Dengue-Epidemie
13. November 2009Seit einem Monat wütet auf Cabo Verde eine Dengue-Fieber-Epidemie. Obwohl sie von den Behörden früh erkannt wurde, erkranken immer mehr Bewohner des Landes. Es gibt weder eine Schutzimpfung, noch Medikamente gegen die Tropenkrankheit, die auch zum Tod führen kann. Dengue-Fieber kann nur durch gute hygienische Bedingungen verhindert werden. Darum ist Großreinemachen in der kapverdischen Hauptstadt Praia angesagt. Müll, Schmutz und selbst die kleinste Pfütze müssen weg, denn dort legen die Moskitos, die das Dengue-Fieber übertragen, ihre Eier. Und Cabo Verde hat Dengue den Krieg erklärt. Auch Maria Monteiro aus dem Achadinha-Viertel: "Wir haben schon jede Menge Abfall weggeräumt und verbrannt", versichert die Frau. "Alles, was irgendwie gefährlich sein könnte."
Schwerste Epidemie der Geschichte
Die kleine Inselrepublik vor der Westküste Afrikas wird von der größten Dengue-Epidemie ihrer Geschichte heimgesucht: Von den rund 450.000 Einwohnern sind bis jetzt rund 13.000 offiziell krank gemeldet, es gab schon sechs Tote und die Dunkelziffer weiterer Fälle ist unbekannt. Die Angst vor Dengue sei fast eben so groß wie die Angst vor Cholera, bestätigt ein Mann auf der Straße. Vor allem in der Hauptstadt Praia auf der Insel Santiago breitet das Dengue-Fieber sich aus, denn dort werden täglich 500 Neuerkrankungen gemeldet. In den vergangenen Jahren ist die Hauptstadt mit atemberaubender Geschwindigkeit gewachsen. Niemand weiß genau, wieviele Einwohner Praia jetzt hat. Die Schätzungen liegen zwischen 100.000 und 200.000.
Moskito-Nistplätze vernichten
In vielen der teils illegalen neuen Viertel gibt es weder fließendes Wasser noch Kanalisation, dafür umso mehr Abfall und Müll. Ein idealer Nährboden für Dengue-Fieber, der durch eine Mega-Aufräumaktion gereinigt werden sollte. Von 600 Soldaten, einer Hundertschaft städtischer Arbeiter und vielen freiwilligen Helfern. "Wir arbeiten hier im Viertel São Filipe, denn auch hier hat es mehrere Dengue-Fälle gegeben", erklärt der Sanitäter Euclides da Lomba. "Wenn wir hier fertig sind, geht es anderswo weiter."
Ulisses Correia e Silva, der Bürgermeister von Praia, verspricht indessen, die hygienischen Verhältnisse zu verbessern: "Nistplätze müssen systematisch trocken gelegt werden, denn die Moskitos übertragen die Krankheit. Pfützen und Wasserreste auf der Straße und in den Häusern werden beseitigt, denn das sind die Brutstätten der Moskitos." Inzwischen sind die Krankenhäuser und Polikliniken der kapverdischen Hauptstadt dem Patientenansturm kaum mehr gewachsen, internationale Hilfe ist angelaufen. Ärzte aus Portugal und der Schweiz versuchen, die Epidemie zu bekämpfen, Frankreich hat ein kleines Feldlazarett aus dem benachbarten Senegal eingeflogen. Doch die Ärzte können nur die Symptome der Krankheit lindern, da es keine Medikamente gegen Dengue gibt.
Ministerpräsident erkrankt
Außer der Hauptstadt Praia sind bis jetzt vor allem Fogo und Maio betroffen, zwei kleinere, abgelegene und nur schwer zu erreichende Inseln, auf denen die medizinische Versorgung besonders schwer ist. Die Situation auf der als Ferienparadies bekannten Insel Sal sei weniger beunruhigend und unter Kontrolle, heißt es von offizieller Seite. Es gebe sogar Anzeichen, dass die Epidemie ihren Höhepunkt erreicht habe, versichert Regierungschef José Maria Neves. Er macht sich bereits Gedanken darüber, wie neue Dengue-Ausbrüche verhindert werden können. Nach der hoffentlich erfolgreichen Bekämpfung des Dengue-Fiebers werde er mit dem Bürgermeister das Problem der Müll- und Abwasserbeseitigung diskutieren, verspricht der Ministerpräsident. "In einem Land, das modern und fortschrittlich sein will, darf es keine Dengue-Epidemien mehr geben."
Zunächst allerdings hat der Regierungschef andere Probleme. Nachdem auch er an der großen Reinigungsaktion teilgenommen hatte, liegt er jetzt im Bett – mit Verdacht auf Dengue-Fieber.
Autor: Jochen Faget
Redaktion: Michaela Paul