"Versorgung in Deutschland ist gesichert"
26. März 2020Hamsterkäufe sind nicht nötig: Agrarministerin Julia Klöckner hat vor Journalisten in Berlin nochmals an alle appelliert, nur das zu kaufen, was man auch brauche. Es gebe keinen Grund, Lebensmittel zu horten, die "wenn man zu viel gekauft hat, vom Aufbewahrungsschrank in die Tonne wandern". Es werde sicherlich bei den "ein oder anderen Waren" mal Engpässe geben, aber bei den Grundnahrungsmitteln "sind wir wirklich sehr gut aufgestellt", bekräftigte die CDU-Politikerin.
Wenn nicht Müsli eins - dann Müsli zwei
In das gleiche Horn stieß Verkehrsminister Andreas Scheuer. Bei einzelnen Waren könne es derzeit punktuell zu leeren Supermarkt-Regalen kommen, räumte er ein. Aber, so der CSU-Minister: "Wenn Müsli eins mal aus ist, dann gibt's auch ein Müsli zwei." Da müsse man vielleicht auch als Käufer etwas flexibel sein.
Es fehlen Zehntausende Arbeitskräfte
Allerdings leiden Teile der Ernährungsbranche wegen der Coronavirus-Pandemie massiv unter fehlendem Personal, wie Klöckner deutlich macht. Sie sprach von einer "teils sehr angespannten" Situation. Konkret nannte die Ministerin Schlacht- und Zerlegebetriebe sowie Molkereien. Es fehlten Berufspendler aus Polen und Tschechien sowie Mitarbeiter, die Kinder zu Hause betreuen müssten oder krank seien.
Mit Blick auf fehlende Saisonarbeitskräfte sagte Klöckner, im März würden etwa 30.000 zusätzliche Arbeitskräfte gebraucht, im Mai sogar 80.000. Sie wies darauf hin, die neue Plattform, über die Arbeitssuchende und Landwirte zusammengebracht würden, sei bereits erfolgreich. Zudem prüfe Innenminister Horst Seehofer (CSU), ob Asylbewerber ohne Arbeitsverbot aushelfen könnten. Für Studenten, Menschen in Kurzarbeit und andere Gruppen seien Zuverdienstregelungen gelockert worden.
Versorgung auch künftig sichergestellt
Scheuer wies darauf hin, dass er derzeit an einem "Gütertransportpakt" arbeite, um auch künftig in der Corona-Krise eine stabile Versorgung mit Waren sicherzustellen. "Alle strengen sich noch ein wenig mehr an", sagte er. Nach seinen Worten geht es um flexiblere und passgenaue Regelungen, wie die bereits erfolgte Aufhebung des Sonntagsfahrverbots für Lastwagen oder gesonderte Spuren. Außerdem müsse der Warenverkehr über Grenzen hinweg gewährleistet werden. In den vergangenen Tagen hatte es etwa lange Staus an der deutsch-polnischen Grenze gegeben.
Gleichzeitig kündigte der Verkehrsminister eine Initiative mit anderen EU-Ländern zum Schutz vor möglichen Übernahmeangriffen etwa aus Asien an. Er sei deshalb mit Frankreich, Italien und Spanien im Gespräch. Ziel sei ein "europäisches Unterhaken", um nicht anfällig zu sein, wenn "andere Kontinente" auf Europa schauten. So soll die Luftverkehrswirtschaft neu geordnet werden, wie Scheuer mit Blick auf die massiven Einbrüche in der Branche infolge der Pandemie bekannt gab. Ziel sei es, den Industriestandort Europa zu erhalten.
se/gri (dpa, epd, afp, phoenix)