Der Familienbetrieb Front National
17. April 2015Vor allem für die französischen Medienvertreter drehte sich im Vorfeld des Treffens der Parteiführung alles um die Personalie Marion Maréchal-Le Pen. Die 25-jährige Enkelin von Parteigründer Jean-Marie Le Pen wurde vor drei Jahren Frankreichs jüngste Parlamentsabgeordnete, jetzt wird sie bei den Regionalwahlen im kommenden Dezember die Parteiliste in der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Côte d'Azur anführen.
Dabei legt die Nachwuchspolitikerin großen Wert darauf, als eigenständige Person wahrgenommen zu werden. In einem Interview mit der Zeitung "La Provence" erklärte sie, dass sie weder von ihrem Großvater, noch von ihrer Tante, der amtierenden Parteichefin Marine Le Pen, gelenkt werde. Mit ihrer Tante sei sie nicht immer einer Meinung, was normal sei, erklärte sie weiter. "Aber ich bin aus den gleichen Gründen in die Partei eingetreten wie sie". Ihrem Großvater sprach sie ihren Respekt aus, distanzierte sich aber gleichzeitig von seinen Hardliner-Positionen: "Der Totalitarismus, der Rassismus, das bin nicht ich."
Parteigründer kaltgestellt
Marine Le Pen hatte in der vergangenen Woche endgültig mit dem 86-jährigen Parteigründer Jean-Marie Le Pen gebrochen, weil dieser wiederholt die Gaskammern der NS-Konzentrationslager als "Detail der Geschichte" bezeichnet hatte.
Der FN-Ehrenpräsident torpedierte damit die Strategie seiner Tochter, die Partei aus der offen rassistischen und antisemitischen Ecke zu holen und sie damit für eine breitere Schicht wählbar zu machen. Marine Le Pen zog daraus Konsequenzen und zwang ihren Vater dazu, auf eine Kandidatur in der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur zu verzichten.
Die Familie muss nun aber nicht um ihren Einfluss in Südfrankreich fürchten. Nachdem ein anderer Kandidat des Front National seine Kandidatur für die Region Provence-Alpes-Côte d'Azur am Freitagvormittag zurückgezogen hatte, war der Weg für Marion Maréchal-Le Pen frei. Und ihre Chancen, den Wahlkreis zu gewinnen, stehen nicht schlecht. Der Front National konnte in diesem und im vergangenen Jahr mehrere Wahlerfolge erzielen. Bei den Regionalwahlen im Dezember erhoffen sich die Rechtsextremen einen weiteren Stimmenzuwachs.
djo/mak (afp)