Der DW-Kulturkalender für Februar
30. Januar 2011Kino, Kino und nochmals Kino
Es ist wieder soweit: Die internationale Filmszene blickt nach Berlin – wo am 10. Februar (bis 20.2.) die 61. Berlinale beginnt. Zentraler Fokus liegt wie immer auf dem Wettbewerb, bei dem 16 Filme aus aller Welt um die goldenen und silbernen Bären konkurrieren. Mit dabei, allerdings außer Konkurrenz, ist auch Wim Wenders 3D-Film über die berühmte Choreographin Pina Bausch, der hier seine Weltpremiere feiern wird. Doch das ist nicht alles: Neben dem Hauptprogramm gibt es sechs weitere Sektionen, darunter auch die Reihe "Perspektive Deutsches Kino", die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feiert – zusammen mit dem Leiter der Berlinale, Dieter Kosslick. Er rief die Reihe mit seinem Amtsantritt vor zehn Jahren ins Leben, weil er der Ansicht war, dass der deutsche Nachwuchsfilm Unterstützung brauche. Von den 11 Filmen, die hier laufen, sind in diesem Jahr fast die Hälfte Dokumentarfilme, was in schwierigen finanziellen Zeiten unter anderem dadurch bedingt sein dürfte, dass Dokumentarfilme in der Regel günstiger zu produzieren sind. Ende des Monats dann steht ein weiteres großes Ereignis an: Am 27. Februar werden in Los Angeles die Oscars verliehen.
25 Jahre Kunsthalle Schirn in Frankfurt
Als Kunsthalle eine große Ausstellung zu organisieren ist gar nicht so leicht. Mehr noch als bei großen Museen muss das Konzept überzeugen, denn mangels eigener Sammlung können Kunsthallen keine Gegenleihgaben anbieten. Die Schirn Kunsthalle hat sich in den vergangenen 25 Jahren einen guten Ruf aufgebaut und beginnt ihr Jubiläumsjahr
mit einer großen Ausstellung über die Surrealisten: "Surreale Dinge. Skulpturen und Objekte von Dalí bis Man Ray" (11.2.-29.5.). Rund 180 Werke von 51 internationalen Künstlern werden gezeigt, darunter populäre Namen wie Picasso, Duchamp, Magritte oder Dalí. Der Schwerpunkt liegt in der Schirn stets auf dem aktuellen Bezug der Kunst, auf dem Versuch, Kunstwerke aus einer neuen, zeitgenössischen Perspektive zu präsentieren. So soll beispielsweise mithilfe einer ausgewählten Gruppe von Kunststudenten der Städelschule gezeigt werden, wie Ansätze der alten Meister bis in die Gegenwart hineinwirken. Sie gestalten den Eingangsbereich der Ausstellung.
Multikulti versus Leitkultur
Wer soll eigentlich wohin integriert werden? Diese Frage stellt ein Projekt in Berlin, das Schüler aus drei Berliner Hauptschulklassen losgeschickt hat, um herauszufinden, wer sich womit identifiziert und wieso. Mit Hilfe von Ethnologie-Studenten sollten sie eine Art Feldforschung in ihrem Lebensumfeld betreiben. Wie wird mit dem Thema Liebe umgegangen? Welche Traditionen hat der Nachbar, die beste Freundin, die eigene Familie, welche Feste werden gefeiert, welche Andenken bewahrt, welche Probleme werden besprochen, welche verschwiegen etc. Hintergrund ist die Tatsache, dass die meisten Jugendlichen an Berliner Hauptschulen ganz unterschiedliche kulturelle Hintergründe haben. Viele sind hier geboren, doch die Eltern kommen aus Ländern wie der Türkei, dem Iran oder Marokko. In den Medien ist von ihnen meist als "Menschen mit Migrationshintergrund" die Rede, als was aber bezeichnen sie sich selbst? Anstatt dass über sie gesprochen wird, sollen sie hier selbst zu Wort kommen. Die Ergebnisse in Form von Videos, Texten oder Installationen zeigt das Hause der Kulturen der Welt parallel zur Berlinale-Reihe "Generation“, die ebenfalls dort läuft, vom 13.2. bis 25.2. unter dem Titel "Sieben Felder".
