Erneuter Kursrutsch an den Börsen
26. Januar 2016Die chinesischen Aktienmärkte sind am Dienstag auf den tiefsten Stand seit 13 Monaten abgerutscht. Sorgen über das langsamere Wachstum, die Schwäche der Währung Yuan und Abflüsse von Kapital beunruhigten die Investoren. Auch in Tokio schloss die Börse mit deutlichen Verlusten. Der Nikkei-Index für 225 führende japanische Werte sackte wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 17.000 Punkten.
In China rechnen Analysten mit einem weiteren Rückgang der Kurse. Der Shanghai Composite Index verlor am Dienstag 6,4 Prozent und lag erstmals seit Dezember 2014 sogar unter 2800 Punkten. So mancher Experte erwartet, dass es bis unter 2500 Zähler gehen wird. Der Shenzhen Component Index sackte um knapp sieben Prozent ab; der ChiNext für Technologiewerte, der dem amerikanischen Nasdaq ähnelt, verlor über sieben Prozent.
Dax in Mitleidenschaft
Die schlechten Vorgaben zogen auch Europas Börsen nach unten. Der Deutsche Aktienindex (Dax) lag am späten Vormittag um rund 0,8 Prozent unter dem Kurs von Montag, die Börse in Paris verlor zeitweise über zwei Prozent und auch London öffnete mit einem Minus von 1,4 Prozent.
Sorge um Chinas Wirtschaftspolitik und Wachstum
Die chinesischen Märkte kamen besonders in der letzten Stunde des Handels unter Druck. Investoren scheinen verunsichert darüber zu sein, ob die Regierung von ihren bisherigen massiven Eingriffen zur Stabilisierung der Kurse Abstand nehmen wird.
Der Kursrückgang spiegele aber nicht nur die Sorge um die Politik der Wertpapieraufsicht wider, sondern auch den rückläufigen Trend der Wirtschaft insgesamt, sagte Chen Donglin, Wirtschaftsexperte der chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften. "Die Zinserhöhung der USA hat den Druck auf die Weltwirtschaft erhöht, die Industrieproduktion geht zurück, und das beeinträchtigt den chinesischen Markt", meinte er.
Als Zeichen für die schwächere Wirtschaft, die im vergangenen Jahr mit 6,9 Prozent so langsam wie seit 25 Jahren nicht mehr gewachsen war, ging das Frachtvolumen der Eisenbahnen in China um 11,9 Prozent zurück. Diese Kennziffer sowie der Energieverbrauch gelten als wichtige Indikatoren, weil die offiziellen Wachstumszahlen von unteren Behörden gern beschönigt werden. So gehen einige Experten nur noch von vier bis sechs Prozent Wachstum in China aus.
Ölpreis drückt auf Stimmung
Neben den Konjunktursorgen in China belasten fallende Ölpreise die Handelsplätze weltweit. In Singapur kostete ein Barrel (159 Liter) der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) am Morgen 29,43 Dollar; auch ein Barrel der Nordseesorte Brent lag mit 29,36 Dollar unter der 30-Dollar-Marke. Bereits am Montag war der Preis für beide Ölsorten um über fünf Prozent gesunken und hatte dem US-Leitindex Dow Jones ein Minus von 1,3 Prozent beschert.
Wegen der weltweiten Überproduktion ist der Ölpreis seit Mitte 2014 um rund 70 Prozent eingebrochen. Allein in den vergangenen drei Wochen ging es um etwa ein Fünftel nach unten.
iw/as (dpa, rtr, afp)