Chronik eines angekündigten Wahlsiegs
Abdelaziz Bouteflika kann nicht mehr richtig laufen und kaum noch sprechen. In den vergangenen Monaten trat er so gut wie nie öffentlich auf. Trotzdem hat der 77-Jährige die Präsidentenwahl klar für sich entschieden.
Jubel in Algier
Hupkonzerte, Autokorsos, Feuerwerk: Die Wahllokale waren gerade geschlossen, das offizielle Ergebnis noch lange nicht bekannt gegeben, da feierten die Anhänger von Abdelaziz Bouteflika schon. Ob von seinen Anhängern oder Gegnern: Der Sieg Bouteflikas bei den Präsidentschaftswahlen in Algerien war erwartet worden.
Stimmabgabe im Rollstuhl
Der neue alte Präsident Algeriens ist ein schwerkranker Mann. Im April 2013 erlitt Abdelaziz Bouteflika einen Schlaganfall. Monatelang war er in Frankreich in Behandlung. Auch nach seiner Rückkehr trat er kaum öffentlich auf. Als Bouteflika am Donnerstag seine Stimme abgab, jubelten seine Anhänger ihm zu. Der Präsident aber blieb stumm.
Fälschungsvorwürfe
Bouteflikas Hauptkonkurrent Ali Benflis. Für den 69-Jährigen ist die Wahl ein Déja-Vu. Schon 2004 trat er gegen Bouteflika an - und verlor. Später warf er Bouteflika Wahlfälschung vor. Auch diesmal blieb Benflis chancenlos. Und kritisiert "massiven Betrug und gravierende Unregelmäßigkeiten". Benflis will das Wahlergebnis nicht anerkennen.
Wahlboykott
Nur jeder zweite Algerier nahm an der Präsidentschaftswahl teil. Mehrere Oppositionsparteien hatten zum Boykott aufgerufen. Die politische Apathie im Land ist groß. Viele Algerier haben den Glauben in die politische Klasse verloren. Vor allem unter den jungen Leuten, ein Drittel der Bevölkerung ist unter 30, herrscht große Unzufriedenheit.
Straßenschlachten
In Rafour, einer Stadt in der Berber-Region, lieferten sich Jugendliche Straßenschlachten mit der Polizei. Die Demonstranten hatten versucht, Wahllokale zu blockieren. Die Region ist eine Hochburg der säkularen RCD-Partei, die zum Boykott der Wahl aufgerufen hatte. Die Berber stellen zwischen 20 und 30 Prozent der algerischen Bevölkerung und fühlen sich von der Regierung benachteiligt.
Festnahmen
Die algerische Polizei ging im Vorfeld der Wahl auch gegen friedliche Demonstranten wie die Barakat-Bewegung massiv vor. Barakat heißt "Es reicht". Die Mitglieder der Gruppe organisierten in mehreren Städten des Landes Proteste gegen eine vierte Amtszeit von Bouteflika. Dabei kämpfen sie auch gegen die weit verbreitete politische Apathie im Land.
Berichterstattung nicht erwünscht
Bei den Protesten ging die Polizei auch gegen Journalisten wie hier gegen den AFP-Reporter Loutfi Mokdad vor. So sollte die Berichterstattung über die Barakat-Proteste verhindert werden. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International haben das algerische Regime wiederholt wegen Verstößen gegen Menschrechte und Meinungsfreiheit kritisiert.
Hoffnung auf Stabilität
Zentraler Bestandteil der Kampagne von Abdelaziz Bouteflika war das Versprechen von Stabilität. Viele Algerier haben Angst, dass die Unruhen in vielen anderen arabischen Staaten auf ihr Land übergreifen. Doch ob ein 77-jähriger, schwerkranker Mann das Land tatsächlich zusammenhalten kann, darüber gehen die Meinungen auseinander.