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Politik

Chinas Geld, Chinas Blauhelme für Afrika

10. Januar 2017

China hat es in Afrika nicht mehr nur auf Bodenschätze abgesehen. Auch die Sicherheit wird zum großen Thema. Dass Peking seinen Einfluss auf dem Kontinent ausweitet, birgt für Europa Risiken - aber auch Chancen.

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Afrikareise chinesischer Außenminister Wang Yi in Dar es Salaam
Auch in Tansania machte Chinas Außenminister Station - hier mit Premierminister Kassim Majaliwa am 10. JanuarBild: picture-alliance/Photoshot/L. Sibo

Wieder Hände schütteln und posieren für die Pressefotos: Chinas Außenminister Wang Yi tourt in diesen Tagen durch Afrika. Der Neujahrsbesuch auf dem Kontinent hat längst Tradition. Madagaskar, Tansania, Sambia, Kongo und Nigeria stehen dieses Mal auf dem Reiseprogramm.

Sambia zum Beispiel will zu einem Verkehrs- und Logistikzentrum im Süden Afrikas werden - dabei hat Wang jetzt Hilfe versprochen. China sei "der wichtigste und verlässlichste Partner Sambias auf dem Weg zu einer selbständigen und nachhaltigen Entwicklung", zitierte ihn die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua nach einem Treffen mit seinem sambischen Kollegen Harry Kalaba in Lusaka.

China treibt die neue Seidenstraße voran

Nirgendwo investiert China so stark wie in Afrika. 245 neue Abkommen im Wert von 50 Milliarden US-Dollar hat Peking laut einem Sprecher des chinesischen Außenministeriums auf dem Kontinent geschlossen - und das allein im ersten Halbjahr 2016. Längst hat das Reich der Mitte die USA und die ehemaligen europäischen Kolonialstaaten als wichtigste Handelspartner Afrikas überholt. Im Herbst wurde die von chinesischen Konzernen gebaute Eisenbahnstrecke zwischen Äthiopien und Dschibuti eröffnet, ähnliche Milliardenprojekte laufen auch in Kenia und Nigeria. Sie sind alles andere als uneigennützig, sondern Teil des Seidenstraßenprojekts, mit dem China Handelswege ausbaut und zur größten Wirtschaftsmacht der Welt aufsteigen will.

Tansania Dar Es Salaam Kigamboni Brücke Hängebrücke
Auch von Chinesen gebaut: die Kigamboni-Brücke in Daressalam, TansaniaBild: Imago/Xinhua

China als Friedensstifter?

Neben Infrastruktur-Projekten und Rohstoffdeals setzt Peking zunehmend auch auf militärisches Engagement. Stabilität ist das Stichwort. "In Chinas Afrika-Strategie spielt jetzt auch Sicherheit eine große Rolle - und das ist neu. Es spiegelt wider, wie China über globale Themen und Interessen denkt", sagt Angela Stanzel, China-Expertin beim European Council on Foreign Relations in Berlin.

An sieben der insgesamt neun UN-Friedensmissionen in Afrika ist Peking inzwischen beteiligt - an so vielen wie kein anderes Mitglied im UN-Sicherheitsrat. China engagiert sich im Südsudan, im Sudan und in Mali. Im ostafrikanischen Dschibuti baut der Riesenstaat gerade seinen ersten Marinestützpunkt in ganz Afrika auf und unterstützt von dort aus die Anti-Piraterie-Mission im Golf von Aden. Auch die USA und Frankreich betreiben in Dschibuti große Militärbasen.

UN Blauhelme Süd Sudan Südsudan
Auch im Südsudan kämpfen chinesische BlauhelmeBild: Getty Images/A.G.Farran

Das Image: Profit auf Kosten der Menschen

China wolle einerseits seine Staatsbürger in Afrika schützen, andererseits aber auch ein Signal an die Welt senden, sagt Angela Stanzel. "China hatte lange ein sehr schlechtes Image, wurde nicht nur von westlichen Staaten, sondern auch in Afrika kritisiert. Mit dem verstärkten Engagement will das Land zeigen, dass es ein verantwortungsbewusster globaler Akteur ist."

Bislang unterstützt Peking auch solche Länder mit wirtschaftlichen Hilfen und sogar Waffenlieferungen, die Demokratie und Menschenrechte mit Füßen treten. "Wenn sich China in Zukunft noch mehr in Afrika engagiert, dann besteht das Risiko, dass europäische Werte und politische Strategien verstärkt untergraben werden", warnt die Analystin.

Auch das Vorgehen chinesischer Unternehmen in Afrika steht in der Kritik. "Es hat schon viele Verstöße gegeben, zum Beispiel beim Arbeitsschutz in den Minen. Die Investoren nutzen unsere Bürger aus, lassen sie zu lange arbeiten - und oft bekommen sie nicht einmal Schutzkleidung", sagt der sambische Politik-Analyst Vince Chipatuka. "Außerdem nehmen die vielen Chinesen, die in unser Land, in unsere Städte und Dörfer ziehen, den Sambiern die Jobs weg. Wenn China bei uns investiert, dann darf das nicht auf Kosten der Menschen hier passieren." Chipatuka fordert von der Regierung in Lusaka, die Abkommen mit den Chinesen zu prüfen und mehr Projekte in Partnerschaft mit sambischen Unternehmen abzuschließen.

Möglichkeiten der Zusammenarbeit

Angela Stanzel sieht in Chinas Ambitionen aber auch Chancen für die Europäer. Man könne mit Peking zusammenarbeiten - zum Beispiel bei den Friedensmissionen. "Ich denke, China hat sogar ein Interesse daran, denn es hat kaum Erfahrung mit solchen Missionen und Einsätzen im Ausland, man könnte also die gemeinsamen Trainings stärken", so Stanzel. Andere Kooperationsmöglichkeiten seien Evakuierungsaktionen in Krisenfällen - so wie 2011 in Libyen, als Peking Tausende seiner Bürger außer Landes bringen musste. Auch in der Entwicklungszusammenarbeit könnten die Chinesen auf das Know-how der EU-Staaten zurückgreifen. Stabilität in Afrika sei ein gemeinsames Interesse von Europäern und Chinesen, darüber müsse in Zukunft viel stärker diskutiert werden, so Stanzel.

Mitarbeit: Kathy Sikombe