen. "Die Mädchen von der King’s Road haben den Minirock erfunden. Ich hatte die Röcke schon kurz gemacht, aber die Kundinnen wollten es immer kürzer haben." Der Name allerdings geht auf Quants Vorliebe für das gleichnamige Auto zurück.
Vom Papst verdammt, von der Queen gewürdigt
Als die ersten jungen Damen die kurzen Röcke in der Öffentlichkeit trugen, wurden sie noch von Polizisten verwarnt. Die Beamten mussten erst sicher gehen, ob eine solche Rocklänge überhaupt erlaubt war. Der Vatikan verdammte den Minirock als unzüchtig, aber Königin Elizabeth, hier bei ihrem Deutschland-Besuch 1965, verlieh Mary Quant schon 1966 einen Orden für ihre Verdienste in der Modebranche.
Weltweiter Hype
Andere Designer und die Medien griffen die gewagte Idee auf. 1962 zeigte das Modemagazin "Vogue" Quants Designs; nach Deutschland kam der Minirock im Jahr 1964. Bis 1965 hatte sich der Modetrend weltweit durchgesetzt. Aber erst Ende der 1960er-Jahre gab es die kurzen Röcke auch in den Kollektionen namhafter französischer Modehäuser wie Yves Saint Laurent oder Christian Dior.
Kosmetik und Accessoires
Bei Miniröcken blieb es nicht. 1969 stellte Mary Quant ihre Modelinie ein und konzentrierte sich auf eine Accessoires-, Kosmetik- und Wäschelinie, die sie unter ihrem Namen führte. Das Unternehmen gibt es heute noch, doch Quant zog sich 2000 daraus zurück. Über das Lebensgefühl des Minirocks sagte sie: "Es machte die Menschen irgendwie glücklich. Es war ein Durchbruch. Es war das Gefühl der Zeit."