Roth sieht kulturelle Identität der Ukraine bedroht
7. Juni 2022"Dieser Krieg ist auch ein Krieg gegen die Kultur, gegen die Kultur der Demokratie", stellte die Grünen-Politikerin bei einem Besuch in der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer fest. Nach mehr als drei Monaten Krieg seien 375 Kultureinrichtungen zerstört oder beschädigt. Auch 137 Kirchen seien betroffen. "Da wird deutlich: Es geht darum, die kulturelle Identität der Ukraine anzugreifen."
Roth versprach dem Land Unterstützung. "Wir versuchen jetzt ein internationales Zeichen zu setzen, indem wir die Nominierung der Altstadt Odessas unterstützen als Welterbe-Stadt", sagte sie im ZDF-"Morgenmagazin".
Die internationale Gemeinschaft müsse entsprechend Verantwortung übernehmen. Dies sei vielleicht auch ein zusätzlicher Schutzschild vor Angriffen. Bereits zu Beginn ihres Besuchs am Montag hatte Roth versichert, sie wolle sich auch bei ihren Kolleginnen und Kollegen anderer Länder für die Bewerbung Odessas stark machen.
Zudem sprach auch sie sich dafür aus, der Ukraine den Kandidatenstatus für die Europäische Union zu geben. Es gehe "auch um Werte, die wir teilen: die Werte der Freiheit, der Gerechtigkeit und eines Lebens in Frieden". Die Staatsministerin verwies darauf, dass Deutschland in der Ukraine auch die Digitalisierung von Archivbeständen unterstütze. "Hier werden auch Bibliotheken und alte Archive angegriffen, also das Gedächtnis von Städten, von Gemeinden, von einer Gesellschaft."
Die Grünen-Politikerin ist seit Kriegsbeginn Ende Februar als erstes deutsches Regierungsmitglied in Odessa. Sie war am Montag zu dem zweitägigen Besuch eingetroffen. Sie ist auf Einladung ihres ukrainischen Kollegen Olexandr Tkatschenko dort. Die Stadt gilt nicht nur als Kulturmetropole, sondern ist vor allem wegen ihres großen Hafens auch von strategischer Bedeutung.
uh/qu (dpa)