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Literatur

PEN: Corona "verheerend" für die Meinungsfreiheit

20. Juli 2022

Selten war das Wort unfreier: Weltweit werden Schreibende mehr denn je verfolgt, beklagt der PEN Deutschland. Die Pandemie spielte den Regimen in die Hände.

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Mahnwache für türkischen Verleger und Kulturmäzen Osman Kavala
Der neue PEN-Bericht verweist auf Missstände auch in der Türkei - hier eine Mahnwache des deutschen PEN-Zentrums für den türkischen Verleger und Kulturmäzen Osman KavalaBild: Christophe Gateau/dpa/picture alliance

Vor allem die Corona-Pandemie war es, die sich nach Recherchen des Schriftstellerverbandes "verheerend" auf die Meinungs- und Ausdrucksfreiheit in vielen Ländern auswirkte. Besonders betroffen: Autorinnen und Autoren, Journalisten und Kunstschaffende, die Kritik an den Corona-Maßnahmen übten. "Das freie Wort ist so unfrei wie nie. Die Welt ist nicht besser geworden", so Cornelia Zetzsche, die neugewählte Vizepräsidentin und Writers-in-Prison-Beauftragte des deutschen PEN-Zentrums in Darmstadt im Deutsche Welle-Interview.

In vielen Ländern wurden Online-Plattformen geschlossen, berichtet der PEN und listet zahlreiche Übergriffe im Jahr 2021 auf. Danach gerieten etwa in Bangladesch und Venezuela Journalisten wegen der angeblichen Verbreitung von "Fake News" in Haft. In Kasachstan sei der an Corona erkrankte Dichter Aron Atabek ohne medizinische Versorgung im Gefängnis gestorben - nach 18-jähriger Haft.

Cornelia Zetzsche
Cornelia Zetzsche, Vizepräsidentin und Writers-in-Prison-Beauftragte des deutschen PEN-Zentrums Bild: PEN-Zentrum Deutschland

Vielerorts seien Autokratien brutal gegen die freie Meinungsäußerung vorgegangen, heißt es. So seien in Myanmar mindestens fünf Schriftsteller von den Streitkräften der herrschenden Junta bei einer friedlichen Demonstration getötet worden, darunter die Dichter Myint Myint Zin und K Za Win. In Afghanistan seien die PEN-Mitglieder Abdullah Atefi und Dawa Khan Menapal erschossen worden, als die Taliban die Kontrolle über Kabul übernahmen.

Repression und Gewalt habe es in Mexiko, Bangladesch und dem Libanon gegeben. In der äthiopischen Region Tigray seien Journalisten, die versucht hätten, über den Konflikt zu berichten, schikaniert und verhaftet worden. Doch auch nach Europa blickt die Schriftstellervereinigung - und erinnert etwa an den Tod des niederländischen Kriminalreporters Peter R. de Vries, der im Juli 2021 in Amsterdam erschossen wurde.

Vorwürfe der Machthaber überall ähnlich

Der chinesische Dissident Liu Xiaobo auf einem Filmstill von ARTE
Der chinesische Dissident Liu Xiaobo auf einem Filmstill von ARTEBild: Arte

Der neue PEN-Bericht verweist auf Missstände auch in China, der Türkei, Ägypten, dem Iran und Kuba - und somit in Ländern, die schon länger auf der Fallliste des PEN-International stehen. Die in London ansässige Dachorganisation hatte die diesjährige "Case List" akuter und beispielhafter Fälle von Menschenrechtsverletzungen bereits am Mittwoch vergangener Woche (13.07.2022) veröffentlicht, am fünften Todestag des chinesischen Schriftstellers, Menschenrechtlers und Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo (1955-2017).

Die Argumente der Machthabenden seien in allen Ländern ähnlich, so die Writers-in-Prison-Beauftragte Zetzsche. Mal gehe es um den Vorwurf, die nationale Sicherheit zu gefährden, einer terroristischen Organisation anzugehören oder irgendeine Ikone des Landes beleidigt zu haben. "Die Fälle gleichen sich", so Zetzsche im DW-Interview, "die Instrumentarien der Unterdrückung sind immer ähnlich."