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Das Grüne Band

15. Mai 2009

Einst verlief an der Elbe die Grenze zwischen dem Westen und dem Ostblock, zwischen Deutschland-West und Deutschland-Ost. Dieser ehemalige so genannte Todesstreifen bietet Platz für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.

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Quelle: BUND
Bild: Helmut Schlumprecht

Quelle: BUND
Bild: Kai Frobel/BUND

Der Eiserne Vorhang trennte Ost- und Westeuropa über vier Jahrzehnte voneinander. Ein Todesstreifen durchtrennte auch Deutschland. Die DDR-Machthaber nutzten ein ausgeklügeltes System von Stacheldraht, Metallzäunen, Betonmauern, Wachtürmen, Hundelaufanlagen, Selbstschussanlagen und Minen, um Fluchtversuche in den Westen zu verhindern. Über 1393 Kilometer zog sich dieser Todesstreifen durch das Land. Er kostete bis 1989 mindestens 872 Menschen das Leben.

Quelle: BUND
Bild: Klaus Leidorf/BUND

Das Grüne Band zieht sich von Nord nach Süd durch Deutschland - vom Ostseestrand bis in die Mittelgebirge an der Grenze zu Tschechien. Durch die offenen, mageren und ungedüngten Böden im Grünen Band entstand hier eine unverwechselbare Artenvielfalt.

Braunkelchen auf Grenzpfahl
Bild: Thomas Stephan/BUND

600 gefährdete Tier- und Pflanzenarten zählten Naturschützer schon zu Zeiten, als die Grenze noch bestand. Auch deshalb wurde die Lebenslinie im Schatten der Grenze bald "Grünes Band" genannt. Dieses Bild eines Braunkehlchens wurde zum Symbol dafür, dass die Natur menschliche Grenzen überwinden kann. Das Braunkehlchen ist ein selten gewordenen Singvogel. Es braucht offene Wiesen- und Sträucherlandschaften, intensiv genutzte Ackerflächen meidet der Insektenfresser.

Eine sichtbare grüne Narbe
Bild: Richard A. Fuchs

20 Jahre ist es nun her, dass die Grenzanlagen als Symbole der Unfreiheit gefallen sind. Ein Großteil der 850 Wachtürme und 3000 Kilometer Sperrzäune wurden niedergerissen. An vielen Stellen sind die Narben der Geschichte aber noch sichtbar, wie hier im Harz. Ein 50 Meter breites Brachland durchtrennt die dichten Fichtenwälder. Wanderer finden hier noch einen holprigen Betonplattenweg vor, den ehemaligen Patrouillenweg der DDR-Grenztruppen.

Quelle: BUND
Bild: BUND

85 Prozent des Grünen Bandes gelten als intakter Naturraum, schätzt das Bundesamt für Naturschutz. Es verbindet 17 unterschiedliche Naturräume miteinander, darunter Brachflächen, Heide- und Feuchtwiesen, Auenwälder, Moore und unberührte Bergwälder. Damit stellt es den längsten Biotopverbund Deutschlands dar. Ein Glücksfall, auch für den Luchs - das Grüne Band ist ein idealer Wanderkorridor für die imposante Waldkatze.

Quelle: Fuchs
Bild: Richard A. Fuchs

An vielen Stellen, wie hier im Grenzgebiet von Thüringer Wald und Frankenwald, verleibt sich die Natur den Grenzstreifen wieder ein. Junge Birkenwälder überwuchern die ehemals offenen Brachflächen und bilden ein frisches, grünes Band inmitten dunkler Fichtenwälder.

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Bild: Melanie Kreutz / BUND

Eine bemerkenswerte Heuschreckenart im Grünen Band ist die "Große Wanstschrecke". Sie ist etwa fünf Zentimeter lang. Das Insekt kann nicht fliegen und ist von Natur aus ziemlich träge. Es lebt nur auf Wiesen, die wenig bis gar nicht bewirtschaftet werden. Deshalb ist die Wanstschrecke, außer im Grünen Band, nur noch an wenigen Stellen in Deutschland vorzufinden.

Quelle: BUND
Bild: BUND

Der Schwarzstorch ist der seltene Bruder des Weißstorchs. Er ist besonders störungsempfindlich, weshalb die für die Öffentlichkeit unzugänglichen Grenzanlagen für ihn ein ideales Brutgebiet darstellten. Der scheue Vogel lebt an langsamen Fließgewässern, wie es sie im ehemaligen Grenzgebiet häufig gibt.

Blumenvielfalt mit heilender Wirkung
Bild: Stefan Beyer/BUND

Die Arnika grüßt Wanderer am Grünen Band durch ihren intensiven Duft und ihre orangegelben Blüten. In Deutschland gilt die Art als gefährdet und steht deshalb auf der so genannten Roten Liste. Arnika wurde vom Menschen über Jahrhunderte als Heilpflanze genutzt und findet vor allem auf den offenen Bergwiesen im südlichen Grünen Band ihr zuhause.

Realisation: Richard Fuchs / Dirk Ulrich Kaufmann

Redaktion: Kay-Alexander Scholz