Raumfahrt 2014
30. Dezember 2013Das neue Jahr beginnt gleich mit einem Paukenschlag an: Am 20. Januar soll Europas Kometensonde Rosetta aufwachen. Seit fast zehn Jahren kreuzt Rosetta durch das Planetensystem - in den letzten zweieinhalb Jahren war sie allerdings so weit von der Sonne entfernt, dass die Solarzellen nicht genügend Strom liefern konnten und die Sonde daher planmäßig im Winterschlaf gewesen ist, ohne jeden Kontakt zur Erde.
Am 20. Januar "klingeln" nun gleich vier Wecker an Bord von Rosetta. Die Bordsysteme fahren hoch, die Antenne wird zur Erde ausgerichtet und am Abend deutscher Zeit sollte das Europäische Raumfahrtkontrollzentrum in Darmstadt wieder Verbindung zu Rosetta haben. Mitte des Jahres erreicht die Sonde dann ihren Zielkometen Tschurjumow-Gerasimenko, den sie ein Jahr lang begleiten und aus der Nähe erforschen soll. Im November wird zudem die spezielle Landekapsel auf dem Kometenkern aufsetzen und das Material vor Ort untersuchen.
In Kometen ist das Material aus der Anfangszeit des Sonnensystems bestens konserviert. Denn sie sind die eisigen Überreste jener Wolke, aus der vor viereinhalb Milliarden Jahren die Sonne und die Planeten entstanden sind - also auch unsere Erde. Die Messungen von Rosetta könnten also der Schlüssel sein, um zu verstehen, wie die Erde und das Leben auf ihr entstanden sind.
Mars macht mobil
Im September erreichen dann zwei Raumsonden unseren Nachbarplaneten Mars und schwenken in eine Umlaufbahn ein. Die NASA-Sonde MAVEN widmet sich ganz der Atmosphäre des Planeten. Sie soll erforschen, aus welchen chemischen Elementen die Gashülle um Mars besteht und wie sie sich langfristig entwickelt.
Die zweite Marssonde des Jahres ist Indiens erste Planetenmission - sie dient vor allem dazu, dass die aufstrebende Weltraummacht Technik erprobt und Erfahrungen bei Planetenmissionen sammelt. Darüber hinaus soll Indiens Marssonde Bilder vom Planeten machen und die Zusammensetzung des Bodens kartieren.
Ein Deutscher reist zur Raumstation
In der bemannten Raumfahrt wird 2014 für Deutschland ein ganz besonderes Jahr: Im Mai soll der deutsche Astronaut Alexander Gerst zu einem sechsmonatigen Aufenthalt zur Internationalen Raumstation reisen. Gleich bei seinem ersten Einsatz darf der junge Raumfahrer ein halbes Jahr lang auf der ISS arbeiten - der letzte Langzeitaufenthalt eines Deutschen liegt sechs Jahre zurück. Damals war Thomas Reiter auf der ISS. Heute ist er Direktor der Europäischen Weltraumorganisation ESA für bemannte Raumfahrt und Weltraumbetrieb und somit der Chef von Alexanders Gerst.
Die private Raumfahrtindustrie in den USA hofft 2014 auf den Durchbruch. Eine Firma will endlich Touristenflüge in den Weltraum anbieten - allerdings fliegt das Raketenflugzeug nur bis in etwa 100 Kilometern Höhe. Die Passagiere erleben allenfalls für wenige Minuten Schwerelosigkeit - mit echten Raumflügen um die Erde hat so etwas nichts zu tun. Zudem buhlen mehrere Firmen um die lukrativen Aufträge der NASA, die künftigen Raumschiffe für den Transport von Material und später auch Astronauten zur ISS zu bauen.
China Weltraummissionen sorgen für Aufsehen
Mit der erfolgreichen Landung seiner Mondsonde Chang'e 3 Mitte Dezember ist China in den Kreis der führenden Weltraummächte aufgestiegen. Die Landeeinheit soll ein Jahr lang Messungen auf dem Mond vornehmen und mit einem kleinen Teleskop den Weltraum beobachten. Bis etwa April wird der Rover Yutu im Einsatz sein. Er erkundet das Gebiet rund um die Landestelle.
Was genau China im neuen Jahr vorhat, ist nicht ganz klar. Sicher scheint, dass erneut einige Menschen zur kleinen Raumstation Tiangong-1 reisen. China ist derzeit international etwas isoliert, weil sich die USA vehement dagegen stemmen, dass das Reich der Mitte Partner der großen Internationalen Raumstation wird. Dass der US-Kongress seine harte Haltung schon im neuen Jahr abschwächt, gilt als eher unwahrscheinlich. Politisch heikel wird die bedeutende internationale Tagung zur Weltraumerkundung, bei der alle Raumfahrtländer zusammenkommen und das langfristige Vorgehen beraten. Die Tagung findet im Januar statt, kurioserweise dieses Mal in Washington - und China ist mit dabei.
Mars leuchtet im März und April besonders schön
Am Himmel tut sich auch einiges: 2014 wird wieder ein Marsjahr. Im April leuchtet unser Nachbarplanet so hell wie seit einigen Jahren nicht. Unser innerer Nachbarplanet Venus zeigt sich fast das ganze Jahr über als Morgenstern - besonders auffallend am Himmel über den Tropen und der Südhalbkugel.
In nördlichen Breiten ist die Venus im neuen Jahr zwar auch zu sehen, aber erst 2015 wird sie dort wieder zum dominierenden Objekt des Nachthimmels. Im August treffen sich die beiden hellsten Planeten des Himmels zum Stelldichein: Venus und Jupiter rücken am 18. August in der Morgendämmerung so dicht zusammen, dass sie für das bloße Auge fast zu einem Gestirn verschmelzen.
Vier Finsternisse - alle außerhalb Europas
Es gibt zwei totale Mond- und zwei partielle Sonnenfinsternisse. Sternfreunde in Mitteleuropa gehen komplett leer aus, aber Beobachter in anderen Teilen der Welt können sich freuen. Am 15. April tritt der Mond in den Kernschatten der Erde. Diese totale Sonnenfinsternis ist von Nord- und Südamerika, dem Pazifik und Australien aus zu beobachten.
Dass die Sonne zwei Wochen später während einer partiellen Sonnenfinsternis kräftig angebissen wird, ist im südlichen Indischen Ozean, in Australien und in der Antarktis zu sehen. Die totale Mondfinsternis am 8. Oktober lässt sich in Ostasien, Australien, im Pazifik und dem größten Teil Amerikas bestaunen. Die partielle Sonnenfinsternis am 23. Oktober schließlich ist nur in Nordamerika und dem Nordosten des Pazifiks zu sehen. Trost für alle Himmelsfreunde in Europa: 2015 wendet sich das Glück - dann gibt es auch wieder Finsternisse auf dem alten Kontinent.