Das bringt der September

Wann beginnt der Herbst? Am 1. September, sagen die Meteorologen. Zur Tag-und-Nacht-Gleiche am 22., sagen die Astronomen. Beide haben recht. Recht haben aber auch die Kinder, wenn sie sagen, Herbst sei dann, wenn man mit Kastanien spielen kann und wenn sich die Blätter der Bäume verfärben. Alles eine Frage der Perspektive.

Nach dem "phänologischen Kalender" beginnt der Frühherbst mit der Reife der Zwetschgen. Es ist für viele die schönste Zeit des Jahres. Der September ist nicht mehr so heiß, weil die Sonne tiefer steht. Dafür ist er eher trocken. Er gilt als "Mai des Herbstes". Es gibt viele Früchte, und es ist noch warm genug, um den Pflaumenkuchen im Freien zu genießen.

Am 3. September wird der Skyscraper Day, also Wolkenkratzer-Tag begangen. Warum? Weil sie aus unseren Städten nicht mehr wegzudenken sind. Und warum an diesem Tag? Weil der US-Architekt Louis Sullivan, der als einer der Begründer des Hochhausbaus gilt, am 03.09.1856 geboren wurde. Das höchste Hochhaus in Deutschland ist übrigens der Commerzbank Tower in Frankfurt mit 259 Meter Höhe.

Aua! Etwa fünf Prozent der deutschen Bevölkerung leidet unter täglichen und fast drei Viertel unter anfallsweisen oder chronischen Kopfschmerzen. Weil so viele daran leiden, wurde 1999 der Kopfschmerztag ins Leben gerufen. Obwohl jeder, der öfter darunter leidet, jeden Tag ohne Schmerzen eher feiern würde.

An jedem zweiten Sonntag im September öffnen mehrere tausend sonst nicht zugängliche Denkmäler ihre Türen oder Tore für die Öffentlichkeit - wie hier 2016 die Fuggerei in Augsburg. In Vorträgen und Führungen können die Besucher erfahren, warum die Denkmalpflege für die Erhaltung unseres kulturellen Erbes so wichtig ist. Dieses Jahr steht der Tag unter dem Motto "Macht und Pracht".

Am 256. Tag des Jahres, also am 13. September, begehen die Russen den Tag des Programmierers. Das Datum wurde gewählt, weil 256 der Zweierpotenz "zwei hoch acht" entspricht. In Russland gibt es zahlreiche Feiertage, in denen die Angehörigen bestimmter Berufe wie Piloten, Polizisten, Seeleute oder eben Programmierer geehrt werden. Sie sind allerdings nicht arbeitsfrei.

Der Tag der Tropenwälder wurde 1989 durch die Umwelt-Organisation WWF ins Leben gerufen und findet jährlich am 14. September statt. Das Datum geht zurück auf den Geburtstag des Forschers Alexander von Humboldt. Warum ist der Tag wichtig? Wenn die Abholzung der tropischen Wälder mit dem jetzigen Tempo fortschreitet, werden sie weltweit spätestens bis zum Ende unseres Jahrhunderts abgeholzt sein.

Es ist wie beim Tag der Jogginghose: Zwei Freunde haben eine verrückte Idee, leben die aus, die Öffentlichkeit bekommt Wind davon und ratzfatz ist ein Trend kreiert - der Talk-Like-A-Pirate-Day. Wer also am 19. September hip sein will, spricht wie ein Pirat - beim Klabautermann! Und warum machten die beide das? "Na, weil es bescheuert ist", sagen sie. Darauf einen Schluck aus der Buddel mit Rum!

18 Tage, sechs Millionen Besucher, eine Milliarde Euro Umsatz - das ist das Münchner Oktoberfest in nackten Zahlen. Los geht es in diesem Jahr am 22. September, wenn Oberbürgermeister Dieter Reiter versucht, das erste Bierfass mit möglichst wenig Schlägen anzuzapfen. 2017 benötigte er wie im Vorjahr nur zwei Schläge dafür - einem extra Anzapf-Trainer sei Dank.

Am 22. September ist kalendarischer Herbstanfang. Auch wenn der Sommer zu Ende ist - der Altweibersommer kann noch bis in den Oktober hinein sonnige Tage bringen. Apropos Altweibersommer: Das Landgericht Darmstadt hat schon vor 30 Jahren festgestellt, dass die Verwendung des Ausdrucks Altweibersommer durch die Medien keinen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte älterer Frauen darstellt.

1973 gab es im Zuge der Ölkrise bundesweit vier autofreie Sonntage. Heute gibt es in vielen Städten - zumeist ebenfalls an Wochenenden - einzelne Tage, an denen die Straßen ausschließlich Radlern und Fußgängern gehören. Umweltverbände haben den 22. September zum "autofreien Tag" erklärt, um ihren Forderungen nach einer Verkehrswende Nachdruck zu verleihen.

Herbstanfang, Oktoberfest, autofreier Tag - wem das alles noch nicht reicht, für den gibt es am 22. September den International Rabbit Day. Denn am vierten Samstag im September wird den Tieren mit den langen Ohrend gedacht. Und weil "Rabbit" nicht eindeutig ist, gilt der Tag Kaninchen und Hasen gleichermaßen. Den einen, weil sie so knuddelig, den anderen, weil sie bedroht sind.

Rund 7000 verschiedene Sprachen gibt es weltweit, davon allein mehr als 200 in Europa - eine geradezu babylonische Sprachverwirrung, die aber nicht nur negative Seiten hat. Der Europarat rief deshalb den 26. September zum "Europäischen Tag der Sprachen" aus, um zur Wertschätzung fremder Sprachen und Kulturen beizutragen und zum lebenslangen Lernen weiterer Sprachen zu ermuntern.

Schon Goethe erwähnte es: Je nachdem, wo man in Deutschland unterwegs ist, sprechen die Leute von Kniffte, Bemme oder Stulle. Auch Bütterken ist ein gebräuchliches Wort für das gute alte Butterbrot. Weil es in Konkurrenz zu Hamburgern, Bagels oder Dönertaschen ins Hintertreffen geriet, wurde 2005 der letzte Freitag im September zum "Tag des deutschen Butterbrotes" ausgerufen. Guten Appetit!

Es sind entscheidende Tage für Winzer und Weinfreunde: Die Witterung im Herbst ist ausschlaggebend, ob ein Wein-Jahrgang als mäßig oder als herausragend eingestuft wird. Sonnige Tage erlauben es den Winzern, die Lese hinauszuschieben und dadurch eine bessere Traubenqualität zu ernten. Bei Dauerregen beginnt dagegen ein Wettlauf mit der Zeit, gegen Schimmel und Fäulnis.

"Bunt sind schon die Wälder, gelb die Stoppelfelder, und der Herbst beginnt", heißt es in einem Volkslied. Nach der Tag-und-Nacht-Gleiche ist es nun ein halbes Jahr lang auf der Nordhalbkugel länger dunkel als hell. Zeit, sich vom Kaffee auf der Terrasse zu verabschieden, sich bei Kerzen und Wolldecke einzumummeln und zu überlegen, was denn der Oktober so bringen wird.