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Chinesisch-Japanisches Verwirrspiel

29. Oktober 2010

In Hanoi haben sich die Außenminister Chinas und Japans getroffen, ohne nennenswerte Fortschritte zu erzielen. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind äußerst gespannt.

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Vietnams Ministerpräsident Nguyen Tan Dung (Mitte) versucht, Wen und Kan zusammenzubringen (Bild: dpa)
Vietnams Ministerpräsident Nguyen Tan Dung (Mitte) versucht, Wen und Kan zusammenzubringenBild: picture alliance/dpa

Seit Tagen wird darüber spekuliert, ob sich China und Japan auf dem ASEAN-Gipfel in Hanoi wieder einander annähern. Und tatsächlich sah es am Freitag (29.10.2010) kurz danach aus. Nachmittags trafen die Außenminister beider Länder zusammen, um über die angespannten Beziehungen zwischen beiden Ländern zu beraten - allerdings ohne Erfolg. Beide Länder hätten noch einmal ihren Standpunkt in der Affäre um die Festnahme eines chinesischen Kapitäns durch japanische Seepatrouille deutlich gemacht. Allerdings hätten sie sich nicht auf ein gemeinsames weiteres Vorgehen einigen können, hieß es aus dem japanischen Außenministerium. Gleichzeitig kündigte Japan aber ein Treffen zwischen den beiden Ministerpräsidenten Wen Jiabao und Naoto Kan für den späten Abend an. Wenig später wurde diese Meldung wieder zurückgezogen. "Die frühere Ankündigung war falsch", hieß es lakonisch in einer Mitteilung der japanischen Delegation. Weiter angeheizt wurden Spekulationen um ein baldiges Treffen danach aber wieder, als Kan schließlich vor einem Abendessen demonstrativ auf Wen zuging und dessen Hand schüttelte.

Stand der Beziehungen "nicht wünschenswert"

Antijapanische Proteste in Chengdu, China (Bild: AP)
Antijapanische Proteste in Chengdu, ChinaBild: AP

Am Vortag hatten Japan und die USA angesichts der verhärteten Fronten noch einmal ihre strategische Allianz bestätigt. "Wir halten die Allianz zwischen Japan und den USA für eines der wichtigsten Bündnisse, die wir in der Welt haben. Und wir nehmen unsere Verpflichtung ernst, das japanische Volk zu schützen", sagte die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton am Dienstag (28.10.2010) auf Hawaii, wo sie sich mit ihrem japanischen Amtskollegen getroffen hatte. Beide Länder haben seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs einen Bündnisvertrag. Auf der japanischen Insel Okinawa befindet sich einer der wichtigsten Stützpunkte der US-Truppen in Asien.

Die Ministerpräsidenten Japans und Chinas hatten sich bereits Anfang Oktober am Rand des EU-Asien-Gipfels einmal zusammengesetzt - "zufällig", wie damals ein Sprecher der japanischen Regierung betonte. Die beiden Regierungschefs seien sich nach einem Bankett auf dem Korridor begegnet und hätten sich zu einem kurzen Gespräch hingesetzt. Allerdings hatten sich beide Seiten auch damals lediglich darauf einigen können, dass der gegenwärtige Stand der Beziehungen "nicht wünschenswert" sei, wie ein Sprecher sagte.

Sportler vor politischen Äußerungen gewarnt

Antichinesische Proteste in Tokio, Japan (Bild: AP)
Antichinesische Proteste in Tokio, JapanBild: AP

Am 8. September hatte Japan den Kapitän eines chinesischen Fischerboots verhaftet, das mit zwei japanischen Patrouillenbooten kollidiert war. Der Unfall ereignete sich in den Gewässern der Senkaku-Inseln (chinesisch: Diaoyutai), die beide Länder für sich beanspruchen. Die unbewohnte Inselkette liegt zwischen Japan und Taiwan. Beide Länder halten auch an ihrem Anspruch fest, weil er Zugang zu den Fischvorkommen der Küstengewässer gewährt, vor allem aber werden unter den Senkaku-Inseln Ölquellen vermutet.

Die Verhaftung des chinesischen Kapitäns hatte in China Proteststürme ausgelöst, wie schon lange nicht mehr. Premierminister Wen Jiabao, der sonst eher diplomatisch auftritt, zeigte sich Japan gegenüber äußerst unnachgiebig. Selbst nach der Freilassung des chinesischen Kapitäns verlangte er von Japan noch eine Entschuldigung. Außerdem unterbrach China seine Exporte seltener Erden nach Japan, Mineralstoffe, die Japans Elektronikindustrie dringend benötigt. Um die Atmosphäre nicht noch weiter anzuheizen hat Japan auch seine Sportler bei den Asienspielen, die am 12. November in Guangzhou beginnen, angewiesen, die chinesischen Gastgeber nicht zu verärgern. In einer Anweisung des Japanischen Olympischen Komitees wurden die Athleten aufgefordert, während der Spiele in ihren persönlichen Blogs auf politische Einträge zu verzichten.

Autor: Mathias Bölinger (mit afp, dpa, ap)
Redaktion: Miriam Klaussner