Impfungen schützen vor Long-COVID und vor Erkältungen
27. Januar 2022Wer geimpft ist, hat ein geringeres Risiko nach einer Infektion Long-COVID-Symptome zu entwickeln als jemand ohne Impfung. Das zeigt eine neue Vorab-Studie von Medizinern der Bar-Ilan Universität im israelischen Safed, die am 25.1.2022 für das Fachjournal Nature vorgelegt wurde.
Die untersuchten Fälle stammen alle aus der Anfangsphase der Impfkampagne ab März 2021. Die Forschenden befragten dazu mehr als 3000 PCR-getestete Menschen über mögliche Long-COVID Symptome. 951 von ihnen hatten nachweislich eine Infektion.
Das Ergebnis deutet darauf hin, dass die Grundimmunisierung hilft, eine trotzdem auftretende Infektion besser zu bewältigen. "Es ist ein weiterer Grund sich impfen zu lassen", sagt Michael Edelstein, Epidemiologe an der Universität.
Symptome fast so selten wie bei jenen, die nie infiziert waren
Grundsätzlich schützen Impfungen alleine schon dadurch, dass sie Infektionen von Anfang an vermeiden helfen. Aber selbst wenn jemand sich trotz der Impfung infiziert, ist der Krankheitsverlauf deutlich milder.
Das spiegelt sich auch bei den Langzeitfolgen wider: Geimpfte hatten eine um 54 Prozent verringerte Wahrscheinlichkeit, Kopfschmerzen zu bekommen. Bei Erschöpfungssymptomen zeigten sich sogar eine 64 Prozent und bei Muskelschmerzen eine 68 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit.
Damit entsprach die Intensität der beobachteten Symptome übrigens den Werten, die auch jene Probanden angegeben hatten, die noch nicht mit SARS-CoV-2 infiziert gewesen waren.
Long-COVID-Symptome sind schwer zu bestimmen
Long-COVID ist für Hausärzte oft nur schwer eindeutig zu diagnostizieren. Oft fühlen sich Patienten nicht ernstgenommen, wenn sie über Beschwerden klagen.
Typische Symptome wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Schwindel, Konzentrationsschwäche oder Muskelschmerzen sind selten eindeutig auf eine zurückliegende Infektion zurückzuführen. Long-COVID umfasst eine Vielzahl verschiedenster Symptome, die durch die zugrunde liegende Multi-Organerkrankung ausgelöst werden können.
Die Häufigkeit von Long-COVID ist daher für Mediziner schwer zu ermitteln, wie eine Studie in PlosMedicine vom 28. September 2021 verdeutlicht, für die Forschende die Daten von 273,618 Corona-Genesenen ausgewertet hatten.
Die Studie schätzt, dass fast 60 Prozent der COVID-19 Infizierten noch nach sechs Monaten Symptome zeigen. Ähnlich ist es übrigens bei der Grippe. Davon Genesene klagen noch zu etwa 40 Prozent nach sechs Monaten über Long-COVID-ähnliche Symptome.
Schätzungen über die Häufigkeit von Long-COVID gehen aber, je nach Definition der typischen Symptome, stark auseinander. So schätzt die Helmholtz-Gesellschaft die Häufigkeit nur auf unter 10 Prozent. Möglicherweise werden hier aber nur schwere Long-COVID-Fälle als eindeutige Diagnosen berücksichtigt.
Impfungen helfen auch gegen einige Erkältungsviren
Forschende der Universitäten von Ulm und Amsterdam haben noch einen Grund herausgefunden, warum man sich impfen lassen sollte. Die auf dem Markt befindlichen Impfungen gegen SARS-CoV-2 bieten auch einen gewissen Schutz gegen herkömmliche menschliche Coronaviren (hCoV), die normalerweise Erkältungen auslösen. Zudem wirken sie gegen Erreger des ersten SARS-Virus (SARS-CoV-1)
Das Team um Frank Kirchhoff vom Institut für Molekulare Virologie der Universität Ulm schreibt in einer Studie, die am 25. Januar in Clinical Infectious Diseases erschienen ist, dass die "Impfung zu einer effizienten Kreuz-Neutralisierung von SARS-CoV-1, aber nicht von MERS-CoV führt. Im Durchschnitt erhöht eine Impfung die neutralisierende Aktivität gegen die [Erkältungsviren] hCoV-OC43, -NL63 und -229E signifikant."
Immer mehr Genesene erkranken nochmal an Omikron
Unterdessen konnten Forscher in einer großen britischen Gesundheitsstudie zeigen, dass fast ein Drittel der Menschen, sie sich zwischen dem 5. Und 20. Januar 2022 mit dem Coronavirus infiziert haben, schon früher einmal eine Corona-Infektion durchgestanden hatten. In Großbritannien ist derzeit die hochansteckende Omikron-Variante dominant.
Die Studie ist Teil des Coronavirus Forschungsprogramms REACT (Real-time Assessment of Community Transmission) und umfasste 100.500 Probanden, die in dem Zeitraum einen Antigen-Schnelltest durchgeführt hatten. Einer von 23 (4,41 Prozent) Teilnehmenden war positiv auf das Virus getestet worden. Das war die höchste Zahl an Infizierten, seit Beginn des REACT-Programmes im Mai 2020. Noch im Dezember lag der Anteil der Infizierten bei 1,4 Prozent.
Nun berichteten 64,6 Prozent der nachweislich Infizierten, dass sie schon früher eine Coronavirus-Infektion gehabt hatten. Da es sich aber um Daten handelt, die auf eine Selbstauskunft der Probanden zurückgehen, sind die Zahlen mit Zurückhaltung zu bewerten, schreiben die Autoren.