Pharmariese Glaxo in China am Pranger
15. Juli 2013Noch bevor Staats- und Parteichef Xi Jinping im März 2013 das Ruder für das bevölkerungsreichste Land der Welt übernommen hatte, wurde er mit den Worten zitiert, dass es beim Kampf gegen die Korruption letztendlich um die Existenz der Kommunistischen Partei Chinas gehe. Nun zeigt die neue Regierung in Peking Härte gegenüber korrupten Kadern. Gerade letzte Woche wurde der ehemalige Eisenbahnminister wegen Bestechlichkeit zur Todesstrafe auf Bewährung verurteilt.
Topmanager verhaftet
Aber auch die andere Seite, die die Funktionäre geschmiert hat, muss sich auf eine härtere Gangart der chinesischen Behörden einstellen. Am Montag wurden vier chinesische Spitzenmanager des britischen Pharmariesen GlaxoSmithKline (GSK) verhaftet. Die chinesischen Ermittler erhöhten zudem den Druck auf das Unternehmen durch die Veröffentlichung brisanter Details. Demnach soll GSK mit Hilfe von Reisebüros und Beratungsfirmen in gewaltigem Umfang Ärzte und Behördenvertreter bestochen haben, um seine Umsätze anzukurbeln und Medikamentenpreise hochzutreiben.
Gao Feng, der im Sicherheitsministerium für die Ermittlungen bei Wirtschaftsdelikten verantwortlich ist, sprach von einer kriminellen Partnerschaft zwischen GSK und den Reisebüros. Das Unternehmen habe an diese seit 2007 umgerechnet 375 Millionen Euro überwiesen. "Wir haben hinreichende Gründe für die Annahme, dass diese Transfers illegal waren", sagte Gao. Unklar blieb zunächst, wie viel der Summe an Mediziner und Beamte weiterfloss und wie dies konkret funktionierte.
Pharmariese zeigt sich zahm
GSK zeigte sich über die Anschuldigungen "tief besorgt" und bekräftigte, mit den chinesischen Behörden voll zu kooperieren. Die betroffenen Reisebüros sollen ab sofort nicht mehr genutzt und die Geschäftsbeziehungen zu Agenturen auf den Prüfstand gestellt werden. Rechtsexperten gehen davon aus, dass die festgenommenen Manager angeklagt und schuldig gesprochen werden, da die Polizei bereits im Verlauf der Ermittlungen relativ ausführliche Informationen bekanntgegeben habe.
Die internationale Pharmaindustrie dürfte den Fall mit Spannung verfolgen. Chefermittler Gao sagte, die Polizei habe bei ihren Untersuchungen zu GSK ähnliche Geldüberweisungen anderer Medikamentenhersteller aufgedeckt.
Dass gerade ausländische Pharmakonzerne ins Visier der chinesischen Ermittler geraten, könnte noch einen anderen Hintergrund haben. Seit Jahren stören sich Chinas Behörden an der Preisgestaltung westlicher Pharma-Unternehmen. "China will die Preise importierter Medikamente durch diese Methoden nach unten drücken, um die heimischen Unternehmen zu schützen", sagte ein chinesischer Branchenvertreter.
zdh/sc (rtr, APE)