Chilenische Bergleute wollen klagen
22. Oktober 2010Nach einem Bericht der Zeitung "La Tercera" am Freitag (22.10.2010) richtet sich eine mögliche Klage der eingeschlossenen Kumpel gegen den Staat und das Bergunternehmen San Esteban. Grund sind unter anderem Äußerungen der chilenischen Arbeitsministerin Camilo Meriono, die zugab, dass der Staat schon vor dem Unglück Informationen über den unsicheren Zustand der Mine San José hatte.
Der Zusammenhalt der 33 Bergleute scheint auch nach der Rettung stark zu sein: So gründeten sie eine Verwertungsgesellschaft. Diese hat das Ziel, alle mögliche Einnahmen der Minenarbeiter im Zusammenhang mit dem Unglück zu bündeln und zu gleichen Teilen an die Geretteten zu verteilen.
Bergbau-Kollegen geraten in Vergessenheit
Fast in Vergessenheit geraten anscheinend die 300 Bergleute, die an dem Tag des Minenunglück Anfang August gerettet werden konnten. Sie versuchen mit Demonstrationen das Bewusstsein der Öffentlichkeit auch auf sich zu lenken. Vor allem sollen die Behörden dazu gebracht werden, die aktuell schwierige arbeitsrechtliche Situation zu regeln. Wie der Schweitzer Journalist Ulrich Achermann in einem DW-Interview berichtet, können die Minenarbeiter nicht mehr arbeiten, da sie nicht von dem Unternehmer San Esteban entlassen worden sind.
Während die Kumpel eine Abfindung fordern, ist das letzte Angebot seitens der Bergwerkleitung eine Entschädigung, die über zehn Monate in Raten gezahlt werden soll. Das Unternehmen sei angeschlagen, eine einmalige Zahlung unmöglich. Diese Ratenzahlung hätte aber zur Folge, dass die Bergleute bis dahin keine neue Arbeit annehmen könnten. Nach Einschätzungen des Südamerika-Experten Achermann sind die Jobaussichten für die ehemaligen Bergarbeiter von San José allerdings vergleichsweise gut. Die Atacama-Wüste ist reich an Kupfer-Bodenschätzen. Und Kupfer wird hoch gehandelt und auch in Zukunft gefördert.
Nach Rettung Optimismus für neue Investitionen
Von den Problemen in der Heimat ist Chiles Staatschef Sebastián Piñera zur Zeit weit entfernt. Auf seiner Europareise besucht er Deutschland und wirbt für sein kleines Land. Vor allem will er den durch die erfolgreiche Rettungsaktion erworbenen guten Ruf Chiles weiter nutzen. Dass aufgrund der perfekten Rettung weitere Investoren ins Land gelockt werden können, hält Achermann allerdings für unrealistisch.
Chile stand wochenlang im Focus der Weltöffentlichkeit, nachdem im Sommer 33 Bergleute in fast 700 Meter Tiefe nach einem Grubenunglück verschüttet wurden. Nach fast 70 Tagen wurden sie mit einer Rettungskapsel über einen Rettungsschacht zurück ans Tageslicht geholt.
Autor: Ognjen Cvijanović (afp, dpa)
Redaktion: Marion Linnenbrink