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Der Kampf um die guten Plätze

Andreas Becker, Südafrika3. September 2002

Bei so vielen Gipfel-Teilnehmern ist es klar, dass nicht alles reibungslos ablaufen kann. DW-Korrespondent Andreas Becker berichtet über den Kampf um die guten Plätze, der hinter den Kulissen ablief.

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109 Staats- und Regierungschef aus der ganzen Welt geben sich auf dem Weltgipfel in Johannesburg das Mikrofon in die Hand und halten Reden im Fünf-Minuten-Takt. Gastgeber Südafrika stand dabei vor der delikaten Problematik, die Reihenfolge festzulegen. Um allen Problemen aus dem Weg zu gehen, entschied man sich für das Losverfahren.

Niete gezogen

Bundeskanzler Gerhard Schröder hält sich zwar für einen Siegertypen, doch beim Auslosen der Redner-Reihenfolge zog er eine Niete: Platz Nummer 42. Beim Losverfahren sind alle gleich, das war das Kalkül der Organisatoren. Manche sind jedoch gleicher, und um ihre Sonderwünsche zu rechtfertigen, zeigen sie gern auf einen prallgefüllten Terminkalender. So auch Schröder: Der Wahlkampf in Deutschland ist stressig genug. Daher war in Johannesburg nur ein kurzer Aufenthalt von sieben Stunden vorgesehen, um ein dichtes Programm zu bewältigen: Gespräche mit Politikgrößen, Pressekonferenz und die Rede vor den Nationen der Welt, dann wieder ab nach Hause.

Kuhhandel

Doch der Redeplatz 42 hätte dem Kanzler einen Strich durch die Rechnung gemacht, er hätte seinen Südafrika-Trip um Stunden verlängern müssen. Und schlimmer noch: Er hätte damit hinter Tony Blair und Jacques Chirac gesprochen. Er, der deutsche Bundeskanzler! So machte man sich also auf die Suche nach einem würdigeren Platz, der zudem in den Zeitplan passte. Und wurde fündig: Auf Platz sieben der Liste stand der mazedonische Präsident Trajkovsky, der sich schon seit längerem vergeblich um einen Staatsbesuch in Berlin bemüht haben soll. Man wurde handelseinig, Schröder sprach als siebter und konnte rechtzeitig an die Wahlkampffront zurückkehren. Das jedenfalls erzählt man sich hier auf den Gängen. Ob die Geschichte stimmt, wollte man im Bundespresseamt nicht bestätigen. Dementieren allerdings auch nicht. Zumindest passt sie gut zu diesem Gipfel, bei dem Kuhhandel an der Tagesordnung war.