Der Afrika-Cup läuft - trotz allem
10. Januar 2010Am Sonntagabend (10.01.2010) traf Angola im Eröffnungsspiel auf Mali. In einer Schweigeminute wurde der Opfer gedacht. Zuvor hatte der angolanische Präsident Jose Eduardo dos Santos das Turnier vor 50.000 Zuschauern in der Hauptstadt Luanda eröffnet. "Wir verurteilen diesen terroristischen Akt, aber der Wettbewerb wird auch in Cabinda fortgesetzt werden. Lasst uns zusammenstehen, und möge der Beste gewinnen", sagte Dos Santos.
"Sofort nach Togo"
Der afrikanische Fußballverband CAF hatte Forderungen, das Turnier nach dem "Akt der Barbarei" (Togos Trainer Hubert Velud) nicht auszutragen, eine Absage erteilt. Mit einem Machtwort beorderte Premierminister Gilbert Houngbo das Team nach dem verheerenden Separatisten-Angriff nach Hause. "Die Mannschaft muss sofort nach Togo zurückkehren. Wenn Spieler oder andere Personen während der Eröffnungsfeier unter der Flagge Togos stehen, repräsentieren sie nicht unser Land", sagte Houngbo. Er rief eine dreitägige Staatstrauer aus. Zwei Tage nach dem Attentat wurde am Sonntag eigens ein Regierungsflugzeug von Togo nach Angola geschickt, um die Mannschaft abzuholen.
Die Spieler hatten fast einstimmig beschlossen anzutreten - trotz des Attentats. "Wir haben uns entschieden, etwas Gutes zu tun für das Land und zu Ehren derer zu spielen, die gestorben sind. Leider haben sich der Staatschef und die Regierung anders entschieden", sagte Kapitän Emmanuel Adebayor bei Radio RMC. "In Togo werden wir alle bei der Beisetzung der Toten dabei sein", erklärte Assimiou Touré von Bundesligist Bayer Leverkusen der "Bild"-Zeitung.
Zuma: "Ein Ansporn"
Fünf Monate vor Beginn der ersten Weltmeisterschaft in Afrika hat der Terroranschlag die Diskussion um die Sicherheit neu entflammt. Der Fußball-Weltverband FIFA und Südafrika bemühten sich zu versichern, dass der Anschlag die WM nicht tangiere. "Ich habe nach wie vor vollstes Vertrauen in Afrika und bin sicher, dass der Kontinent in der Lage ist, eine Fußball-WM zu organisieren", sagte FIFA-Präsident Joseph S. Blatter. Auch der WM-Gastgeber reagierte gelassen. "Wir sind zu 100 Prozent bereit, das Turnier auszurichten. Spekulationen, dass der Vorfall in Angola Auswirkungen auf die WM hat, weise ich entschieden zurück", sagte Südafrikas Präsident Jacob Zuma. "Der Anschlag ist schockierend und inakzeptabel, er sollte uns aber Ansporn sein, den Terrorismus auszumerzen."
Rebellen der "Befreiungsfront der Exklave Cabinda" (FLEC) hatten am Freitag den togoischen Mannschaftsbus mit Maschinengewehren beschossen. Dabei wurden der Pressesprecher der Nationalmannschaft und der Assistenztrainer getötet. Ein Busfahrer, der zunächst ebenfalls für tot erklärt worden war, schwebt in Lebensgefahr. Insgesamt erlitten neun Menschen Verletzungen, darunter drei Nationalspieler. Die FLEC-Rebellen kündigten weitere Anschläge auf den Afrika-Cup an.
Das Eröffnungsspiel zwischen Gastgeber Angola und Mali endete 4:4 unentschieden.
Autor: Oliver Samson (SID, afp)
Redaktion: Stephan Stickelmann