Coronavirus in Aerosolen nachgewiesen
13. August 2020US-amerikanische Wissenschaftler haben in Versuchen bestätigt, dass Aerosole, die von Corona-Infizierten ausgestoßen werden, intakte Viruspartikel enthalten können, also COVID-19-Erreger, die ansteckend sind. Aerosole sind lange in der Luft verbleibende winzige Schwebeteilchen, die beim Atmen, Husten, Sprechen und Niesen entstehen. Die Forscher der Universität von Florida in Gainesville um John Lednicky untersuchten nun Proben der Raumluft aus der Umgebung zweier COVID-19-Patienten in einem Zimmer im Krankenhaus. Selbst aus Proben, die in fast fünf Metern Abstand zu den Patienten genommen wurden, seien noch aktive SARS-CoV-2-Partikel isoliert worden, berichten die Experten. Über genetische Analysen sei bestätigt worden, dass diese Aerosole von den Patienten mit COVID-19-Atemwegssymptomen im Raum stammten - und nicht etwa aus einem anderen Klinik-Bereich in das Zimmer eingeschleppt worden waren.
Die Analyse sagt allerdings nichts darüber aus, ob die Viruslast in der Raumluft ausreicht, um weitere Menschen anzustecken. Superspreader-Ereignisse wie etwa bei Chorproben weisen allerdings schon seit längerem darauf hin, dass Viruspartikel in Aerosolen die Infektion vieler Menschen im nahen Umkreis zur Folge haben können. Die Untersuchung ist noch nicht in einem Fachjournal veröffentlicht und damit auch nicht von unabhängigen Gutachtern überprüft worden.
Zwei Meter Sicherheitsabstand im Raum möglicherweise zu wenig
Generell gilt das Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, in geschlossenen Räumen als wesentlich höher als an der frischen Luft, wo sich Partikel rascher verflüchtigen können. Die Forscher aus Florida weisen in ihrer Studie darauf hin, in Räumen eineinhalb oder auch zwei Meter Sicherheitsabstand zu wahren, könne mithin ein falsches Gefühl von Sicherheit vermitteln.
Auch die zentrale Umweltbehörde in Deutschland hält Aerosole für einen möglichen Übertragungsweg des Virus. Um das Risiko einer Infektion zu reduzieren, empfiehlt das Umweltbundesamt, in Innenräumen nach jedem Husten oder Niesen eine Stoß- oder Querlüftung vorzunehmen. Das gelte nicht nur für Wohnungen, sondern auch für Büros und Klassenzimmer. Die Kommission "Innenraumlufthygiene" rät zudem, in Schulen in jeder Pause "intensiv bei weit geöffneten Fenstern" zu lüften, spätestens nach 45 Minuten Unterricht.
Räume, in denen Sport getrieben werde, sollten deutlich häufiger gelüftet werden - die Kommission empfiehlt fünfmal pro Stunde oder öfter. Wenn etwa wegen eines Familienbesuchs in Wohnungen viele Menschen in einem Raum sind, sollte ebenfalls mehrmals gelüftet werden.
Fenster dauerhaft gekippt zu halten, reiche dagegen in stark belegten Räumen nicht aus, heißt es weiter. Frischluft sei unabhängig von weiteren Schutzmaßnahmen wie Mindestabständen, Hygieneregeln oder einer Mund-Nasen-Bedeckung notwendig.
14 Maskentypen getestet
Allerdings hält nicht jede Schutzmaske im Gesicht beim Ausatmen oder Sprechen mit Viren belastete Tröpfchen gleich wirksam zurück: Während etwa chirurgische Masken äußerst effektiv sind, schaffen das Halstücher weniger gut. Dies geht aus einem wissenschaftlichen Vergleich von 14 verschiedenen Maskentypen hervor, der vom Magazin "Sciences Advances" veröffentlicht wurde.
Für den Test nutzten die Forscher der Duke-Universität in Durham (US-Bundesstaat North Carolina) eine einfache Methode: Sie ließen ihre Versuchspersonen in einem dunklen Raum fünfmal hintereinander mit unterschiedlichen Masken und ohne Mundschutz die Worte "Stay healthy, people" (Bleibt gesund, Leute) in einen Laserlichtkegel sprechen und dies von einer Kamera aufnehmen. Ein Computer-Algorithmus zählte anschließend die Zahl der ausgestoßenen Tröpfchen.
Am besten schnitten die Atemschutzmasken vom Typ N95 (FFP2-Masken in Europa) ab. Die ausgestoßenen Aerosole seien auf weniger als 0,1 Prozent der Menge ohne Maske reduziert worden, heißt es in der Studie. Chirurgische Masken fingen demnach mehr als 90 Prozent ab. Selbstgenähte Baumwollmasken filterten je nach Zahl ihrer Stofflagen und Falten immer noch zwischen 70 und 90 Prozent der Tröpfchen. Dagegen ließen Halstücher rund die Hälfte der Tröpfchen durch. Am schlechtesten schloss ein Schlauchschal aus Polarfleece ab: Er erhöhte nach Angaben der Forscher sogar die Zahl der ausgestoßenen Tröpfchen - möglicherweise, weil das Gewebe die größeren Tröpfchen in kleinere zerlegte.
se/AR (dpa, afp, umweltbundesamt.de, medrxiv.org)