Der Fall Skripal bringt May in neue Nöte
8. März 2018Nach dem Nervengift-Anschlag in Großbritannien bangen die Ärzte um das Leben der Opfer. Innenministerin Amber Rudd stufte den Zustand des russischen Ex-Spions Sergej Skripal und seiner Tochter Julia als nach wie vor "sehr ernst" ein. Beide seien noch immer bewusstlos, sagte sie vor dem Parlament in London.
Derweil ringt die britische Regierung um eine angemessene Reaktion. Die Spekulationen, es handele sich um einen aus Moskau organisierte Tat, reißen in Großbritannien nicht ab. London gerät damit innenpolitisch unter Druck, konkrete Konsequenzen anzukündigen. Doch bislang fehlen Beweise, um einen Täter zu überführen.
So versucht die Regierung erst einmal, Druck herauszunehmen. Die Öffentlichkeit verlange zu Recht, dass die Verantwortlichen identifiziert und zur Rechenschaft gezogen würden, sagte ein Sprecher der Premierministerin Theresa May. Es handele sich um ein "widerwärtiges und skrupelloses Verbrechen". Gleichzeitig mahnte er, es sei wichtig, Spekulationen zu vermeiden, bis die Ermittler harte Fakten auf den Tisch legen könnten.
Rudd versicherte im Parlament, die Regierung werde "robust und angemessen" reagieren, sobald klar sei, wer hinter der Tat stecke. "Das war versuchter Mord auf eine höchst grausame und öffentliche Art." Doch auch sie warnte vor voreiligen Schlüssen. Allerdings hatte sie selbst den Spekulationen neue Nahrung gegeben, als sie in einem BBC-Radiointerview bestätigte, es handle sich bei dem verwendeten Nervengift um einen sehr seltenen Stoff.
Britische Medien folgerten, das erhöhe die Wahrscheinlichkeit eines von Moskau in Auftrag gegebenen Attentats. Für die Herstellung komplexer Giftstoffe sei schließlich ein hohes Maß an Mitteln und Kenntnissen erforderlich.
Ungeachtet der Äußerungen ihres eigenen Sprechers kündigte Premierministerin May im Fernsehsender ITV schon mal eine "angemessene" und "gerechte" Reaktion der britischen Regierung für den Fall an, dass ein anderer Staat in den Giftanschlag verstrickt sei. "Wir werden es korrekt, im richtigen Augenblick und auf Grundlage der besten Beweise tun", sagte May. Doch das geht vielen nicht weit genug: Schon gibt es Forderungen, russische Diplomaten und mutmaßliche Spione auszuweisen.
Doch für London geht es vor allem darum, nicht hilflos auszusehen.
rb/sam (ap, afp, dpa, rtr)