Bildungsmesse in Stuttgart
Raus aus dem Alltag, rein in die Messehallen – für viele Lehrer und Pädagogen ist die "didacta", Deutschlands größte Bildungsmesse (22.-26.2.), eine gute Möglichkeit, um Ideen und Anregungen für ihre Arbeit zu bekommen. Einer der Schwerpunkte liegt in diesem Jahr auf dem Thema "internatbasiertes Lernen", sicherlich kein neues Gebiet, aber eines, das sich stets weiterentwickelt. Virtuelle Simulationen beispielsweise sind aus vielen Ausbildungsberufen nicht mehr wegzudenken, wo aber liegt die Grenze zwischen Spielen und Lernen? Ingesamt gibt es in den fünf Tagen rund 1500 Veranstaltungen, darunter Workshops und Vorträge, in denen Experten neue didaktische Trends und Methoden vorstellen, aber auch Foren, in denen bildungspolitische Themen diskutiert werden. Und da man nicht nur Pädagogen aus einer bestimmten Region, sondern aus ganz Deutschland ansprechen will, findet die Messe in jährlichem Rhythmus an drei verschiedenen Orten statt: In diesem Jahr ist Stuttgart dran, im letzten Jahr war es Köln, 2012 ist Hannover an der Reihe.
Kurt Weill Fest in Dessau
Er wurde in Deutschland geboren, als deutschen Komponisten aber bezeichnete sich Kurt Weill selbst später nicht mehr. Jüdischer Herkunft floh er 1933 vor den Nationalsozialisten, zunächst nach Paris, später in die USA, wo er 1943 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt. In Deutschland ist sein Name vor allem durch seine Zusammenarbeit mit dem Dramatiker Bertolt Brecht in den 1920er Jahren bekannt: Kurt Weill schrieb die Musik der berühmten "Dreigroschenoper". Seit 1993 widmet ihm seine Geburtstadt Dessau ein Festival, das "Kurt-Weill-Fest", das in diesem Jahr unter dem Motto "Berlin im Licht" steht (25.2.-13.3.). Es ist der Auftakt einer Serie, die die drei Schaffensorte Weills – Berlin, Paris und New York – in den Mittelpunkt rücken will: die Lebensumstände sowie das Lebensgefühl, das mit diesen Orten und der damaligen Zeit verknüpft ist. Neben den Konzerten gibt es Chanson-Abende, Ausstellungen und auch ein kleines Filmfest, bei dem Filme aus dem Berlin der 20er und 30er Jahre gezeigt werden, darunter "Berlin Alexanderplatz" (1931) oder "Der Blaue Engel" (1930) – Filme, die von den Nazis verboten wurde, die heute Klassiker sind.
14.2. Valentinstag
In Verdacht stehen stets die Blumenhändler, die einfach nur mehr Geld verdienen wollen. Aber wer hat ihn denn nun erfunden, den Valentinstag? So richtig verbreitet ist er in Deutschland eigentlich nicht, doch in den letzten Jahren hat er zunehmend an Popularität gewonnen. Den Eindruck bekommt man zumindest, wenn man die Schaufenster Anfang des Monats betrachtet: Herzen über Herzen, wohin man auch guckt. Wo genau der Brauch herkommt, lässt sich nicht wirklich festmachen. Mal ist von einem heiligen Bischof namens Valentin die Rede, der Paare heimlich getraut haben soll und ihnen anschließen Blumen schenkte, andere führen als Beleg für die lange Tradition des Tages ein Gedicht des britischen Schriftstellers Geoffrey Chaucer an, in dem von Vögeln die Rede ist, die sich am Valentinstag einen geeigneten Partner suchen. Für letzteres eignet sich bei den Menschen allerdings auch der Karneval ganz gut – der steht Anfang März vor der Tür.
Autorin: Petra Lambeck
Redaktion: Ramón García-Ziemsen