Das können Satelliten
16. Februar 2016Eine Welt ohne Satelliten wäre eine Welt ohne Navigationsgeräte, und eine Welt, in der wir auf so manchen Fernsehsender verzichten müssten. Die Wetterprognose wäre - zumindest gefühlt - noch schlechter als sie sowieso schon ist. Kurzum: Die Welt würde um einiges unbequemer. Damit alles so funktioniert wie gewohnt, fliegen über 1200 Satelliten um die Erde. Keiner gleicht dem anderen und sie haben sehr unterschiedliche Fähigkeiten.
Piepen
Wenn es heute in unserer Umgebung piept, ist das heute nichts Besonderes mehr. Irgendein Smartphone oder irgendein anderes elektronisches Gerät gibt immer und überall Geräusche von sich ab. Anders vor 58 Jahren: Damals setzte das Piepen des ersten Satelliten der Welt - eines russischen - die ganze westliche Welt unter Schock. Sputnik - so hieß die kleine runde Kugel - zeigte, dass die Russen beim Wettlauf ins All vorne lagen. Kein anderes schlichtes Piepen hat jemals eine ähnlich hektische Betriebsamkeit ausgelöst wie das "Hallo, hier bin ich" von Sputnik. Zwölf Jahre später stand der erste Amerikaner auf dem Mond. Diesen Wettlauf entschieden die USA für sich.
Spionage
Wer einmal einen Hollywood-Thriller gesehen hat weiß, dass amerikanische Satelliten schon lange in Echtzeit die Erde überwachen können. Viele Filme flunkern jedoch, wenn es um die Auflösungsfähigkeiten geht. Die besten Spionagesatelliten gehören zur Keyhole-Serie. Sie können eine Auflösung von bis zu zehn Zentimetern pro Pixel liefern. Nummernschilder - wie in manchen Filmen suggeriert - können sie nicht erkennen. Echte Spione wissen sich trotzdem zu helfen: Drohnen liefern die nötigen Daten. Sie können aus 25 Kilometern Entfernung noch die Insassen eines Autos identifizieren und die Nummernschilder lesen. Etwa jeder vierte Satellit wird für Spionage und militärische Zwecke genutzt, viele davon stehen aber nebenbei noch zivilen Nutzern offen.
Fernsehen und Kommunikation
Fernsehen über Satellit - ein alter Hut? Mitnichten. Kommunikations- und Fernsehsatelliten sind die Arbeitstiere unter den fliegenden Kisten. Sie machen knapp ein Viertel aller künstlichen Erdtrabanten aus. Vor 40 Jahren startete in den USA das Satellitenfernsehen, zehn Jahre später in Europa. Inzwischen schauen über 50 Prozent Fernsehen über die berühmte Schüssel auf dem Dach - zum Grauen von Denkmalpflegern und Architekturfans. Ganz nebenbei sind die altehrwürdigen Fernsehsatelliten inzwischen zu echten Alleskönnern mutiert. Sie wickeln Telefonate ab und bieten sogar Internetzugang.
Navigation
Das Global Positioning System (GPS) hilft Autofahrern, Radfahrern und inzwischen sogar Fußgängern bei der Reiseplanung. Faltkarten sind out. Doch das 20 Jahre alte System der Amerikaner bekommt langsam Konkurrenz. Sowohl Europäer als auch Russen und Chinesen basteln an eigenen Lösungen. Sie heißen Galileo, GLONASS und BeiDou. Die Ortsbestimmung per Satellit ist inzwischen auch fester Bestandteil von Smartphones. Sie können mit verschiedenen Apps Restaurants, Freunde und vielleicht sogar den kommenden Partner in der Nähe finden. Gerade mal fünf Prozent aller Satelliten stehen für diese wichtige Aufgabe bereit.
Wetter
"Vorhersagen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen", stellte schon der Schriftsteller Mark Twain nüchtern fest. Besonders schwierig scheinen Wettervorhersagen zu sein, zumindest gefühlt liegen sie oft daneben. Über die Vorhersage reden die Menschen mindestens so viel wie über das Wetter selbst. Falsche Prognosen sind dann Ziel von Spott und Häme. Tatsächlich hat sich die Genauigkeit der Vorhersage mit den Wettersatelliten aber um das 15-fache verbessert. Inzwischen gibt es 14-Tagesprognosen, Regenradar und punktgenaue Temperaturansagen. Zufriedener mit der Vorhersage sind wir trotzdem nicht. Wettersatellit zu sein ist der undankbarste Job im All. Zum Glück müssen den nur wenige übernehmen. Die Europäer haben drei Wettersatelliten, die Amerikaner zwei und Russen, Japaner und Inder jeweils einen.
Erdbeobachtung
Echtzeit-Erdbeobachtung wie die Amerikaner schaffen die Europäer zwar nicht, doch mit dem Programm "Copernicus" können sie immerhin 20 Minuten alte Bilder bekommen. Die Auflösung? Etwas unter einem Meter. "Eine neue Ära der Erdbeobachtung", wie vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) unterstellt, ist das Programm zwar nicht, doch eine graduelle Verbesserung stellt es durchaus dar. Die Satelliten liefern zum Beispiel Daten vom Katastrophengebiet in Nepal. So können Helfer sich ein Bild der verschütteten Orte und Straßen machen und geeignete Landeplätze für Hubschrauber suchen. Im Alltag kennen wir Satellitenbilder aber alle vor allem durch Google Maps. So können wir trotz der hohen Hecke einen Blick in Nachbars Garten werfen. Die Bilder von Google sind allerdings bis zu zehn Jahre alt.
Forschung
In der Forschung zeigen Satelliten, was sie wirklich können: Die Vermessung des Erdmagnetfeldes, der Gravitation oder der Höhe der Meeresspiegel sind dabei noch die leichtesten Übungen. Forschungssatelliten blicken für uns ins All, spüren ferne Gestirne auf oder überwachen die Sonneneruptionen. Sie machen zehn Prozent aller Satelliten aus.
Raumstationen
Auch Raumstationen sind Satelliten. In ihnen wird vor allem Forschung betrieben. Im Vergleich zur Enge der Raumkapseln während des Hin- und Rückflugs ist es auf der internationalen Raumstation ISS dagegen relativ komfortabel. Zuletzt wurde die erste Kaffeemaschine für den Einsatz in der Schwerelosigkeit ins All befördert. Nun kann die Crew jeden Morgen frischen Espresso genießen - auch nicht schlecht!
Krieg
Ja, mit Satelliten kann man auch Krieg führen. Besonders die USA und Russland arbeiten mit Hochdruck daran, sie mit Raketen zu bestücken. Die Regierungen beider Staaten verneinen zwar jegliche Absicht, doch irgendwann wird ein Satellit mit Interkontinentalraketen Wirklichkeit werden. Um sich gegen mögliche Angriffe zu wappnen, entwickeln mehrere Staaten jetzt schon Antisatellitenraketen. Auch China mischt beim Krieg der Sterne mit. Der erste erfolgreiche Satellitenabschuss durch das Reich der Mitte erfolgte schon vor acht Jahren.