Das Elend in Zentralafrika wächst
13. Dezember 2013In der umkämpften Zentralafrikanischen Republik wächst nach UN-Angaben das Leid der Bevölkerung. Allein in der Hauptstadt Bangui seien 160.000 Menschen auf der Flucht, sagte ein Sprecher des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) in Genf. Der zuständige Regionaldirektor des Kinderhilfswerks UNICEF, Manuel Fontaine, erklärte: "In der vergangenen Woche sind viele Menschen geflüchtet, um ihr Leben zu retten, darunter vor allem Frauen und Kinder. Sie haben nichts mehr außer den Kleidern, die sie tragen."
Allein 38.000 Menschen campierten unter völlig unzureichenden sanitären Bedingungen und ohne Schutz vor Regen und Sonne am Flughafen der Hauptstadt. Sie lebten jetzt unter den Flügeln der Maschinen, sagte Fontaine. Tausende andere suchten Schutz in einer Kirche, die nur eine minimale Wasserversorgung habe. Ein Frachtflugzeug seiner Organisation brachte am Freitag 77 Tonnen Hilfsgüter ins Land, darunter Decken, Seife, Medizin, Tabletten zur Wasserdesinfizierung und Geburtshilfe-Kits.
Viele weitere Menschen flüchteten in die Nachbarstaaten wie etwa in die Demokratische Republik Kongo. Nach UNHCR-Angaben wurden bei den Kämpfen in der vergangenen Woche 600 Tote gezählt, davon allein 450 in der Hauptstadt.
Frankreich warnt vor Anarchie
In dem Land herrschen Chaos und Gewalt, seit das mehrheitlich muslimische Rebellenbündnis Séléka im März Staatschef François Bozizé stürzte. Rebellenchef Michel Djotodia wurde Übergangspräsident und löste Séléka auf, die Gewalt hielt aber an.
Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian, der am Freitag zu einem Besuch in der Zentralafrikanischen Republik eintraf, warnte vor einer "humanitären Krise". Die Spirale der Auseinandersetzung habe sich brutal beschleunigt, indem zur Sicherheitskrise die Anfänge einer humanitären Krise hinzukämen. Die Zentralafrikanische Republik sei ein "richtungsloses Land" mit dem Risiko der Anarchie, sagte Le Drian. Die Entwicklung könne die gesamte Region destabilisieren und kriminelle und terroristische Gruppen anziehen.
Hollande will EU-Einsatzfonds
In der vergangenen Woche startete Frankreich einen Militäreinsatz in dem Land, der vom UN-Sicherheitsrat gedeckt ist. Die ehemalige Kolonialmacht unterstützt mit derzeit 1600 Soldaten eine Militärmission der Afrikanischen Union (AU). Frankreich und die AU dürfen alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um Zivilisten zu schützen, die Lage zu stabilisieren und den Zugang für Helfer zu ermöglichen. Das umfasst auch den Einsatz von Gewalt.
Zur Finanzierung solcher Einsätze brachte Frankreichs Präsident François Hollande jetzt einen Fonds der Europäischen Union ins Gespräch. "Europa tut viel, aber nur punktuell", sagte Hollande am Rande eines Besuchs in Brasilien. "Wir bräuchten einen ständigen europäischen Fonds, nicht einen Fonds pro Einsatz." Er wolle die Einrichtung eines solchen Topfs beim EU-Gipfel Ende kommender Woche in Brüssel vorschlagen, sagte Hollande.
Die EU beteiligt sich derzeit an den Kosten der afrikanischen multilateralen Truppe in der Zentralafrikanischen Republik, nicht aber am französischen Einsatz. Mehrere EU-Staaten unterstützen Frankreich logistisch, so gab Belgien am Freitag grünes Licht für den Lufttransport französischer Soldaten und von Material.
gmf/qu (afp, dpa, epd)