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Inflation steigt und steigt

20. Oktober 2021

Die Inflation im Euroraum hat sich im September weiter verstärkt und den höchsten Stand seit 13 Jahren erreicht. Ängste von Verbrauchern und Firmen könnten laut einer Studie die Teuerung weiter steigern.

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Symbolbild | Verbrauerpreise
Bild: Fabian Sommer/dpa/picture alliance

Die Verbraucherpreise seien gegenüber dem Vorjahr um 3,4 Prozent gestiegen, teilte das Statistikamt Eurostat am Mittwoch in Luxemburg nach einer zweiten Schätzung mit. Damit wurde eine erste Erhebung wie bestätigt. Höher war die Inflation zuletzt im September 2008.

Im August hatte die Rate noch bei 3,0 Prozent und im Juli bei 2,2 Prozent gelegen. Besonders stark verteuerte sich im September erneut Energie, die 17,6 Prozent teurer war als ein Jahr zuvor. Preise für Industriegüter stiegen um 2,1 Prozent. Lebens- und Genussmittel kosteten 2,0 Prozent mehr als vor einem Jahr. Dienstleistungen waren 1,7 Prozent teurer.

Die Europäische Zentralbank strebt mittelfristig eineInflation von zwei Prozent an. Sie betrachtet den Inflationsanstieg aber als vorübergehend und verweist auf zahlreiche Sondereffekte, die überwiegend auf die Pandemie zurückgehen.

Psychologischer Effekt könnte Inflation weiter befeuern

Die Angst von Firmen und Verbrauchern vor hoher Inflation könnte die Teuerung in Deutschland einer Studie zufolge ankurbeln. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erklärte am Mittwoch, klassische Inflationstreiber wie Lohndruck, Konsum oder Produktionskosten seien derzeit eher moderat und wirkten nur temporär. "Ein Risiko geht jedoch von den Inflationserwartungen aus, die eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen könnten."

Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte, die als Vorstufe der allgemeinen Teuerung gelten, stiegen im September um 14,2 Prozent zum Vorjahr und damit so stark wie seit der ersten Ölkrise im Oktober 1974 nicht mehr.

"Das, was die Inflation derzeit treibt, sind vor allem vorübergehende Effekte, die aber leider alle gleichzeitig zusammenkommen", sagte DIW-Ökonomin Kerstin Bernoth. Lieferengpässe, die Produktionskosten derzeit deutlich verteuern, sollten sich 2022 auflösen. "Gefahr droht eher von den Erwartungen, zu der auch gerade die alarmistische Berichterstattung beiträgt."

"Vorübergehende Effekte, die gleichzeitig zusammenkommen"

Wenn Konsumentinnen und Konsumenten, aber auch Firmen von weiter steigenden Preisen ausgingen, würden die Menschen Käufe vorziehen und höhere Löhne fordern. "Die Unternehmen wiederum werden auf ihre Preise aufschlagen, wenn sie damit rechnen, höhere Löhne und höhere Erzeugerpreise zahlen zu müssen."

Dies könne eine klassische Lohn-Preis-Spirale in Gang setzten, die laut Bernoth weniger auf tatsächlichen strukturellen Faktoren als auf einer psychologischen Dynamik basiere. "Höhere Inflationserwartungen könnten dann zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden und die tatsächliche Inflation ankurbeln."

ul/hb (dpa, rtr)