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Reise

COVID Travel Diaries - Deutschland-Roadtrip

Olivera Zivkovic | Emily Gordine
24. Juli 2020

Wir, Olivera Zivkovic und Emily Gordine von der DW, sind zwei Wochen lang durch Deutschland gereist, um herauszufinden, wie sich die Corona-Krise auf den Tourismus auswirkt.

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 Emily Gordine und Olivera Zivkovic in ihrem Camper
Bild: DW/ E.Gordine/O. Zivkovic

Während der Corona-Krise eine Reise zu planen, ist nicht so einfach, vor allem, wenn man ins Ausland möchte. Deshalb haben wir uns entschieden, einen Camper zu mieten und einen Roadtrip durch Deutschland zu machen. Wir sind an der Ostsee gestartet und von dort etappenweise in den Süden gereist. 

Unser Roadtrip begann auf der größten Insel Deutschlands: Rügen. Gleich bei unserer Ankunft ging alles schief. Wir kamen erst ziemlich spät am Abend an, zu spät, um genau zu sein. Die Rezeption hatte bereits geschlossen, wir mussten also wohl oder übel auf dem Parkplatz vor dem Campingplatz schlafen. Es war richtig kalt und wir haben in unserem Camper ordentlich gefroren. Am nächsten Morgen stellten wir auch noch fest, dass wir beim falschen Campingplatz gelandet waren! Wir haben also schnell unsere Sachen gepackt und sind zum richtigen gefahren. Was für ein Abenteuer gleich zu Beginn!

Blick vom Wasser auf die Kreidefelsen an der Steilküste von Rügen
Die berühmten Kreidefelsen von RügenBild: DW/O. Zivkovic

Nachdem wir alles geklärt hatten, waren wir in Binz, einem der beliebtesten Badeorte Rügens, und haben ein bisschen Sonne getankt. Das Wasser war ziemlich kalt, also war nichts mit Schwimmen. Wir haben uns dann für eine Bootsfahrt zu den berühmten Kreidefelsen entschieden. Sie gehören zum UNESCO-Weltnaturerbe und sind Teil des Nationalparks Jasmund. Die Tour führte bis ans Kap Arkona, ganz im Norden der Insel.

An unserem letzten Tag auf Rügen sind wir auf dem Baumwipfelpfad in Prora gewandert. Er führt entlang der Baumkronen eines uralten Waldes. Das Highlight ist ein riesiger Holzturm, den man schneckenförmig hinauflaufen kann. Von oben hatten wir trotz schlechten Wetters einen tollen Blick auf die Insel und die Ostsee.Auf Rügen wollten wir vor allem herausfinden, ob man sicher zum Strand gehen kann. Es waren überwiegend deutsche Touristen unterwegs, alle hielten genügend Abstand, sodass wir keine Angst hatten, uns anzustecken.

Emily Gordine und Olivera Zivkovic stehen vor grauem Himmel auf dem Baumwipfelpfad auf Rügen 
Trotz schlechten Wetters hatten wir auf dem Baumwipfelpfad eine gute Sicht auf die Insel und das MeerBild: DW/E. Gordine

Outdoor-Parties in Berlin

Alle Wege führen nach - Berlin. Also war die Hauptstadt auch unser Ziel! Wir wollten wissen, wie die Berliner feiern gehen, denn die Clubs sind wegen der Pandemie geschlossen. Zumindest die, in denen man nur drinnen feiern kann. Angesagt ist dementsprechend alles, was draußen stattfindet. Wir haben Berlin deshalb an unserem ersten Tag mit dem Kayak auf der Spree erkundet. Während wir so vor uns hinpaddelten, fuhren viele junge Leute auf Partybooten an uns vorbei. Es gibt also Alternativen zu Clubs - einfach ein Partyboot mieten! Am nächsten Tag sind wir zum Mauerpark, wo es ziemlich voll war. Überall spielten kleine Bands, die Leute tranken und aßen oder schlenderten über den Flohmarkt. Am Abend sind wir weiter zum Tempelhofer Feld. Auch hier saßen die Leute in kleinen Gruppen um Bands herum und genossen den Sonnenuntergang. Diese lässige, coole Stimmung scheint momentan die ganze Stadt zu erobern. 

Menschen gehen durch den Berliner Mauerpark, andere sitzen auf den Wiesen dort
In diesem Jahr feiern die Berliner draußen: beste Stimmung im MauerparkBild: DW/O. Zivkovic
Emily Gordine und  Olivera Zivkovic padeln in Kajaks auf der Spree beim Treptower Park in Berlin
Outdoor-Aktivitäten sind wegen der Pandemie besonders beliebtBild: DW/Emily Gordine & Olivera Zivkovic

Klettern in der Sächsischen Schweiz

Und weiter ging's Richtung Südosten in die Sächsische Schweiz, ein Wander- und Kletterparadies. Die Region ist bekannt für ihre bizarren Felsformationen - ein absolutes Muss für alle Naturliebhaber. Also auch für uns! Am ersten Tag sind wir ganze acht Stunden gewandert - und waren am Ende völlig geschafft. Aber es hat sich gelohnt, denn unsere Wanderung führte uns zur berühmten Basteibrücke. Wunderschön!  Am nächsten Tag sind wir zwei Felsnadeln hinaufgeklettert - und das trotz Höhenangst! Mit Hilfe unseres Trainers Bernd sind wir 25 Meter hinauf gekommen. Wir hatten super Spaß und konnten ohne Probleme die Abstandsregeln zu anderen Kletterern einhalten.

