Der Bayreuth-Debütant ist durchgefallen
26. Juli 2011Mit viel Prominenz auf dem Roten Teppich sind die 100. Richard-Wagner-Festspiele auf dem Grünen Hügel von Bayreuth gestartet. Doch fünfeinhalb Stunden später war es vorbei mit dem Glanz. Für den Regisseur der Festspiel-Neuinszenierung "Tannhäuser" hagelte es ein Buh-Gewitter, in das sich kein einziges Bravo mischen wollte. Sebastian Baumgarten, der 42 Jahre alte Opernregisseur aus Berlin, fiel glatt durch mit seinem unterkühlt-akademischen Diskurs über den Gegensatz von "Apollinischem und Dionysischem", wie er selbst es nannte, zwischen der Vernunft und der Sucht nach Rausch.
Gefeierter Festspielchor
In überschwänglichem Applaus baden durften dagegen der mitreißende Festspielchor und sein Leiter Eberhard Friedrich, während es für den zweiten Debütanten der Aufführung, den musikalischen Leiter Thomas Hengelbrock, eher freundlichen Applaus gab. Nach einem verhaltenen Beginn trumpfte das Festspielorchester im abgedeckelten Graben mehr und mehr auf und gewann an Format. Die gefeierten Sänger des Abends waren Günther Groissböck als Landgraf von Thüringen, Michael Nagy als Wolfram von Eschenbach und die Finnin Camilla Nylund als Elisabeth. Einzig Stephanie Friede als Venus fiel beim Publikum glatt durch.
Die beiden Festspielleiterinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier, Urenkelinnen des Komponisten, hatten am Nachmittag am Roten Teppich zahlreiche Prominente aus Politik und Showgeschäft begrüßt: Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Bundes- sowie Landesminister, die Schauspieler Sebastian Koch, Edgar Selge, Wayne Carpendale und Erol Sander, die Schauspielerinnen Maria Furtwängler, Veronica Ferres und Franziska Walser sowie den Chef der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet und Fürstin Gloria von Thurn und Taxis.
Der hollänische Avantgarde-Künstler Joep van Lieshout hatte für Baumgartens Inszenierung eine opulente Bühne gebaut, die eher eine Kunstinstallation war. Zwischen Biogasanlage, Alkoholator und diversen dampfenden Apparaturen wollte sich keine Verbindung zur Inszenierung Baumgartens herstellen. Das ratlose Publikum wollte den gedachten Anspielungen nicht folgen und buhte den Künstler ebenfalls durchweg aus.
Castorf inszeniert 2013 "Ring des Nibelungen"
Am Vormittag hatte Katharina Wagner bekannt gegeben, dass der Berliner Volksbühnenintendant Frank Castorf im Wagner-Jubiläumsjahr 2013 dessen opus magnum "Der Ring des Nibelungen" inszenieren soll. Der Vertrag sei allerdings noch nicht unterzeichnet, da das komplette Inszenierungsteam noch nicht gefunden sei.
Bis 28. August sind bei den Bayreuther Festspielen noch vier weitere Wagner-Opern zu sehen: "Die Meistersinger" in der Regie von Katharina Wagner, "Lohengrin" von Hans Neuenfels, "Parsifal" von Stefan Herheim und "Tristan und Isolde" von Christoph Marthaler. Eintrittskarten gibt es auf dem freien Markt nicht mehr zu kaufen.
Autorin: Angelika Rausch (dapd)
Redaktion: Christian Walz