Die syrisch-orthodoxe Nonne Hatune Dogan wurde 1970 im Dorf İzbırak im Südosten der Türkei geboren. Damals lebten noch 270 christliche Familien in İzbırak, doch alle sind geflohen. Auch Schwester Hatune musste mit ihren Eltern und neun Geschwistern Mitte der 80er-Jahre ihre Heimat verlassen. In den 1980er und 90er-Jahren bekriegten sich im Südosten der Türkei kurdische Milizen der PKK und die türkische Armee. Die Christen gerieten zwischen die Fronten. Die Vorfahren der syrisch-orthodoxen Christen in der Türkei gelten als eine der ersten christlichen Volksgruppen überhaupt. Ihre Jahrtausende alte Religion, mit eigenen Bräuchen und eigener Sprache, machten die syrischen Christen über viele Jahrhunderte immer wieder zur Zielscheibe von Angriffen in einer Region, die mehrheitlich von Muslimen bevölkert ist. Die meisten entschieden sich zur Flucht. Rund 300.000 syrisch-orthodoxe Christinnen und Christen leben außerhalb der Türkei, vor allem in Europa und den USA. Knapp die Hälfte der Diaspora hat in Deutschland ein neues Zuhause gefunden. So wie auch Familie Dogan. Vor einigen Jahren beschloss Schwester Hatune, in ihr Dorf İzbırak zurückzukehren, um das alte Familienhaus zu renovieren - so wie sie es ihrem Vater am Sterbebett versprochen hatte. Und um das Dorf wiederzubeleben. Auch Simon Üzel, der 1990 als Jugendlicher mit seiner Familie aus dem türkischen Öğündük nach Baden-Württemberg geflohen ist, überlegt, in sein Heimatdorf zurückzugehen. Wann immer es sich sicher anfühlt, reist er in seine alte Heimat, die er nie ganz hinter sich lassen konnte.