Corona in Brasilien: Der Schutzengel vom Amazonas
Brasilien hat laut WHO die zweitmeisten Corona-Infizierten weltweit. Besonders hart trifft es die Bevölkerung im Amazonas-Gebiet. Dort versucht eine indigene Krankenschwester mit allen Mitteln, die Menschen zu schützen.
Freiwillig an die Corona-Front
Jeden Tag streift sich Vanderlecia Ortega dos Santos, genannt Vanda, Einweghandschuhe, Maske und Schutzkleidung über. Die 32-jährige Krankenschwester hat sich freiwillig gemeldet, um die rund 700 Familien ihrer Siedlung Parque das Tribos im Norden Brasiliens während der Corona-Krise medizinisch zu versorgen.
Höchste Infektionsrate des Landes
Kinder spielen auf den Straßen der Siedlung unweit der Stadt Manaus. Indigene Familien aus 35 verschiedenen Stämmen leben hier in Häusern und Baracken. Der Parque das Tribos liegt im Amazonas-Gebiet, der am härtesten vom Coronavirus betroffenen Region Brasiliens. Laut WHO sind hier sowohl die Infektionsrate als auch die Mortalitätsrate am höchsten.
Täglich Hausbesuche
Die Krankenschwester vom Stamm der Witoto tut alles, um ihre Siedlung vor dem Virus zu schützen. Täglich stehen Hausbesuche auf dem Programm. Wieder ist eine neue Patientin dazugekommen. Sabrina de Sales Benzaquem (mitte) klagt über Fieber. Könnte sie an COVID-19 erkrankt sein?
40 Verdachtsfälle in einer Woche
Fieber, Husten, Müdigkeit: In einer Woche hat Vanda bei 40 Patienten der Siedlung COVID-19-Symptome festgestellt. Fünf Menschen ließ sie direkt ins Krankenhaus einweisen. Ansonsten versucht die Krankenschwester, die Not mit Schmerzmitteln und anderen Medikamenten zu lindern.
Nach der Arbeit: Masken nähen
Nach den Hausbesuchen ist noch lange nicht Feierabend. Aus diesem Stück Stoff wollen Vanda, ihre Mutter und eine Freundin Schutzmasken für Nachbarn nähen. "Weil wir so wenig staatliche Unterstützung bekommen, habe ich außerdem eine Kampagne in den sozialen Medien gestartet, um an Lebensmittelspenden und Hygiene-Kits zu kommen", sagt Vanda.
Protest vor dem Krankenhaus
Viele Indigene fühlen sich von der brasilianischen Regierung im Stich gelassen. Mit Plakaten und Kopfschmuck zogen Vanda und zwei ihrer Freundinnen deshalb Anfang Mai vor das größte Krankenhaus der Stadt Manaus. Ihre Botschaft: "Vidas Indígenas Importam" - "Indigenes Leben zählt". Ihr Protest hatte Folgen.
Bald bessere medizinische Versorgung?
Nach der Demonstration traf sich Vanda mit Robson Santos da Silva, dem Chef der indigenen Gesundheitsbehörde Sesai. Er versprach, das geplante Feldkrankenhaus in Manaus solle einen extra Bereich bekommen, in dem die indigene Bevölkerung behandelt wird. Aber: Wann der Bau des Krankenhauses beginnt, steht noch nicht fest. Deshalb wird Vanda vorerst weiter mit Maske und Medikamenten unterwegs sein.