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Das Ende der CeBIT?

Henrik Böhme20. März 2015

Die aktuelle Auflage der Computermesse CeBIT ist zu Ende. Offiziell ist von Zufriedenheit die Rede. Doch in dieser Form hat sich die Messe überlebt, meint Henrik Böhme.

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Bild: picture-alliance/dpa/J. Lübke

Rückblende in das Jahr 1986: Computer waren damals noch kein Alltagsgegenstand, mobile Telefone waren noch analog, hatten die Größe von Aktentaschen und waren gefühlt tonnenschwer. Aber ins Büro und die Produktion hatten erste Rechner schon Einzug gehalten. Die Elektronische Datenverarbeitung (ja, damals benutzte man noch solch simple Worte) war in aller Munde, auch auf der alljährlich stattfindenden Hannover Messe.

Immer mehr Aussteller drängten im Lauf der Jahre mit Büro- und Informationstechnik nach Hannover, man hatte dort schon 1970 eine eigene Messehalle gebaut, die man "Centrum der Büro- und Informationstechnik" nannte - kurz CeBIT. In immer mehr Messehallen machten sich Aussteller mit der neuen Technik breit, bis die Messeleitung schließlich entschied, die CeBIT aus der Hannover Messe herauszulösen und als eigene Schau zu veranstalten. Im März 1986 war es soweit, vier Wochen vor der Industriemesse feierte die erste eigenständige CeBIT ihre Premiere.

Steil bergauf - und wieder bergab

Von da an ging es steil bergauf, 1995 kam Bill Gates persönlich vorbei, um die Welt mit seinem "Windows 95" zu beglücken, die Messeleitung freute sich über 750.000 Besucher. So ging es weiter, der Dotcom-Hype zur Jahrtausendwende ließ Hannover und die CeBIT aus allen Nähten platzen - zur Auflage 2001 kamen 830.000 Besucher. Dann kam der 11. September, später platzte die Hightech-Blase. Von da an gingen die Besucherzahlen immer weiter zurück, die Messe suchte fast im Jahres-Rhythmus nach neuen Konzepten. Mal mehr auf Fachbesucher konzentriert, mal auf Endverbraucher, mal mit Spielekonsolen, mal ohne.

Im Schatten der CeBIT aber mauserten sich andere, zunächst belächelte kleine Veranstaltungen wie die Consumer Electronic Show CES in Las Vegas und der Mobile World Congress MWC in Barcelona und wurden für die CeBIT zu einer echten Konkurrenz. Denn die neuesten Gadgets und Smartphone wurden dort gezeigt. Für die CeBIT blieb da nur, zur reinen Business-Messe zu werden. Das hat man nun zwei Jahre versucht. In diesem Jahr kamen knapp über 200.000 Besucher, das ist ein leichtes Plus zum Vorjahr. Der begleitende Weltkongress hatte eine durchaus hochkarätige Besetzung. Und doch hat die CeBIT in dieser Form keine Zukunft mehr.

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Henrik Böhme, DW-WirtschaftsredaktionBild: DW

Zusammen wachsen, was zusammen gehört

Das Problem heißt: Industrie 4.0. Fünf Messetage lang ging es in Hannover um den digitalen Wandel, vor allem um vernetzte Maschinen und Produkte, um Datenströme und daraus resultierende Dienstleistungen. An zahlreichen Messeständen wurde demonstriert, wie das "Internet der Dinge" Wirklichkeit werden könnte, wie modernste Software die Produktionsabläufe künftig steuern wird - und wie das alles auch vor Datendieben geschützt werden kann. Was fehlte, waren die dazu passenden Maschinen.

Die werden in vier Wochen in Hannover stehen, wenn die Industriemesse startet. Viele der Tech-Anbieter werden dann wieder kommen müssen, denn auch da wird sich alles um Industrie 4.0 drehen. So mancher Aussteller murrt da vernehmlich, denn so ein Messeauftritt kostet eine Menge Geld. Und einen von beiden könnte man sich sparen. Wenn alle Welt vom digitalen Wandel spricht, von der Vernetzung der Dinge, dann muss sich auch die Messe wandeln - um genau dieses Zusammenwachsen abbilden zu können. Was also vor 29 Jahren getrennt wurde, gehört heute wieder zusammen gefügt. In dieser isolierten Form hat eine der beiden großen Messen in Hannover jedenfalls keine Zukunft - die CeBIT.