Der genervte Tesla-Chef
3. Mai 2018Ein genervter Tesla-Chef Elon Musk hat Investoren erneut verschreckt. Musk bügelte Fragen zum Finanzbedarf des notorisch defizitären Elektroautobauers ab und schickte damit die Aktien seines Unternehmens auf Talfahrt. Analysten, die Tesla über Bestellungen des neuen Model 3 auf den Zahn fühlen oder genaues zum Kapitalbedarf erfahren wollte, schnauzte Musk an: "Diese Fragen sind so trocken. Die machen mich fertig." Im nachbörslichen Handel gaben die Anteilsscheine um fünf Prozent nach, obwohl Musk Investoren einen Gewinn für das zweite Halbjahr versprach. Das kostete Tesla zwei Milliarden Börsenwert auf einen Schlag. An Ostern erst hatte Musk die Anleger mit einem Aprilscherz über eine Pleite von Tesla per Twitter erschreckt.
Der 46-jährige Milliardär gab in der Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen am Mittwoch lieber dem Youtube-TV-Kanal HyperChange das Wort für eher unkritische Fragen nach Projekten wie autonom fahrender Tesla-Flotten. Die Geschäftszahlen von Tesla blieben unterdessen wenig schmeichelhaft: Im abgelaufenen Quartal fiel bei einem Umsatz von 2,74 Milliarden Dollar ein Rekordverlust von 710 Millionen Dollar an. Während die Skepsis der Anleger wächst, rücken die deutschen Traditionshersteller Audi, Daimler oder BMW dem visionären Elektroautopionier aus Kalifornien auf den Pelz.
Produktion soll bald hochfahren
Vom Erfolg des Model 3 hängt die Zukunft von Tesla ab. Mit einem Basispreis ab 35.000 Dollar (gut 29.000 Euro) will Musk Käufer mit kleinerem Geldbeutel und höhere Stückzahlen erreichen als mit seinen mehr als doppelt so teuren Premiumwagen Model S und X. Nach monatelangen Berichten über Anlaufschwierigkeiten in der Produktion hatte Musk kürzlich Fehler bei dem Projekt eingestanden. So setzte er zu stark auf Automatisierung, was zu Verzögerungen führte. Im zweiten Quartal soll das Werk in Fremont zehn Tage still stehen. Bis Ende Juni will Tesla wöchentlich 5000 Model 3 vom Band laufen lassen nach zuletzt 2270 Stück, sagte Musk. In der zweiten Jahreshälfte soll das Modell, für das es mehr als 450.000 Reservierungen gibt, Gewinn abwerfen.
Derzeit fallen je Fahrzeug noch über 22.000 Dollar operativer Verlust an. Musk senkte allerdings die Prognose für die Ausgaben auf weniger als drei Milliarden Dollar in diesem Jahr nach 3,4 Milliarden Dollar 2017. Damit sei das Unternehmen aber bei weitem noch nicht dabei, die Kosten anhaltend zu senken, erklärte Clement Thibault, Analyst von Investing.com. Schließlich verbrannte Tesla im abgelaufenen Quartal eine Milliarde Dollar und damit viel mehr, als der Markt erwartet hatte. Während Tesla von seinem Kultstatus als Elektroautopionier zehrt, wächst bei den Anlegern die Skepsis. So erwarten Analysten entgegen der Beteuerungen von Musk eine Kapitalerhöhung in diesem Jahr.
In Deutschland verzögert sich die zunächst für 2018 angekündigte Auslieferung des Model 3 nach Medienberichten auf das kommende Jahr. Die deutschen Hersteller verkürzen unterdessen Teslas Vorsprung mit neuen Elektroautos, die rund 500 Kilometer weit mit einer Stromladung kommen sollen. Audi setzt in diesem Jahr schon mit dem Q6 e-tron dem Tesla-SUV Model X etwas entgegen. Ein mittelgroßer Geländewagen wird auch das erste Modell von Daimlers Elektromarke EQ - der für 2019 angekündigte EQC. Porsche greift Tesal im Sportwagensegment mit dem Mission E an. Erschwingliche kompakte Elektroautos der Marke I.D. hat Volkswagen ab 2020 geplant. Bei BMW soll im selben Jahr das Elektro-SUV iX3 vom Band rollen.
hb/tko (rtr)