Funkstille
11. März 2014Ein Langstreckenflugzeug hebt ab und verschwindet kurz darauf vom Radar. Doch wie kann so ein großes Objekt mit einer Spannweite von über 60 Metern plötzlich weg sein? "Es muss nicht automatisch bedeuten, dass die Maschine abgestürzt ist", sagt Jörg Handwerg. Allerdings fügt er hinzu, dass sie nach einer gewissen Zeit "auch irgendwo wieder auftauchen muss".
Jörg Handwerg ist Verkehrspilot und arbeitet für die Vereinigung Cockpit e.V., dem Verband für Deutsche Verkehrsflugzeugführer und Flugingenieure. Er erklärt, dass Radarsysteme ein fester Bestandteil der Flugüberwachung sind, jedoch nicht überall auf der Welt eingesetzt werden können: "Über den Weltmeeren haben wir keine Radarabdeckung, weil die Reichweite dieser Technik begrenzt ist."
Funk und Radar
Um die Position von Passagierfliegern in der Luft zu bestimmen, senden Radarstationen am Boden Signale aus, die vom Flugzeug reflektiert werden. Da es aber auf dem Wasser keine solchen Empfangsstationen gibt, verschwinden die Maschinen vom Radarschirm, sobald sie sich vom Festland entfernen. "Wenn man wieder näher an eine Küste kommt, taucht man wieder auf", sagt Pilot Handwerg.
Doch all die Urlaubs- und Geschäftsreisenden sind keineswegs unsichtbar, sobald sie in 10.000 Metern Höhe über einem Ozean schweben: Der Funkkontakt dient neben dem Radar als weitere Überwachungsmöglichkeit - und funktioniert "nahezu überall auf der Welt". Laut Jörg Handwerg stünden die Piloten der Flugzeuge in regelmäßigem Funkkontakt mit Fluglotsen, um ihre aktuellen Positionen mitzuteilen: "Üblicherweise fliegt man auf festgelegten Routen. Das ist wie auf einer Autobahn. Da gibt es fest definierte Wegpunkte, die man den Lotsen mitteilt."
Absturzstellen finden
Auch bei einem Unfall oder Absturz - wenn Radarüberwachung und Funkkontakt nicht mehr möglich sind - kann ein Flugzeug noch lokalisiert werden. Viele Teile der Welt sind bevölkert, sodass ein Absturz über Land schnell öffentlich würde. Darüber hinaus ist in jedem größeren Flugzeug ein Flugschreiber, eine sogenannte Blackbox, eingebaut, der bei einem Aufprall ein Signal aussenden würde.
"Allerdings kann die Blackbox unter Wasser nicht so weit senden. Stürzt ein Flugzeug also über dem offenen Meer ab, kann das Signal über Wasser kaum noch empfangen werden", schränkt Handwerg ein.
Beim Finden von Flugzeugwracks auf dem Meeresboden könnte dann ein weiteres Ortungsverfahren zum Einsatz kommen: die Sonar-Technik, die - ähnlich der Radarüberwachung - mit der Reflexion von Signalen arbeitet.
Mit dieser Technik ausgestattete Tauchroboter des Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) hatten beispielsweise die Suche nach einer im Jahr 2009 abgestürzten Air-France-Flugzeug unterstützt. Wissenschaftler Peter Herzig, dessen Team die Roboter eigentlich zur Kartographierung entwickelt hat, ist sich sicher, dass diese Technik auch bei der Bergung von Flugzeugwracks nützlich sein kann: "Wir können die Art des Gesteins zwar nicht feststellen, wir können aber über die Reflexion der Schallwellen erkennen, ob es ein harter oder weicher Reflektor ist". Ein weicher Reflektor wäre zum Beispiel Sediment. Ein harter Reflektor wäre Gestein und noch härter wären Metallteile.