Daran ist Eisbär Knut gestorben
Das Leben von Knut war leider nur sehr kurz - sein Tod tragisch. Jetzt hat ein Team von Wissenschaftlern die genaue Ursache herausgefunden. Und so leistet der berühmte Eisbär noch einen bedeutenden Forschungsbeitrag.
Ergreifende Geschichte
2006 wurde Knut im Berliner Zoo geboren. Das knuddelige Tierbaby wurde binnen kürzester Zeit zum Publikumsmagneten und weltweit bekannt. Am 19. März 2011 - Knut war zu diesem Zeitpunkt zu einem stattlichen Bären herangewachsen - gab es dann die schockierende Nachricht: Der Eisbär war infolge eines epileptischen Anfalls in den Wassergraben seines Geheges gestürzt und ertrunken.
Besondere Tragik
Was Knuts kurzes Leben noch tragischer macht, ist der plötzliche Verlust seines Ziehvaters. Thomas Dörflein hatte sich seit der Geburt des Eisbären um ihn gekümmert. Zusammen wurde das Duo berühmt. 2008 starb der 44-jährige Tierpfleger an einem Herzinfarkt.
Vage Diagnose
Es gab viele Spekulationen um den Tod des Eisbären und darüber, was der Auslöser für den epileptischen Anfall gewesen sein könnte: War es der Verlust seines Ziehvaters? Der Stress? Oder doch "Mobbing" durch die anderen Eisbären? Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) ist zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Hirnentzündung schuld gewesen sei, zurückzuführen auf eine Infektion.
Die Suche geht weiter
Die genaue Ursache der Erkankung blieb jedoch rätselhaft. Und die Wissenschaftler waren nicht wirklich zufrieden mit diesem Ergebnis. Sie gingen dem Fall weiter nach. Jetzt haben die Spekulationen um den frühzeitigen Tod des Eisbären Knut ein Ende. Er litt an einer Autoimmunerkrankung, berichten Forscher nun im Fachjournal "Scientific Reports".
Ein Fall für Hirn- und Wildtierforscher
Das Überraschende daran: Eigentlich war die Erkrankung mit der Bezeichnung "Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis" in ähnlicher Form bisher nur vom Menschen bekannt. Dies ist der erste Nachweis im Tierreich. Für diesen Befund haben die IZW-Wissenschaftler mit dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkankungen (DZNE) zusammengearbeitet.
Übermütiges Abwehrsystem
"Das Abwehrsystem des Körpers schießt gewissermaßen über das Ziel hinaus. Es werden Antikörper freigesetzt, die die eigenen Nervenzellen schädigen, statt Krankheitserreger zu bekämpfen", erklärt Harald Prüß vom DZNE. Zu den möglichen Symptomen zählen dann epileptische Anfälle, Halluzinationen und Demenz.
Unbekannte Erkrankung
Überhaupt entdeckt wurde der Mechanismus - beim Menschen - erst vor wenigen Jahren. Deshalb sei dieses Resultat "ziemlich beeindruckt", kommentiert IZW-Forscher Alex Greenwood. Zudem könnten die Erkenntnisse praktische Bedeutung haben, denn beim Menschen ist die Erkankung therapierbar - und möglicherweise lassen sich diese Therapien auch auf Zootiere übertragen.
Knuts Forschungsbeitrag
"Möglicherweise sind Autoimmunerkrankungen des Nervensystems bei Menschen und anderen Säugetieren weiter verbreitet als bisher angenommen", meint Greenwood. Es könne sein, dass bei Menschen mit Psychosen oder Gedächtnisstörungen autoimmunvermittelte Entzündungen übersehen werden, vermuten die Forscher. Zukünftige Tests sollten dies mit in Betracht ziehen.