Das schönste Hochhaus der Welt
19. November 2014Ein Wolkenkratzer, auf dem über 900 Bäume wachsen – Mit dieser Idee des naturnahen Wohnens überzeugte der italienische Architekt Stefano Boeri die Jury des Internationalen Hochhauspreises 2014. Er erhält die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung der Stadt Frankfurt am Main am Mittwoch in der Paulskirche. Für ihn, so betonte er, sei der weltweit wichtigste Architekturpreis für Hochhäuser eine Anerkennung der Bedeutung des Experimentellen in der Architektur. "Es ist eine Einladung, über Architektur als Antizipation der Zukunft nachzudenken."
Eigener Wald in luftiger Höhe
Boeris begrünte Wohnhochhäuser "Bosco Verticale" stehen im Norden Mailands und sind Teil eines Revitalisierungsprojektes der italienischen Stadt. Sie sind auf einfachen rechteckigen Grundrissen gebaut und mit 18 und 24 Stockwerken unterschiedlich hoch. Jede der 113 Wohnungen hat Zugang zu mindestens einer Terrasse oder einem Balkon. In luftiger Höhe haben die Bewohner ihren eigenen kleinen Wald. Denn an den Fassaden wachsen Bäume, Stauden, Sträucher und Bodendecker.
Die breit gefächerte Pflanzenvielfalt entspricht pro Hochhaus einem ganzen Hektar Wald. Die Begrünung dient den Bewohnern nicht nur als Sonnenschutz, sondern sorgt auch für ein angenehmes, kühleres Mikroklima im sonnigen Mailand. Das Projekt "Bosco Verticale" sei Ausdruck des allumfassenden menschlichen Bedürfnisses nach Grün und definitiv ein Vorbild für die Bebauung dichter Gebiete in anderen europäischen Staaten, lobte die Jury.
Weltweiter Trend vom Büro- zum Wohnhaus
Mit seinen Projekten liegt Architekt Stefano Boeri ganz im Trend. Im Mittelpunkt steht bei ihm immer die Idee, die Städte mit ihren Bauten aufzuwerten, sie grüner und menschlicher zu machen. Eines seiner bekanntesten Werke ist das Centre Régional de la Méditerranée (CRM), ein Kulturzentrum im Hafen von Marseille. Wie viele andere internationale Architekten auch legt Boeri Wert darauf, dass seine Häuser nicht nur Büros, sondern auch Wohnungen, Geschäfte und Cafés beherbergen.
Um den renommierten Preis hatten sich Architekten aus aller Welt mit über 800 Hochhäusern beworben. In die engere Wahl kamen 26 Gebäude aus 17 verschiedenen Ländern, die in den vergangenen zwei Jahren fertiggestellt worden waren. Die Auszeichnung wird bereits zum sechsten Mal vergeben. In der Ausstellung "Best High-Rises 2014/15" zeigt das Deutsche Architekturmuseum nun Modelle, Fotos, Filme und Zeichnungen der fünf besten Wettbewerbs-Häuser.
sd/ld (Deutsches Architekturmuseum Frankfurt)