Der Internationale Frauentag
Clara Zetkin
Die deutsche Sozialistin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin (1857-1933) war eine der wichtigsten Befürworterinnen eines Frauentages. Sie setzte sich für einen Acht-Stunden-Arbeitstag, das Wahl- und Stimmrecht, gleichen Lohn für gleiche Arbeit, ausreichenden Mutter- und Kinderschutz und für die Gleichstellung der Frau im Arbeitsschutzgesetz ein. Der erste Internationale Frauentag, an dem sich Millionen von Frauen beteiligten, fand am 19. März 1911 in Deutschland, Dänemark, Österreich, der Schweiz und den USA statt. Seit 1921 wurde der Tag auf den 8. März festgelegt und sollte damit an den Streik der Arbeiterinnen in einer Textilfabrik in Petersburg während der russischen Revolution 1917 erinnern.
Rote Woche
Sieben Jahre nach dem ersten Internationalen Frauentag gaben das nahende Ende des 1. Weltkriegs, die politischen Unruhen und danach die Revolutionswirren der Frauenstimmrechtsbewegung neuen Aufschwung. Die Frauen fanden offene Ohren bei den Arbeiter- und Soldatenräten, die sich im November 1918 überall formierten. Zum ersten Mal durften die Frauen dann am 19. Januar 1919 bei den Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung an die Urnen. Die Wahlbeteiligung war sehr hoch mit 82,3 Prozent bei den Frauen.
Frauentag wird Muttertag
Während der NS-Zeit gab es in Deutschland durch das Verbot der sozialistischen Parteien keinen Frauentag. 1932 wurde der Frauentag durch den Muttertag ersetzt. Erst in den 1980er-Jahren gewann der Frauentag wieder größere Bedeutung in Westdeutschland. In der DDR dagegen war der Frauentag ein wichtiger Tag im gesellschaftlichen Leben. Heute gibt es in vielen Städten zum 8. März Veranstaltungen, die sich aktuellen Frauen- und Menschenrechtsfragen widmen.
Autonome Frauenbewegung
Die Proteste von 1968 gelten als die Geburtsstunde der autonomen deutschen Frauenbewegung. Sie rückte Themen ins Blickfeld, die vorher nicht oder kaum beachtet wurden, wie die Gesundheitssituation von Frauen und ihre Sexualität, Gewalt gegen Frauen und die Situation von Frauen in Forschung und Lehre.
Multikulti
Iranische Migrantinnen können in Aachen den Internationalen Frauentag zusammen mit deutschen Frauen feiern und dies auch öffentlich bekanntgeben. Dagegen steht das politische System in ihrem Heimatland immer noch für Unterdrückung der weiblichen Bevölkerung, verbunden mit Rechtlosigkeit für die Frauen.
Zaungästinnen
Am Zaun der Kanzleramtsbaustelle in Berlin rütteln am 19. Januar 1999 mehrere Frauen, die sich an einer Demonstration anlässlich der Einführung des Frauenwahlrechts vor 80 Jahren beteiligen. Deutsche Frauen durften am 19. Januar 1919 zum ersten Mal wählen und sich selbst zur Wahl stellen.
Nein zur Gewalt gegen Frauen!
Zentrales Thema eines jeden Internationalen Frauentages ist Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Oft sind Frauen unüberwindlichen Hindernissen ausgesetzt, wenn sie versuchen, die Täter vor Gericht zu bringen. Kulturelle Voraussetzungen, die Frauen eine geringere gesellschaftliche Stellung zuschreiben als Männern, führen dazu, dass die Opfer erlittene Gewalt als Teil ihres Lebens akzeptieren, anstatt gerichtlich gegen sie vorzugehen. So wird Vergewaltigung in vielen Ländern oft nur als tätlicher Angriff bewertet. In Deutschland ist die Vergewaltigung in der Ehe seit mehr als zehn Jahren strafbar.
Härtere Strafen für Vergewaltiger
Frauen demonstrieren in Kapstadt gegen Misshandlung von Frauen und Kindern und fordern härtere Strafen für Vergewaltiger. Tag für Tag werden Frauen in Südafrika Opfer von Gewalt. Alle sechs Stunden wird eine Frau von ihrem Lebensgefährten umgebracht. Jede zweite Frau in Südafrika wird vergewaltigt, alle 30 Sekunden eine. Opfer von Vergewaltigungen werden im Gericht oft wie Angeklagte behandelt. Von 400 Vergewaltigungsprozessen führt im Schnitt lediglich nur einer zur Verurteilung des Täters.
