Chinas Außenhandel knickt ein
8. Dezember 2015Exportweltmeister China hat im November erneut geschwächelt. Die Ausfuhren fielen im Jahresvergleich um 6,8 Prozent, wie die Zollverwaltung mitteilte. Das war bereits der fünfte Monat in Folge mit einem Rückgang. Auch die Einfuhren sanken. Sie schrumpften um 8,7 Prozent. Der Rückgang der Importe wird zurückgeführt auf eine mangelnde heimische Nachfrage wegen der insgesamt nachlassenden Konjunktur in der zweitgrößten Volkswirtschaft.
Insgesamt ist Chinas Außenhandel im November um 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gefallen. Es ist der neunte Monat in Folge, indem das Handelsvolumen rückläufig ist. Allerdings war das Minus im Vormonat mit neun Prozent noch deutlich höher.
Der Außenhandelsüberschuss belief sich auf 54,10 Milliarden Dollar nach einem Rekordhoch von 61,64 Milliarden Dollar im Oktober.
Schwache Nachfrage aus Schwellenländern und EU
China macht besonders die sinkende Nachfrage aus anderen Schwellenländern und der EU zu schaffen. "In den USA läuft es noch ganz okay", sagte Analyst Wang Jianhui vom Finanzhaus Capital Securities in Peking. "Aber die Probleme in den Schwellenländern sind ziemlich groß." Die Exporte in die Europäische Union - dem wichtigsten Handelspartner der Volksrepublik - gingen im November um neun Prozent zurück. Die Importe aus der EU fielen sogar um 9,2 Prozent.
Die schwächere Nachfrage spüren längst auch die deutschen Unternehmen: Erstmals seit 1997 könnten ihre China-Exporte in diesem Jahr fallen. In den ersten neun Monaten gaben sie bereits um rund drei Prozent auf knapp 54 Milliarden Euro nach.
Maßnahmen gegen Abschwung
Nach dem jahrelangen Boom steuert die Volksrepublik 2015 auf das schwächste Wachstum seit einem Vierteljahrhundert zu. Die Regierung peilt ein Plus von sieben Prozent an - nach 7,3 Prozent im Vorjahr. Ökonomen erwarten für 2016 nur noch ein Plus von 6,5 Prozent. Regierung und Zentralbank stemmen sich gegen die Abkühlung. Peking investiert verstärkt in die Infrastruktur, um die Konjunktur anzuschieben. Umgerechnet 412 Milliarden Euro sollen in den Ausbau des Schienennetzes fließen.
Die Zentralbank flankiert diese Maßnahmen mit Zinssenkungen. Außerdem wurden jüngst für die kommenden fünf Jahre neue Wirtschafts- und Finanzreformen angekündigt. Das Land will sein Wirtschaftsmodell grundlegend umbauen und dabei stärker auf den Binnenkonsum und nicht mehr so stark wie bisher auf den Export setzen.
Somit dürften die jüngsten Daten die Erwartungen schüren, dass die Regierung weiter eingreift, um die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt nach den USA zu stützen.
Auch den Anlegern verdarben die Handelsdaten die Laune. In Shanghai beendete die Börse den Handel mit einem Minus von 1,9 Prozent. Auch in Hongkong ging es 1,8 Prozent nach unten. In Tokio verlor der Nikkei rund ein Prozent auf 19.492 Punkte.
Wachstum in Japan
Damit konnten in Japan auch die unerwartet guten Konjunkturdaten die Marktstimmung nicht heben. Entgegen ersten Berechnungen ist Japans Wirtschaft im dritten Quartal nun doch leicht gewachsen. Nach revidierten Berechnungen der Regierung vom Dienstag legte die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt zwischen Juli und September um eine hochgerechnete Jahresrate von einem Prozent zu. Zunächst war ein Rückgang von 0,8 Prozent errechnet worden. Das hätte eine technische Rezession bedeutet, da Japans Wirtschaft im Vorquartal um 0,7 Prozent geschrumpft war.
Für die Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe sind die revidierten Zahlen eine gute Nachricht, hatten Kritiker doch bereits seine "Abenomics" genannte Wirtschaftspolitik praktisch für gescheitert erklärt. Japans Ministerpräsident Shinzo Abe war vor rund drei Jahren mit dem Versprechen angetreten, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und die lang anhaltende Deflation zu stoppen. Das Land leidet unter anderem darunter, dass die Bevölkerungszahl zurückgeht und die Menschen immer älter werden.
Mit schuldenfinanzierten Konjunkturprogrammen, einer aggressiven Lockerung der Geldpolitik und Reformen aus der jahrelangen Stagnation und Deflation will Abe sein Land aus der Krise führen. Doch gerade bei den angekündigten Strukturreformen sehen Ökonomen weiterhin erheblichen Handlungsbedarf.
iw/wen (rtr, dpa)