Blick auf die Basteibrücke im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz
Die Basteibrücke ist das absolute Highlight der Sächsischen SchweizBild: picture-alliance/D. Kalker

Auch in der Sächsischen Schweiz haben wir nur Touristen aus Deutschland getroffen. Es schien uns, als ob sich alle auf ihre Heimat besinnen und ein bisschen Ruhe suchen, um der Hektik der Großstadt und den Einschränkungen der Corona-Pandemie zu entfliehen.

Olivera beim Klettern in Felsen in der Sächsischen Schweiz
Wir haben uns unserer Höhenangst gestellt und waren Klettern!Bild: DW/E. Gordine

Bierverkostung in Bayern

Unsere nächste Station führte uns nach Bayern zu einem weiteren UNESCO-Welterbe: in eine der best erhaltenen Altstädte Europas, nach Bamberg. Obwohl es nach einem Tag schon weiter nach München ging, haben wir die Stadt erkundet und ein paar Spezialitäten probiert: Rauchbier und Schweineschulter, "Schäufele" genannt. Beides war sehr lecker!

Gebratene Schweineschulter mit Klos und Sauerkraut
Schweineschulter, "Schäufele" genannt, ist eine Spezialität in BayernBild: DW

Und schon fuhren wir weiter in die bayerische Hauptstadt München. Wir flanierten über den berühmten Marienplatz, wo viele Touristen, meist aus Deutschland, dem Glockenspiel im Turm des Neuen Rathauses lauschten. Wir haben auch mehrere Biergärten ausprobiert.

Der Englische Garten ist uns am besten in Erinnerung geblieben. Hier verbrachten unzählige Menschen den warmen Sommertag unter freiem Himmel mit Musik, Getränken und Sport. Bei der berühmten Surfwelle im Eisbach war besonders viel los. Während des Lockdowns war das Surfen hier komplett verboten.

Für uns fühlte sich alles ganz normal an - als sei die Coronakrise vorbei. Nur die starke Polizeipräsenz erinnerte uns daran, dass die Dinge dann doch nicht so normal sind, wie sie scheinen.  

Kristallklare Seen und ein Märchenschloss

Eine junge Frau auf einem Windsurfboard
Unser erster Windsurf-Workshop auf dem Starnberger SeeBild: DW

Auf unserer Tour durch Bayern sind wir zu drei Seen gefahren, darunter auch der Starnberger See, auf dem wir einen Windsurf-Workshop gemacht haben. Am Abend ging's weiter zum Bannwaldsee bei Füssen. Dort sind wir nochmal ins Wasser gesprungen und haben dann unseren Camper für die Nacht fertig gemacht. Am nächsten Tag besuchten wir das Märchenschloss Neuschwanstein. Nach einer halben Stunde Laufen und zwanzig Minuten Anstehen haben wir es auf die Marienbrücke geschafft, die die beste Sicht auf das Schloss bietet. Hier trafen wir auch endlich Touristen aus dem Ausland. Sie erzählten uns, dass sie sich auf ihrer Reise durch Deutschland sicher fühlen. 

Das letzte Highlight unserer Reise war der Sonnenuntergang am Walchensee. Den Namen "Bayerische Karibik" hat er sich wahrlich verdient: Türkisblaues Wasser schimmerte uns entgegen, umgeben von wunderschöner Natur.

Emily Gordine und Olivera Zivkovic vor dem Schloss Neuschwanstein
Bester Blick auf das Märchenschloss NeuschwansteinBild: DW

Auf der Heimfahrt haben wir uns an alle tollen Momente unserer Reise erinnert, an die Leute, die wir getroffen haben, und die lokalen Spezialitäten. Unser Fazit: Auch in diesem Jahr kann man in Deutschland seinen Sommerurlaub verbringen! Es gibt so viele Möglichkeiten - sei es Schwimmen im Meer oder Klettern in den Bergen. Sogar in den Städten kann man an der frischen Luft jede Menge erleben und trotzdem Abstand halten. Das Gute ist, dass sich die meisten Urlauber an die Vorschriften halten. Deshalb haben auch wir uns sicher gefühlt und sind noch immer ganz beseelt von unserem Deutschland-Trip in Corona-Zeiten.

Volos 2019 | Olivera Zivkovic
Olivera Zivkovic DW-Journalistin