Cirque du Soleil beantragt Insolvenzschutz
Das Zirkusunternehmen Cirque du Soleil steht wegen der Corona-Krise kurz vor dem Aus: Milliardenschulden und abgesagte Vorstellungen bedrohen seine Existenz. Die Artisten gehören zur Weltklasse.
Letzte Vorstellungen
Von den abgesagten Vorstellungen sind auch zwei ausverkaufte Produktionen in Deutschland betroffen: In München präsentierten die Artisten Anfang 2020 die spektakuläre Show "Totem" (Foto), in Hamburg "Paramour". Mitte März wurde alles durch die Corona-Pandemie gestoppt. 3480 Artisten und Mitarbeiter mussten kurzfristig freigestellt und in Zwangsurlaub geschickt werden.
Chrystal Ice Show
Noch im Februar 2020 war die erfolgreiche Artistentruppe auf Tournee durch Osteuropa. In der Ukraine zeigte Cirque du Soleil seine innovative "Chrystal Ice Show". Statt poetischer Bodenakrobatik und wagemutigen Trapeznummern wurden die Zuschauer hier in Kiew mit sportlichen Showeinlagen auf Eishockey-Kufen unterhalten.
Gründer und Milliardär
1984 hat der Straßenkünstler Guy Laliberté das neuartige Entertainment-Unternehmen im kanadischen Quebec gegründet, zusammen mit zwei Geschäftspartnern. Lange hielt er die Aktienmehrheit, träumte aber davon sich als Privatier auf ein Südsee-Atoll zurück zu ziehen. 2015 verkaufte er das wertvolle Aktienpaket an einen US-Risikofond und einen chinesischen Investmentfond - und wurde zum Milliardär.
Luftakrobatik
Jetzt hängt das frühere Vorzeige-Unternehmen, mit Firmensitz in Montreal/Kanada, völlig in der Luft: 4500 Akrobaten und Bühnentechniker sind schon beurlaubt worden, das sind fast 95 Prozent der Beschäftigten. Die geplanten nächsten Shows sind bereits abgesagt, die Termine der durch Corona ausgefallenen Vorstellungen werden nicht nachgeholt. Diese Einnahmen fehlen.
Schlangenmenschen
Weltweit beschäftigte das etwas andere Zirkusunternehmen mehr als 5000 Mitarbeiter: davon rund 1300 Artisten aus 50 Ländern. Neben hochpräziser Bodenakrobatik auf Weltklasse-Niveau und atemberaubender Artistik in der Luft sind bei den Vorstellungen immer unterhaltende Show-Elemente eingebaut. Die Mischung machte den Erfolg.
Poetische Formate
Der Unterschied zum klassischen Zirkus besteht darin, dass es keine Manege mit Sägespänen gibt und keine Dompteure, die mit Tieren arbeiten. Beim Cirque du Soleil, der zu der den innovativsten Zirkusformaten weltweit gehört, stehen Zirkusakrobaten und Artisten im Mittelpunkt. Sie bieten den Zuschauern künstlerisch ausgefeilte Formationen - auf einer blankpolierten Bühne.
Weltklasse
Die hochkarätige Bühnenshow wurde auch zu internationalen Veranstaltungen eingeladen - als Show-Element. 2012 traten die Weltklasse-Artisten bei der Oscar-Verleihung im Dolby Theatre in Los Angeles auf - von der internationalen Filmprominenz mit Standing Ovations gefeiert. Ausgerechnet der Film "The Artist" räumte an dem Abend fünf Oscarstatuen ab.
Finanzjongleure
Die hochfliegenden Pläne für die Zukunft des Cirque du Soleil, der neben festen Vorstellungen weltweit gebucht wurde, sind durch die Finanzschwierigkeiten unsanft auf dem Boden gelandet. Das Zirkusunternehmen ist hoch verschuldet: mit rund einer Milliarde Dollar (892 Millionen Euro). In Folge der Corona-Krise mussten ausverkaufte Vorstellungen abgesagt werden.
Vorhang geschlossen...
Zur Zeit bleiben Zelte und Manegen vorerst fürs Publikum zu. Alle verkauften Karten behalten ihre Gültigkeit, hieß es aus der Geschäftsleitung. Die Weltpremiere der neuen Show "Nysa" in Berlin ist auf 2021 verschoben. Starttermin: 16. Oktober. Das Unternehmen will Zeit gewinnen, um Investoren zur Rettung des Cirque du Soleil zu finden. Sonst muss der Staat Kanada einspringen.