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Deichbruch in Russland: Evakuierungen in der Region Orenburg

6. April 2024

Schneeschmelze im Ural und heftiger Regen: Ein Damm hält den Wassermassen nicht stand. Nun müssen Tausende in der Region Orenburg ihre Häuser verlassen. Haben die Behörden Warnungen ignoriert?

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Russland Dammbruch bei Orsk | Katastrophenhelfer im Einsatz in der Altstadt von Orsk (06.04.2024)
Katastrophenhelfer im Einsatz in der Altstadt von Orsk: Zwei Leichen entdecktBild: Russian Ministry of Emergency/TASS/dpa/picture alliance

Schon seit Donnerstag gilt in der Region Orenburg im Süden Russlands der Notstand. Der Grund: Das Schmelzwasser des Frühlings und heftiger Regen ließen den Ural-Fluss bedrohlich ansteigen.

Am Freitag eskalierte die Lage: Ein Deich brach in der Stadt Orsk. Weite Teile der Gegend wurden in der Nacht zu diesem Samstag überflutet. Die Überschwemmungsgebiete wurden evakuiert. Tausende mussten ihr Zuhause verlassen.

Russland: Bruchstelle im Hochwasserschutzdamm in Orsk (05.04.2024)
Bruchstelle im Hochwasserschutzdamm in Orsk (am Freitagabend): Wurden Mängel nicht rechtzeitig behoben?Bild: Sergei Puzyrev/TASS/dpa/picture alliance

"4028 Menschen, darunter 1019 Kinder, wurden in Sicherheit gebracht", teilte der Pressedienst des Regionalgouverneurs Denis Pasler mit. Mehr als 2500 Häuser seien in dem Gebiet an der Grenze zu Kasachstan "überflutet" worden. Die Behörden sprachen von sintflutartigen Regenfällen inmitten der Schneeschmelze.

Strafverfahren eingeleitet

Die Staatsanwaltschaft hat im Zusammenhang mit den Überflutungen ein Strafverfahren wegen Fahrlässigkeit eingeleitet. Hintergrund könnte eine Überprüfung des Damms durch die technische Aufsichtsbehörde Rostechnadsor im Jahr 2020 sein. Dabei wurden 38 Mängel festgestellt und deren Behebung angeordnet. Es ist unklar, ob dies geschehen ist.

Laut Staatsanwaltschaft war die Stadtverwaltung von Orsk im März wegen eines "Verstoßes gegen die Gesetzgebung zum Schutz der Bevölkerung und der Gebiete vor natürlichen und von Menschen verursachten Notfällen" verwarnt worden.

Nach Angaben regionaler Behörden ist der Damm für einen Pegelstand des Ural-Flusses von 5,5 Metern ausgelegt. Inzwischen ist der Wasserstand auf 9,6 Meter gestiegen.

Am Samstagmittag schlug auch das Bürgermeisteramt der weiter westlich gelegenen Gebietshauptstadt Orenburg Alarm. Dor leben mehr als eine halbe Million Menschen. Der Ural soll in Orenburg bereits einen Pegelstand von 8,55 Meter erreicht haben und schnell weiter steigen. Die Lage sei kritisch, sagte Bürgermeister Sergej Salmin und forderte die Bürger auf, sich in Sicherheit zu bringen.

Russland Dammbruch bei Orsk | Helfer holen eine Frau und deren Katze aus ihrem überfluteten Haus (06.04.2024)
Evakuierungsmaßnahmen in Orsk: "2500 Häuser überflutet"Bild: Russian Ministry of Emergency/Anadolu/picture alliance

Am schlimmsten ist die Situation aber weiterhin in der Nähe der Bruchstelle in der Großstadt Orsk. Bei einer Patrouille in der überfluteten Altstadt wurden die Leichen von zwei Menschen gefunden. Die Todesursache ist noch nicht bekannt. Laut offiziellen Angaben sind sie nicht ertrunken. Medienberichte über weitere Opfer haben die Behörden dementiert.

Auch das Nachbarland Kasachstan ist betroffen von Überflutungen durch die Schneeschmelze: Präsident Kassym-Schomart Tokajew sprach von den Überschwemmungen als einer der schlimmsten Naturkatastrophen der vergangenen 80 Jahre in Kasachstan.

AR/sti (afp, dpa, ifax. ebu, rtr, ap)