Denksportler und Denker: Emanuel Lasker
Er ist der Rekord-Weltmeister: Vor 150 Jahren wurde Emanuel Lasker geboren, der erste und bisher einzige Schach-Weltmeister aus Deutschland. Ein Mann mit vielen Talenten.
Schach-Profi oder Professor?
Am 24. Dezember 1868 als Sohn eines jüdischen Kantors im westpommerschen Örtchen Berlinchen (heute Polen) geboren, studierte Emanuel Lasker Mathematik, promovierte und hielt Vorträge an Universitäten in England und den USA. Eine Karriere an der Hochschule schien möglich und wurde von Lasker auch angestrebt. Doch parallel spielt er Schach gegen die besten der Welt und eilt von Sieg zu Sieg.
Weltmeister: Sieg gegen Wilhelm Steinitz
Im März 1894 war es so weit: Lasker tritt gegen den amtierenden Weltmeister Wilhelm Steinitz an. Der junge Herausforderer aus Deutschland gilt als Favorit und gewinnt mit 12:7. Zwei Jahre später besiegt Lasker den in den USA lebenden Österreicher Steinitz im Rückkampf erneut.
Titelverteidigung 1908
Siegbert Tarrasch ist um die Jahrhundertwende einer der stärksten Schachspieler der Welt. Der Arzt aus Breslau hat den Spitznamen: "Praeceptor Germaniae" (Lehrmeister Deutschlands). Seine Bücher über die Schach-Theorie werden noch heute gelesen. Gegen Lasker hat Tarrasch aber im Jahr 1908 keine Chance. Lasker, der inzwischen in Berlin lebt, gewinnt klar mit 8:3.
Schach als Sport
Zu Laskers Zeiten galt Schach als intellektuelle Passion und weniger als Sport. Doch Lasker war seiner Zeit voraus: Er wollte auf dem Schachbrett punkten, egal wie. Mit dieser pragmatischen Grundhaltung machte er sich in der damaligen Schachszene nicht nur Freunde. Der aktuelle Schachweltmeister, der Norweger Magnus Carlsen, geht seine Partien heutzutage ähnlich ergebnisorientiert an.
Der Denksportler als Vordenker
Auch als Weltmeister verfolgte Lasker weiter seine akademischen und künstlerischen Interessen. Er wechselte von der Mathematik zur Philosophie, aber erreichte nicht die ersehnte Hochschul-Professur. Zusammen mit seinem Bruder, der mit der Dichterin Else Lasker-Schüler verheiratet war, schrieb er sogar ein expressionistisches Theaterstück - das aber schnell in Vergessenheit geriet.
Die Niederlage: Raúl Capablanca ist stärker
Nach 27 Jahren muss Emanuel Lasker den Weltmeister-Titel abgeben. 1921 verliert er das Match gegen Raúl Capablanca klar mit 9:5. Lasker kann keine einzige Partie gegen den Kubaner gewinnen, der wegen seines perfekten und eleganten Spiels als "Schach-Maschine" gilt.
Nachfolger aus Norwegen
Obwohl Deutschland ein Land mit vielen Schachspielern ist, hat es seit Lasker kein Deutscher mehr auf den Schach-Thron geschafft. Der amtierende Champion Magnus Carlsen (Norwegen) wird oft mit Lasker verglichen. Wie sein deutscher Vorgänger gilt Carlsen als großer Kämpfer, der geschickt auch die kleinsten Fehler seiner Gegner ausnutzt.
Weltbürger
Nach der Niederlage gegen Capablanca blieb Lasker in der Öffentlichkeit präsent, veröffentlichte Artikel und hielt Vorträge, in denen er für Völkerverständigung warb und sich gegen den grassierenden Antisemitismus wandte. Der Deutsche Schachbund erinnerte daher mit einer Ausstellung im Jahr 2018 nicht nur an den Schachspieler, sondern auch an den Wissenschaftler und Gesellschaftskritiker Lasker.
Vergessen im Exil
Lasker erkannte 1933 schnell, dass ihn der Ruhm als Deutschlands größter Schachspieler nicht vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten bewahren würde. Er flüchtete und starb 1941 in New York. Dort liegt er auf dem jüdischen Friedhof Beth Olom begraben. Im Nachkriegsdeutschland geriet er außerhalb der Schach-Szene schnell in Vergessenheit.
Vor 100 Jahren war er fast so bekannt wie Albert Einstein: Emanuel Lasker ist der einzige deutsche Schach-Weltmeister und saß länger auf dem WM-Thron als alle anderen Titelträger vor ihm und nach ihm. Von 1894 bis 1921 war Lasker die Nummer Eins im traditionsreichen Denksport Schach. Doch Lasker, der am 24. Dezember 1868 geboren wurde, war nicht nur einer der besten Schachspieler aller Zeiten: Er arbeitete als Mathematiker, verfasste philosophische Werke und schrieb sogar ein Theaterstück. Zeitlebens setzte sich der Weltbürger Lasker für Toleranz und Demokratie ein - bis zu seinem Tod im New Yorker Exil.