Chronologie: Die IRA und der Friedensprozess
10. Oktober 20061603-1660: Ansiedelung von Bauern aus England und Schottland in der nordirischen Provinz Ulster. Dort lebende katholische Iren werden zu Gunsten der protestantischen und presbyterianischen Neuankömmlinge enteignet.
1800: "Act of Union" – das Vereinigte Königreich wird aus Großbritannien und Irland gegründet.
1905: Die pro-irische Partei Sinn Fein wird gegründet. Später wird sie der politische Arm der Irisch-Republikanischen Armee IRA.
1919: Die IRA wird gegründet.
1921: Irland wird geteilt. Die Republik Irland im Süden wird unabhängig, der Norden verbleibt bei Großbritannien.
1969: Die IRA spaltet sich, die offizielle IRA schwört der Gewalt ab.
1970: Nach bürgerkriegsähnlichen Unruhen geht die "vorläufige IRA" in den Untergrund.
1981: Das IRA-Mitglied Bobby Sands und neun Mitstreiter sterben nach einem Hungerstreik, mit dem sie für sich den Status politischer Gefangener durchsetzen wollten.
1983: Gerry Adams wird Vorsitzender der Sinn-Fein-Partei, dem politischen Arm der IRA.
1988 bis 1994: Der gemäßigte Katholik John Hume beginnt den Dialog mit Adams, der Friedensverhandlungen zustimmt.
September 1994: Eine Waffenruhe der IRA tritt in Kraft.
Februar 1996: Die IRA beendet nach dem Scheitern von Verhandlungen die Waffenruhe.
Juli 1997: Die IRA verkündet erneut eine Waffenruhe, Sinn Fein beteiligt sich wieder an Friedensverhandlungen.
April 1998: Nach zweijährigen Verhandlungen unterzeichnen Protestanten und Katholiken ein Friedensabkommen, das so genannte Karfreitagsabkommen. Die IRA verspricht die Abgabe ihrer Waffen.
Juni 1998: Wahl eines Regionalparlaments. Der Protestant David Trimble und der gemäßigte katholische Nationalist John Hume erhalten im Oktober den Friedensnobelpreis.
August 1998: Eine Splittergruppe der IRA verübt in der Kleinstadt Omagh einen Bombenanschlag, bei dem 29 Menschen sterben.
November 1999: Bildung einer Provinzregierung aus pro-britischen Protestanten und republikanischen Katholiken. Premierminister der ersten nordirischen Regierung ist Trimble.
Juli 2001: Rücktritt Trimbles. Bei der Entwaffnung der IRA gab es keine Fortschritte.
Oktober 2002: Die nordirische Allparteienregierung wird aufgelöst. London stellt Nordirland wieder unter britische Direktverwaltung. Parteimitgliedern der Sinn Fein wird Spionage zugunsten der IRA vorgeworfen. Der Friedensprozess gerät ins Stocken.
Mai 2003: London verschiebt wegen mangelnder Friedensbereitschaft der IRA einstweilen geplante Wahlen.
November 2003: Bei den Regionalwahlen gewinnen die radikalen Parteien beider Lager, die protestantische Democratic Unionist Party (DUP) und die katholische Sinn Fein.
Dezember 2004: Friedensgespräche scheitern an der Frage der IRA-Entwaffnung. Eine neue Autonomie ist nicht in Sicht.
Juli 2005: Neue Hoffnung für den Friedensprozess. Die IRA erklärt den "bewaffneten Kampf" für beendet, ihre Kämpfer sollen "die Waffen wegwerfen".
Mai 2006: Das nordirische Parlament kommt zu seiner ersten Sitzung seit vier Jahren zusammengekommen. Der protestantische DUP-Chef Ian Paisley lehnt den Posten des Regierungschefs ab, da er sich weigert mit einem Sinn-Fein-Vertreter als seinem Stellvertreter zusammenzuarbeiten.
Oktober 2006: Die unabhängige Beobachterkommission für paramilitärische Aktivitäten in Nordirland (Independent Monitoring Commission - IMC) legt einen Bericht vor, in dem sie den anhaltenden Gewaltverzicht und die fortschreitende Entwaffnung der IRA bestätigt. Vertreter aller Parteien verhandeln nochmals über die Bildung einer Regierung.
24. November 2006: Fristende für die Bildung einer regionalen Regierung für Nordirland.
(kap)