Coronavirus: Quarantäne in Norditalien
Nun hat auch Europa sein Wuhan: Die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus in Norditalien stiegen zuletzt so rasant an, dass dort elf Orte abgeriegelt wurden. Die Angst vor einer weiteren Ausbreitung wächst.
Die Zufahrten sind dicht
Insgesamt 52.000 Einwohner wurden in elf Städten und Gemeinden in Norditalien isoliert. Wer in die abgeriegelten Gebiete rein oder aus ihnen raus will, braucht eine Sondergenehmigung. Diese Einsatzkräfte stehen am Ortsrand von Castiglione D'Adda. Wer versucht, die Sperre zu umgehen, dem droht eine "strafrechtliche Verfolgung".
Menschenleere Straßen
Alle Kneipen und Läden im Zentrum der 15.000-Einwohner-Stadt Codogno sind dicht, nur wenige Menschen gehen raus. Noch immer ist unklar, wer das Virus nach Norditalien eingeschleppt hat. Italiens Regierungschefs Giuseppe Conte zufolge gilt die Quarantäne vorerst zwei Wochen lang. Das entspricht der vermuteten Inkubationszeit für die Lungenkrankheit COVID-19, die von dem Erreger ausgelöst wird.
Rasante Entwicklung
Bis Mittwoch waren italienweit nur drei Infektionen bekannt. Am Donnerstag wurde bei einem schwer erkrankten 38-Jährigen in einer Klinik in Codogno das Virus nachgewiesen, dann bei immer mehr Menschen in seinem Umkreis. Auch seine Eltern kamen unter Beobachtung (Foto). Der "Patient Null" ist dieser Mann jedoch nicht. Am Sonntag wurden in der Region mehr als 130 Infizierte gezählt, drei starben.
Hamsterkäufe unter Quarantäne
Schlangestehen vor einem Supermarkt im abgeriegelten Ort Casalpusterlengo. Die Kunden werden nur in Gruppen zu 40 Personen eingelassen. "Jeder kommt dran, wir wollen nur Chaos vermeiden und für ausreichenden Schutz sorgen", versucht ein Supermarktmitarbeiter zu beruhigen. Nicht alle Kunden haben dafür Verständnis.
Alles weg
Auch in den nahe gelegenen Großstädten in Norditalien wächst die Angst vor der Ansteckung mit dem Coronavirus. Gel zur Desinfektion und Gesichtsmasken sind in dieser Apotheke in Turin ausverkauft, wie das Schild am Eingang verrät. Dünne Masken, wie sie in OP-Sälen verwendet werden, bieten gegen Viren aber ohnehin nur einen begrenzten Schutz und müssen regelmäßig gewechselt werden.
Doppelt maskiert
Diesen Maskierten ist die Enttäuschung quasi an den Augen abzulesen: Der berühmte Karneval in Venedig wird abgebrochen, da nützt auch der zusätzliche Mundschutz nichts. Das Fest hat eine jahrhundertealte Tradition und ist ein Touristenmagnet. International bekannt sind die opulenten Kostüme und fantasievollen Masken. Normalerweise hätte Venedig noch bis Dienstag Karneval gefeiert.
Catwalk trotz Corona
Nur 60 Kilometer ist Mailand vom stark betroffenen Codogno entfernt. Schon seit Dienstag läuft hier die berühmte Modewoche. Das Modehaus Giorgio Armani präsentierte angesichts der Verbreitung des Corona-Virus die neuesten Modelle in einem leeren Theatersaal, die Schau wurde im Internet übertragen. Für Mitarbeiter gab es Gesichtsmasken. Andere Modeschauen fanden wie geplant statt.
Stadion geschlossen
Während die Modehäuser selbst über ihre Schauen entscheiden konnten, wurden alle Sportveranstaltungen in den Regionen Lombardei und Venetien bis mindestens zum 1. März abgesagt. Damit wollen die italienischen Behörden eine noch weitere Verbreitung des Virus eindämmen. Betroffen ist auch das Erstliga-Fußballspiel Inter Mailand gegen Sampdoria Genua.