Der Krieg am 38. Breitengrad
Gut drei Jahre dauern die erbitterten Kämpfe um die koreanische Halbinsel. Am Ende des Krieges haben Millionen Menschen ihr Leben verloren – und die Teilung Korea ist zementiert.
Grenzlinie des Kalten Krieges
25. Juni 1950:Truppen aus dem kommunistischen Norden Koreas überqueren den 38. Breitengrad und beginnen im Süden einen regelrechten Eroberungsfeldzug. Innerhalb weniger Tage bringen sie fast das ganze Land unter ihre Kontrolle. Es ist der Beginn eines Krieges, der 37 Monate andauert und verschiedenen Schätzungen zufolge rund 4,5 Millionen Menschen das Leben kostet.
Vorgeschichte des Krieges
Geteilt ist das von 1910 bis 1945 durch Japan besetzte Korea seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges: Das Gebiet nördlich des 38. Breitengrades ist unter sowjetischer Kontrolle, der Süden unter amerikanischer. Im August 1948 wird in Seoul die Republik Korea ausgerufen. Als Reaktion gründet im Norden General Kim Il Sung am 9. September die Demokratische Volksrepublik Korea.
UN im Rücken
Nach dem Vorstoß des Nordens über den 38. Breitengrad beschließen die Vereinten Nationen auf Drängen der USA noch im Juli 1950 Südkorea militärisch zu unterstützen. Insgesamt 40.000 Soldaten aus über 20 Ländern werden nach Korea geschickt, davon allein 36.000 US-Amerikaner. Das Blatt scheint sich zu wenden: Schnell erobern die Allierten nun ihrerseits beinahe die gesamte Halbinsel.
Operation "Chromite": Landung bei Incheon
Am 15. September 1950 landen alliierte Truppen unter der Führung von US-General Douglas MacArthur in der Nähe der Hafenstadt Incheon im Südwesten des Landes und kappen eine zentrale Nachschubbasis des Nordens. Wenig später ist Seoul wieder in der Hand der Allierten, Mitte Oktober erobern sie Pjöngjang. Das Kriegsende scheint nahe – doch dann schickt China Truppen zur Unterstützung Nordkoreas.
Maos Truppen eilen zu Hilfe
Mitte Oktober beginnt die chinesische Intervention. Erst sind es nur kleinere Verbände, die zur Unterstützung kommen. Ende Oktober rückt das erste Großaufgebot der "Freiwilligenarmee" Maos nach Nordkorea vor. Am 5. Dezember ist Pjöngjang, die einzige Hauptstadt eines kommunistischen Landes, die im Kalten Krieg von westlichen Truppen erobert wurde, wieder in nordkoreanisch-chinesischer Hand.
In Ungnade gefallen
Im Januar 1951 startet eine chinesisch-nordkoreanische Großoffensive. Rund 400.000 Chinesen und 100.000 Nordkoreaner drängten die alliierten Truppen weit zurück. Im April desselben Jahres wird General Macarthur seines Amtes enthoben, nachdem er von US-Präsident Truman gefordert hatte, Atombomben gegen China einzusetzen. Nachfolger wird General Matthew B. Ridgway.
Ermüdender Stellungskrieg
Ungefähr auf Höhe der vor dem Krieg festgelegten Grenze zwischen Nord und Süd kommen die gegnerischen Parteien Mitte des Jahres 1951 zum Stehen. Von nun an liefern sich die Truppen der Alliierten und ihre Gegner einen erbitterten Stellungskrieg, der bis zum Ende der Kampfhandlungen im Sommer 1953 andauert - obwohl bereits im Juli 1951 Friedensverhandlungen aufgenommen werden.
Kampf zweier Systeme
Der Koreakrieg gilt als erster Stellvertreterkrieg zwischen Ost und West. Der Großteil der innerhalb der UN-Truppen kämpfenden Soldaten stammte aus den USA. Umgekehrt wurden auf der Gegenseite die Nordkoreaner von hunderttausenden Chinesen und auch Russen unterstützt.
Nordkorea in Schutt und Asche
Der Koreakrieg ist von Beginn an ein Luft- und Bombenkrieg. Während der gut dreijährigen Kämpfe fliegen die UN-Luftwaffen mehr als eine Million Einsätze. Insgesamt werfen die US-amerikanischen Truppen rund 450.000 Tonnen Bomben, auch Napalm, über Nordkorea ab. Das Ausmaß der Zerstörung ist riesig: Fast alle größeren Städte des Landes sind am Ende des Krieges dem Erdboden gleichgemacht.
Geschätzte Opferzahlen
Als die alliierten Truppen 1953 den Rückzug aus Korea antreten, sind Millionen Menschen tot. Die Angaben über die gefallenen Soldaten gehen weit auseinander. Man vermutet, dass ungefähr eine halbe Million koreanischer Soldaten in den Kriegsjahren ums Leben kamen, außerdem rund 400.000 chinesische. Die Alliierten hatten 40.000 Tote zu beklagen, die große Mehrheit - 90 Prozent - US-Amerikaner.
Little Switch und Big Switch
Noch während der Kampfhandlungen - zwischen Mitte April und Anfang Mai 1953 - kommt es zum ersten Gefangenenaustausch zwischen den Kriegsparteien. Bis Ende des Jahres werden weitere Gefangene übergeben. Von UN-Seite sind es mehr als 75.000 Nordkoreaner und knapp 6.700 Chinesen. Die Gegenseite entließ knapp 13.500 Personen, davon etwa 8.300 Südkoreaner und mehr als 3.700 US-Soldaten.
Einstellung des Feuers
Nach über zwei Jahren führen die am 10. Juli 1951 aufgenommen Waffenstillstandsverhandlungen schließlich zum Abkommen von Panmunjom. Die Teilung der Halbinsel ist zementiert: Der 38. Breitengrad wird als Grenze zwischen Nord- und Südkorea festgelegt. Ein Friedensvertrag allerdings wird nie unterzeichnet, völkerrechtlich befinden sich beide Länder also bis heute im Kriegszustand.
Niemandsland zwischen den verfeindeten Nachbarn
Trügerische landschaftliche Idylle am Grenzort Panmunjom: Bis heute ist die entlang des 38. Breitengrades verlaufende Grenze die am schärfsten bewachte der Welt. Entlang der Waffenstillstandslinie von 1953 sind Nord und Süd durch eine knapp 250 Kilometer lange und vier Kilometer breite demilitarisierte Zone getrennt. Noch immer stehen sich hier jeden Tag Soldaten beider Seiten gegenüber.