Einzelhandel bricht ein
5. Oktober 2020Der Trend begann bereits vor ziemlich genau zwanzig Jahren: Seither verlieren Kaufhäuser und Einzelhändler in den Innenstädten Kundinnen und Kunden, und die Städte verlieren an Attraktivität. Die Corona-Krise wirkt dabei als Brandbeschleuniger. Im August verloren die Einzelhändler im Vergleich zum letzten Monat vor Corona, dem Februar, 11,4 Prozent an Umsatz. Die Onliner hatten da auf Jahressicht noch einmal um fast 20 Prozent zugelegt, so die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts.
Vor 20 Jahren eröffnete der heute weltgrößte Onlinehändler Amazon sein erstes Warenlager in Deutschland. Etwa um dieselbe Zeit begann der Online-Marktplatz Ebay Deutschland, seine Dienste einem größeren Publikum anzubieten. In diesen zwanzig Jahren seit 1999 konnte der Onlinehandel seine realen Umsätze bis 2019 mehr als verdoppeln, das Plus erreichte 120,3 Prozent. Der Boom des Onlinehandels ging von 1999 bis 2019 mit dem Niedergang der Kaufhäuser einher: Sie büßten in diesem Zeitraum 42,1 Prozent ihres realen Umsatzes ein.
"Das Sortiment kann nicht mithalten"
"Schon vor der Corona-Krise war der starke Onlinehandel eine große Konkurrenz für die Ladengeschäfte des stationären Einzelhandels, also für den Fachhandel und die Kaufhäuser", fassen die Experten des Statistischen Bundesamts die Entwicklung zusammen. Die Corona-Krise verschärfte diesen Prozess nun.
"Eine Ursache für die rückläufigen Umsätze der großen Warenhausketten dürfte deren Sortiment sein, das letztlich nicht mit der Vielfalt und den Preisen der Angebote im Internet mithalten kann", hieß es. 68 Prozent der Onlinekäufer erwarben 2019 Bekleidung, Sportartikel und Schuhe über das Internet. Diese Warengruppe war damit das beliebteste Onlineprodukt.
Stark nachgefragt waren online mit einem Anteil von 53 Prozent auch private Gebrauchsgüter oder Haushaltswaren, zu denen auch Geschirr, Waschmaschinen, Stoffe, Bastelmaterial und Spielzeug zählen – alles klassisches Sortiment der Warenhäuser. Die Folgen kann man in den Innenstädten beobachten: Leerstehende Ladenlokale und Billigstketten bestimmen häufig das Bild.
ar/tko (dpa, rtr, afp)