Corona hinterlässt tiefe Spuren bei Autobauern
13. Januar 2021Die Corona-Krise hat den Verkäufen des Volkswagen-Konzerns im vergangenen Jahr einen kräftigen Dämpfer verpasst - bei E-Fahrzeugen geht es aber voran. Insgesamt sanken die Auslieferungen der weltgrößten Autogruppe um 15,2 Prozent auf rund 9,3 Millionen Fahrzeuge. Dies teilte VW am Mittwoch mit, nachdem die Kernmarke und einzelne Töchter schon Einzelheiten bekanntgegeben hatten.
Deutliche Zuwächse gab es bei Autos mit alternativen Antrieben: Für reine Elektrofahrzeuge meldete der Konzern 2020 mehr als eine Verdreifachung auf knapp 232.000 Stück, bei Plug-in-Hybriden eine Steigerung um 175 Prozent auf über 190.000 Exemplare.
Westeuropa besonders schwach
In der Summe machte der Nachfragerückgang den Wolfsburgern ebenso zu schaffen wie vielen anderen Herstellern. Besonders schwach waren die Auslieferungen in Westeuropa mit einer Abnahme um fast 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr, in Deutschland wurde der Konzern noch knapp 1,1 Millionen Wagen los (minus 19,5 Prozent). Auch in der Region Nordamerika war der Rückgang beträchtlich (17,4 Prozent), in den USA selbst lief es leicht besser (minus 12,1 Prozent). Im wichtigsten Markt China einschließlich Hongkong (minus 9,1 Prozent) kamen die VW-Marken etwas glimpflicher davon. In Südamerika mit Brasilien blieb die Lage mit jeweils knapp einem Fünftel weniger Absatz kritisch.
Der Anteil elektrifizierter Autos konnte derweil stark zulegen, in Deutschland etwa von 1,5 Prozent im Vorjahr auf inzwischen 11,6 Prozent. Ähnliche Werte waren für ganz Westeuropa zu verzeichnen. Manche Marktbeobachter hatten allerdings mit einem noch rascheren Hochlauf gerechnet.
Die meistverkauften reinen E-Autos waren 2020 der neue VW ID.3, der Audi e-tron und die elektrische Version des VW Golf. Bei den Hybriden führten VW Passat, Audi Q5 und Porsche Cayenne die Liste an. Nach Angaben von Konzernchef Herbert Diess kommen demnächst zehn weitere E-Modelle aus fünf Marken auf die Straße.
Importeure bieten bei E-Autos VW Paroli
Allerdings machen vor allem bei Kleinwagen Importeure wie Renault dem deutschen Platzhirsch Konkurrenz: Der französische Rivale meldete für das Modell Zoe eine Verdreifachung der Zulassungen. Und die Südkoreaner (Kia, Hyundai) oder der PSA-Konzern (Opel, Citroën, Peugeot) preschen ebenfalls vor.
Bei den heimischen Wettbewerbern ist die Jahresbilanz 2020 ähnlich durchwachsen. Daimler kam trotz eines weiteren Absatzrekords in China nicht an die Zahlen des Vorjahrs heran. Die Modelle der Kernmarke Mercedes-Benz verkauften sich weltweit rund 2,16 Millionen mal - ein Minus von 7,5 Prozent. Besonders im ersten Halbjahr hatten die Pandemie-Folgen den Stuttgartern schwer zugesetzt, auch hier waren Autohäuser dicht und etliche Werke zeitweise heruntergefahren.
Sehr zufrieden zeigte sich Daimler-Chef Ola Källenius indes mit der Nachfrage nach E-Modellen: Rund 160.000 Stück wurden abgesetzt, davon gut 115.000 Hybride und etwa 27.000 elektrische Smarts. Das erste reine Mercedes-Elektroauto EQC verkaufte sich ungefähr 20.000 Mal.
Auch Daimler und BMW mit durchwachsener Bilanz
Parallelen auch bei BMW: Der Konzern wurde - inklusive der Motorradsparte sowie der britischen Marken Mini und Rolls-Royce - 2,3 Millionen Fahrzeuge los, 8,4 Prozent weniger als 2019. In China gab es mit 777.000 Fahrzeugen und einem Plus von über sieben Prozent ein Rekordergebnis, in Europa brach der Absatz um 16 Prozent auf 912.600 Stück ein. Auf dem deutschen Heimatmarkt lief es mit einem Minus von 13 Prozent und 287.000 Autos und Motorrädern etwas weniger schlecht.
Die Hauptmarke des VW-Konzerns, Volkswagen Pkw, verlor im Corona-Jahr 2020 weltweit 15,1 Prozent, Audi 8,3, Skoda 19,1 und Seat sogar 25,6 Prozent. Bei Porsche gingen die Auslieferungen um 3,1 Prozent zurück. Das Luxusgeschäft war - wie in anderen Branchen - nicht so stark vom Konsumeinbruch betroffen. Auch die Edelmarken Bentley, Bugatti und Lamborghini berichteten von einem vergleichsweise geringen Minus von drei Prozent.
Stabilisierung im Dezember
Bei den leichten Nutzfahrzeugen rund um den VW-Bus oder Caddy ging es dagegen um beinahe ein Viertel (24,4 Prozent) abwärts. Die schweren Nutzfahrzeuge von Scania (minus 27,5 Prozent) und MAN (minus 17,3 Prozent) erwischte es ebenfalls stark - ihr Absatz ist in hohem Maß direkt von der allgemeinen Industriekonjunktur abhängig, die sich 2020 abschwächte.
Weltweit konnte trotz der absoluten Rückgänge der Pkw-Marktanteil der VW-Gruppe nach Konzernangaben noch einmal leicht erhöht werden, Details dazu nannte das Unternehmen nicht.
Bis zum Dezember stabilisierte sich die Situation auf Teilen des Automarkts etwas. Im letzten Monat des abgelaufenen Jahres verbuchte Volkswagen konzern- und weltweit verglichen mit dem Dezember 2019 noch ein Minus von 3,2 Prozent. In Westeuropa, Nordamerika und Nahost/Afrika nahmen die Verkäufe zuletzt auch schon wieder zu.
ul/hb (dpa)