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Der IS und seine Geiseln

Matthias von Hein4. Februar 2015

Geiseln sind wichtig für den IS: Als Druckmittel, als Geldquelle und mit den medial inszenierten Hinrichtungen als Terror- und Propagandainstrument. Ein Blick auf rund zwei Dutzend bekannte Geiseln - und ihr Schicksal.

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Plakat von Muas al-Kasasba wurde vom IS ermordet (Foto: Kyodo)
Bild: picture-alliance/dpa

Der jordanische Pilot Muas al-Kasasba wurde auf grausamste Art hingerichtet. Nur Tage zuvor war bereits der Japaner Kenji Goto öffentlich enthauptet worden - so wie Haruna Yukawa. Ein Video mit Yukawas Ermordung war am 24. Januar veröffentlicht worden. Zwei wichtige Ziele hat die Terrormiliz damit verfehlt: Weder hat sie die von Japan geforderten 200 Millionen US-Dollar Lösegeld erhalten. Noch hat sie die irakische Dschihadistin Sadschida al-Rischawi aus einem jordanischen Gefängnis freipressen können, die stattdessen aus Rache hingerichtet wurde. Eines aber hat die Terrorgruppe erreicht: Weltweite Aufmerksamkeit.

Lösegeld und Propaganda

Lösegeld und Propagandaziele - beides kann der sogenannte "Islamische Staat" mit seinen Geiseln erreichen. Insbesondere dann, wenn es um internationale Geiseln geht. Aber auch die Entführungen und Verschleppungen christlicher oder jesidischer Einwohner der im letzten Sommer eroberten Gebiete im Nordirak haben die Kassen des IS gefüllt. Indem sie als Sklaven verkauft wurden oder indem für sie Lösegeld erpresst wurde. Entführt, gefoltert, misshandelt und gehandelt werden aber auch Schiiten oder gegnerische sunnitische Kämpfer. International bekannt aber wurden die rund zwei Dutzend westliche Geiseln. Fünfzehn von ihnen wurden freigelassen - vermutlich nachdem Lösegeld geflossen ist. Zuletzt frei gekommen waren im August 2014 der dänische Fotograf Daniel Rye Ottosen sowie der Deutsche Toni N. aus Brandenburg.

Noch zwei Geiseln in der Hand des IS

Von zwei Geiseln weiß man, dass sie sich noch in den Händen der Terrormilizen des IS befinden: Eine namentlich nicht bekannte 26-jährige Amerikanerin, die humanitäre Hilfe leisten wollte sowie der britische Journalist James Cantlie. Cantlie wurde am 22. November 2012 entführt, gemeinsam mit dem US-Journalisten James Foley. Sie waren die ersten Gefangenen der Terrorgruppe. Und Foley war die erste westliche Geisel, die im August letzten Jahres öffentlich hingerichtet wurde. Als Cantlie und Foley entführt wurden, gab es den "Islamischen Staat" in der heutigen Form noch nicht. Beide waren von einer anderen Miliz verschleppt worden, die sich später dem IS anschloss. Cantlie ist mittlerweile der am längsten in der Hand der Dschihadisten festgehaltene Gefangene.

James Foley Journalist Reporter (Foto: DPA)
Erstes Opfer in einer langen Reihe von Hinrichtungen: James FoleyBild: picture-alliance/dpa

Weiterhin ungeklärt ist auch das Schicksal der beiden tunesischen Journalisten Sofiane Chourabi und Nadir Chetari. Beide verschwanden Anfang September 2014 in der libyschen Provinz Ajdabiya. Anfang Januar war auf einer dschihadistischen Website gemeldet worden, Chourabi und Chetari seien getötet worden.



Missbraucht für Werbevideos

Vom IS wird die Amerikanerin Catlie zu Propagandazwecken missbraucht: Auf Internet-Videos macht er scheinbar muntere Führungen durch vom IS eroberte Städte wie etwa Mossul.

Erst spät waren die beiden getöteten Japaner in die Hand der Terroristen gefallen: Yukawa verschwand im August 2014; Goto wurde gefangen, als er im Oktober auf der Suche nach Yukawa nach Syrien ging.

Rechnet man den kriegsgefangenen jordanischen Piloten dazu, weil er Gegenstand von Verhandlungen war, wurden neun Geiseln ermordet. Fünf von ihnen stammen aus England oder den USA. Beide Länder lehnen die Zahlung von Lösegeld ab.

Militärische Befreiung?

Frankreich, Spanien, Deutschland und Dänemark aber werden die Freilassung ihrer Geiseln mit Millionenbeträgen erkauft haben - auch wenn das Berliner Außenministerium nach der Freilassung von Toni N. vieldeutig erklärte, es sei "kein öffentliches Geld" geflossen.

Inzwischen wird in amerikanischen Medien bereits über die Möglichkeit einer militärischen Befreiung der verbliebenen zwei Geiseln, insbesondere der amerikanischen diskutiert. Im vergangenen Sommer war eine Kommando-Aktion zur Befreiung der später ermordeten Geiseln James Foley und Steven Sotloff allerdings gescheitert. Als die Spezialkräfte eintrafen, waren die Gefangenen bereits verlegt worden.

Der spanische Journalist Javier Espinosa schließt nach der Geiselhaft seinen Sohn in die Arme (Foto: EFE/Paco Campos / POOL)
Javier Espinosa kann seinen Sohn in die Arme nehmen: Spanien hatte Lösegeld bezahltBild: picture-alliance/dpa