Frauenrechte in Afghanistan
Die afghanische Frauenministerin Hussn Banu Ghazanfrar feiert zusammen mit Präsident Hamid Karsai 2008 den Internationalen Frauentag in Kabul. Entführungen, Zwangsheiraten, Frauen- und Mädchenhandel und auch Steinigungen sind bis heute die größten Gefahren, denen eine Frau vor allem in den ländlichen Gebieten Afghanistans ausgesetzt sein kann.
Gegensätze
Zwei Frauen in Kabul im März 2003 - die eine noch in den Ganzkörperschleier, die Burka, gehüllt, die andere nur mit einem Kopftuch bedeckt, das sogar den Haaransatz zeigt. Obwohl der Schleier seit dem Ende des Taliban-Regimes nicht mehr vorgeschrieben ist, wird er von den meisten Frauen weiter getragen.
Kampf um Gleichberechtigung
Frauen demonstrieren - hier in der Frankfurter Innenstadt am 8. März 2004 - gegen die Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz. Bei den zum Frauentag bundesweit durchgeführten Aktionen stehen frauenpolitische Forderungen im Vordergrund.
Bunte Vielfalt
Zum Frauentag zeigen sich Frauen in ihren landestypischen Trachten: eine Lettin in der Tracht der Suitu Sievas, eine Peruanerin in der Tradition der Indios, eine Spanierin in Fallas-Tracht, eine verschleierte afghanische Frau in einer Burka, eine Pakistanin in der Kleidung des Kalash-Stammes und eine Japanerin im Kimono.
Ministerinnen im Ring
Familienministerin Ursula von der Leyen, Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul und Justizministerin Brigitte Zypries posieren zum Auftakt der Aktion "Gewalt gegen Frauen - Nicht mit uns" des Deutschen Olympischen Sportbundes am 6. März 2008 in Berlin. Mit der Aktion wollten der DOSB und fünf Kampfsportverbände die Selbstbehauptung und Selbstverteidigungsfähigkeit von Frauen in der Gesellschaft verbessern.
Gemeinsam sind sie stark
Weltweit nutzen Frauen - wie hier in Palästina - den Tag, um auf ungleiche Behandlungen aufmerksam zu machen. Die politische Führung in den Palästinensergebieten hatte den Frauen am 7. März 2006 versprochen, dass die neue Regierung die Rechte der Frauen schützen wolle.
Für mich soll's rote Rosen regnen
Die Tradition, zum Frauentag rote Rosen zu schenken, geht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Damals hatten sich in New York Textilarbeiterinnen zusammengeschlossen und gingen für ihre Rechte auf die Straße. Die Arbeiterinnen forderten "Brot und Rosen" - Brot steht für die Teilhabe an der Erwerbstätigkeit, Rosen sind Symbol für das Schöne im Leben.
Mimosen für Russinnen
Russinnen werden am Frauentag von Männern und Kindern verwöhnt. Aber nicht nur Ehefrauen, Mütter, Geliebte und Verwandte, sondern auch russische Geschäftspartnerinnen oder Arbeitskolleginnen sind es gewohnt, am 8. März wenigstens eine kleine Aufmerksamkeit zu bekommen. Als Nationalfeiertag ist der Weltfrauentag in Russland arbeitsfrei.
Kopftuch - ja oder nein?!
Zum Internationalen Frauentag sprechen sich zwei säkulare türkische Oppositionsparteien am 7. März 2008 in Izmir gegen das Kopftuch aus. Sie appellierten an das Verfassungsgericht, ein Gesetz aufzuheben, das Frauen erlaubte, islamische Kopftücher in Universitäten zu tragen.
Abschreckung
Gewalt gegen Frauen, insbesondere Morde, die meist mit beispielloser Grausamkeit verübt werden, nehmen in El Salvador in den letzten Jahren zu. Nur wenige der Taten wurden aufgeklärt, in zahlreichen Fällen wurden die Leichen zerstückelt und teilweise an verschiedenen Orten aufgefunden. Gegen diesen Zustand demonstrierten Frauen anlässlich des Weltfrauentages in San Salvador im März 2007. (Anne Clauberg)