Adidas in China
16. Juli 2011DW-WORLD.DE: Herr Hainer, wie wichtig ist China für Adidas?
Hainer: China ist einer der wichtigsten Märkte für uns, in zweierlei Hinsicht. Einmal auf der Beschaffungsseite: China ist heute unser größter Beschaffungsmarkt. Auf der anderen Seite aber auch als Absatzmarkt. China ist heute der zweitgrößte Markt für die adidas Gruppe, nach Nordamerika, aber noch vor europäischen Märkten wie Deutschland oder Großbritannien. Und das Wachstumspotential in China ist nach wie vor enorm.
Was sind die größten Herausforderungen, mit denen Adidas in China konfrontiert wird?
Hainer: Wir stehen in China genau so im Wettbewerb mit internationalen Marken wie in allen anderen Ländern. Hinzu kommt allerdings, dass es sehr starke chinesische Sportartikelunternehmen gibt, mit denen wir um die Marktanteile kämpfen. Die chinesischen Unternehmen haben den Vorteil, dass sie ihren Markt und den Konsumenten besser kennen. Wir lernen jeden Tag dazu. Diesen intensiven Wettbewerb sehe ich heute als die größte Herausforderung.
Einer dieser chinesischen Sportartikelhersteller ist die Firma Li Ning. 2009 hat sie Adidas überholt, was den Marktanteil in China anbetrifft. Inzwischen habe Sie den zweiten Platz wieder zurückerobert. Wie haben Sie das geschafft? Wo liegt Ihre Stärke gegenüber so einer beliebten Marke wie Li Ning?
Hainer: Es war 2009 so, dass wir nach den Olympischen Spielen und der Lehman-Krise zu viel Ware im chinesischen Markt hatten. Unser Ziel war es, dieses Problem zusammen mit unseren Händlern zu lösen. Das hat zwar eine gewisse Zeit gedauert, wir waren mit dieser Strategie aber erfolgreich. Ich glaube, wir haben das sehr professionell gemacht. Und die Resultate sehen wir jetzt: Unser Geschäft in China wächst seit 2010, seit dem zweiten Halbjahr wieder deutlich. Wir sind wieder die Nummer Zwei, und wir werden auch zukünftig schneller wachsen als Li Ning.
Sie wollen bis 2015 an Nike vorbei ziehen und der größte Sportartikelhersteller in China werden. Wie wollen Sie das erreichen?
Hainer: Das ist so nicht richtig. Unser Ziel bis 2015 ist, weltweit schneller zu wachsen als unsere Wettbewerber.
Namhafte Ökonomen sagen einen Crash der chinesischen Wirtschaft in zwei Jahren voraus. Beunruhigt Sie das?
Hainer: Das kann ich natürlich nicht beurteilen, wo die ihre Erkenntnisse her haben. Ich sehe das nicht so. Nach allem, was ich weiß, also was wir aus den Statistiken bekommen oder wenn wir mit den Politikern in China und mit den Wirtschaftsführern reden, dann wird eines deutlich: In China wird eine sehr bedachte und professionelle Wirtschaftspolitik gemacht. Man hat auch gesehen, wie schnell China aus der Finanzkrise wieder herausgekommen ist und wie schnell China wächst. Ich habe auch nicht mehr Erkenntnisse als alle anderen. Aber ich glaube nicht an einen Crash.
Das Interview führte Zhang Danhong
Redaktion: Rolf Wenkel
Herbert Hainer wurde 1954 im niederbayerischen Dingolfing geboren. Seit 2001 leitet er die Geschicke von Adidas group, Europas größtem Sportartikelhersteller mit Sitz im fränkischen Herzogenaurach.