Klaus Staecks Plakat-Satire
8. Februar 2018Staecks Kunst, das sind vor allem Plakate, Postkarten, Aufkleber und Multiples. Mit ihnen bezieht er Position - fast jeder Entwurf enthüllt einen Missstand. "Meine Hoffnung ist", sagt er, "Störendes zu beeinflussen." Er möchte zum Nachdenken anregen - sein Widerspruchsgeist, sein Humor und seine Fabulierkunst kommen ihm dabei zugute.
So druckte er 2014 "nie mehr amazon" auf ein Plakat. Mit den Namen "AMAZON", "FACEBOOK", "GOOGLE" und "APPLE" benannte er im gleichen Jahr Albrecht Dürers vier apokalyptische Reiter (Holzschnitte von 1497/98 - Anm.d.Red.), unter deren Ansturm die Welt zugrunde geht.
Ex-Bundeskanzler Kohl fand sich 1997 auf einer Kanonenkugel sitzend, wie er "blühende Landschaften" überfliegt. Titel: "Der Lügenbaron". Über die Porträts zweier Industriemanager montierte Staeck 1988 den Schriftzug: "Alle reden vom Klima. Wir ruinieren es."
Das Plakat als Kunstform
Klaus Staeck hat das Plakat zur Kunstform erhoben. Viele seiner Arbeiten brannten sich ins kollektive Gedächtnis der alten Bundesrepublik (1949-1990) ein. Das Plakat "Würden Sie dieser Frau ein Zimmer vermieten?" etwa entstand im Dürer-Jahr 1971. Es zeigt Dürers Mutter und wurde in Nürnberg anonym plakatiert, als dort eine große Dürer-Gedächtnisausstellung stattfand – zeitgleich zu einem Kongress des Haus- und Grundbesitzer-Vereins.
Mit Plakaten "Die Reichen müssen reicher werden. Deshalb CDU" oder "Deutsche Arbeiter! Die SPD will Euch Eure Villen im Tessin wegnehmen!" avancierte Klaus Staeck mühelos zum ironischen Kommentator des Politbetriebs. Aus seiner linken Gesinnung machte er dabei keinen Hehl. Umso mehr traf seine Satire den Nerv der Zeit. Viele Zeitgenossen fühlten sich provoziert und strengten Prozesse gegen den Künstler an. Von 41 dieser Prozesse verlor er bis heute keinen einzigen.
Schlacksig-schlank im typischen blauen Anzug, so schlendert Staeck jetzt durch die Essener Ausstellung. Ihr Titel: "Sand fürs Getriebe". Rund 180 seiner Plakate zeigt das Museum Folkwang aus der Zeit von 1971 bis 2017. Zu sehen sind auch frühe Druckgraphiken, Vorläufer der späteren Plakate, von denen viele schon bei der Kasseler Kunstschau "documenta" hingen. "Nicht altersmüde" findet sich Staeck, der studierter Jurist ist und einige Jahre Präsident der Berliner Akademie der Künste war, "höchstens altersweise". Statt zu kritisieren, möchte er heute mehr loben. "Das", sagt er, "wirkt auch!"