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'Heilige Tätigkeit'

Stefan Dege2. Juni 2008

Medien entlarven Gewalt und rütteln auf: Journalismus sei deshalb eine "heilige Tätigkeit", sagte Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi zum Auftakt des ersten "Deutsche Welle Global Media Forum" in Bonn.

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Fernsehteam (Quelle: DW)
Rund um den Globus im Einsatz: engagierte Journalistinnen und JournalistenBild: DW-TV

Abgrundtiefe Trauer und wilde Entschlossenheit mischen sich im Gesichtsausdruck des vielleicht zwölfjährigen Mädchens. Neben ihren lustig geflochtenen Zöpfen ragt die schussbereite Kalaschnikow auf. Der Journalist Peter Mantello hat die Kindersoldatin aus Birma fotografiert. Er hat dafür sein Leben riskiert. Denn das Militärregime in dem asiatischen Land will solche Fotos nicht und versteht keinen Spaß, wie zuletzt das Krisenmanagement nach dem verheerenden Wirbelsturm gezeigt hat.

"Friedensstiftung und Krisenprävention"

Deutsche Welle-Intendant Erik Bettermann (Quelle: DW/Per Henriksen)
"Die Rolle der Medien muss diskutiert werden": Deutsche Welle-Intendant Erik BettermannBild: DW

Mantellos Fotos hängen jetzt in Bonn – als Teil der Fotoausstellung "Gezwungen, grausam zu sein" am Rande des ersten "Deutsche Welle Global Media Forum". Über zwei Tage versammelt der internationale Kongress in Bonn rund 800 Journalisten, Politiker, Wissenschaftler und Kulturleute aus aller Welt.

"Friedensstiftung und Krisenprävention", ein aktuelleres Thema hätten sich die Initiatoren vom Deutschen Auslandssender kaum auf die Fahnen schreiben können. Zwei Deutsche Welle-Journalisten waren unlängst in Afghanistan ermordet worden. Doch angesagt in Bonn ist Dialog, nicht Nabelschau. "Die Rolle des Journalismus und der Medien muss diskutiert und definiert werden", sagt Deutsche Welle-Intendant Erik Bettermann. "Das gilt für Konfliktprävention und Friedensstiftung, Regierungsführung und Menschenrechte, Zivilgesellschaft und Wertevermittlung, Bildung und Entwicklung gleichermaßen."

Das World Conference Center Bonn (Quelle: DW/Per Henriksen)
Das "Deutsche Welle Global Media Forum" tagt im Plenarsaal des World Conference Center in Bonn, dem ehemaligen Sitz des BundestagesBild: DW

Keine Demokratie ohne freie Medien

Was tut Europa gegen die Krisen in der Welt? Gleich zum Auftakt des Global Media Forums stand diese Frage im Mittelpunkt der Kongressdebatten. Zwar zählt Krisenprävention seit geraumer Zeit zu den vier Grundsäulen der EU-Außenpolitik. EU-Blauhelme etwa haben die Wahlen im Kongo abgesichert. EU-Polizisten überwachen die Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen. Auf dem Balkan, in Afghanistan und in Ländern des ehemaligen Ostblocks hilft die Europäische Union beim Aufbau von Sicherheitsstrukturen und Rechtsstaatlichkeit.

Doch es gibt Versäumnisse und dementsprechend noch viel zu tun, wie Georg Boomgarden, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, in seiner Rede anmahnte: "Freie Medien und ihre vielfältigen Informationsangebote sind eine Voraussetzung dafür, dass demokratische und rechtsstaatliche Strukturen funktionieren können. Er habe keinen Zweifel, dass sich eine demokratische Presse Werten wie Freiheit und Toleranz, dem Abbau von Feindbildern und einer Kultur der gewaltfreien Konfliktaustragung verpflichtet fühle.

"Journalismus ist heilig"

Shirin Ebadi (Quelle: DW/Per Henriksen)
"Medien wecken das menschliche Gewissen": Shirin Ebadi, Friedens-Nobelpreisträgerin, IranBild: DW

Aus dem Iran war die Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi angereist. Sie brachte die Rolle der Medien so auf den Punkt: "Wenn man Gewalt entlarvt, wird auch das menschliche Gewissen geweckt - dann findet man auch eine Lösung. Journalistische Arbeit ist eine gefährliche und zugleich eine heilige Tätigkeit."

"Aus der Mitte Europas" schickt die Deutsche Welle täglich ihre Berichte um die Welt, per Radio, Fernsehen oder Internet. Immerhin leben zwei Drittel der Menschheit in Ländern, wo Presse- und Medienfreiheit noch Fremdworte sind. So helfen Deutsche Welle-Journalisten – wie zuletzt nach dem Ende der Taliban-Herrschaft in Afghanistan – beim Aufbau freier Medien. Grenz- und kontinentüberschreitende Zusammenarbeit gehört zum Tagesgeschäft der Deutschen Welle, der Gastgeberin des Global Media Forums, das ab sofort zur Dauereinrichtung werden soll.