Der koreanische Traum
Freude und Schmerz, politische Propaganda und persönliche Gefühle: Nach drei Jahren finden erstmals wieder Familienzusammenführungen zwischen Nord- und Südkorea statt. Ein Wiedersehen, das überwältigt.
Ein letztes Wiedersehen
Nur wenige Bürger Süd- und Nordkoreas gehörten zu den auserwählten Kandidaten, die ihre Angehörigen in einer Familienzusammenführung ein letztes Mal sehen dürfen. Seit dem Koreakrieg sind ihre Familien zerrissen. Nach fast 70 Jahren können Sie es kaum fassen, einander wieder in die Arme zu schließen.
Historischer Händedruck
Möglich wurde die Zusammenführung durch die Annäherung beider Länder in den vergangenen Monaten: Auf einem historischen Gipfel im April vereinbarten der nord-koreanische Machthaber Kim Jong Un (l.) und der südkoreanische Präsident Moon Jae In (r.) den schrittweisen Abbau des Kriegszustandes zwischen beiden Ländern.
Aufbruch in ein unbekanntes Land
Obwohl sie von Glück reden können, ihre Verwandten wiederzusehen, ist der Weg bis zum Treffen lang und durchgeplant. Mit einem Bus werden sie von Goseong in das nord-koreanische "Mount Kumgang Resort" gebracht. Private Kommunikation zwischen beiden Teilen Koreas wird immer noch unterbunden. Diese Begegnung ist die einzige Chance, sich ein letztes Mal zu sehen.
Warten auf den großen Moment
Von 130.000 Bewerben sind Park Kab-il und Baek Seong-yeon per Los ausgewählt worden. Fast 70 Jahre nach der Trennung entscheidet ein Algorithmus zufällig, wer sich wiedersehen darf und wer nicht. In einem Hotel im südkoreanischen Sokcho bereiten sich die beiden auf das Wiedersehen vor. Über ihrem Glück liegt die Last der Anspannung.
"Das bin ich!"
Ein altes Fotos dient ihm als Erinnerung. Viele, die das gleiche tragische Schicksal teilen, sind nach mehr als sechs Jahrzehnten bereits verstorben. Nach den vielen Jahren der Trennung dürfen sie von den elf Stunden nur zwei privat ohne Beaufsichtigung verbringen.
Viele Mikrophone, wenig Worte
Auch die Südkoreanerin Lee Geum-seom gehört zu den glücklichen Auserwählten. In Sokcho wartet sie darauf, mit dem Bus nach Nordkorea zu ihren Angehörigen gebracht zu werden. Das Treffen der Familien wird allerdings fast durchgängig von Kameras und Militärs begleitet. Viele Gefühle gehen im Blitzlichtgewitter unter.
Ein Traum wird wahr
Es ist eine lange Zeit vergangen, die Wiedersehensfreude ist riesig groß. Wann und ob es zu einer Wiedervereinigung der beiden Landesteile kommen wird, ist allerdings noch ungewiss. So sehr es sich die Älteren wünschen: Bei der Mehrheit der unter 29-jährigen Südkoreaner gilt Nordkorea einer Umfrage zufolge vor allem als Ausland, wenngleich die Sympathie für den Norden unter ihnen zugenommen hat.