Chemiewaffen-Einsatz in Syrien?
13. April 2013Britische Militärexperten haben einem Zeitungsbericht zufolge forensische Beweise dafür, dass in Syrien chemische Waffen eingesetzt wurden. Eine Bodenprobe, die aus der Nähe von Damaskus stammen soll, wurde demnach heimlich nach Großbritannien gebracht und dort im Zentrum für chemische und biologische Waffen des Verteidigungsministeriums untersucht. Das berichtet die in London erscheinende Zeitung "Times" unter Berufung auf Quellen aus dem Ministerium.
Bei der Untersuchung der Bodenproben seien Beweise für den Einsatz von "einer Art von Chemiewaffen" entdeckt worden, heißt es in dem Bericht. Den Experten sei es allerdings unmöglich zu sagen, ob die Waffen von Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad oder von Rebellen benutzt worden seien.
Experten erst angefordert, dann abgelehnt
Das britische Verteidigungsministerium wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren. Das Außenministerium erklärte, es sei tief besorgt über den möglichen Einsatz von C-Waffen. Sollte sich dies bewahrheiten, wäre es ein "schreckliches Verbrechen", sagte ein Sprecher.
UN-Diplomaten hatten am Donnerstag mitgeteilt, westliche Staaten hätten "harte Beweise" dafür, dass mindestens einmal chemische Waffen in Syrien eingesetzt worden seien. Details nannten sie nicht.
Erst vor wenigen Tagen hatte die syrische Führung ein Expertenteam der UN für Chemiewaffen abgelehnt, obwohl sie dieses zunächst selbst angefordert hatte. Die Regierung und die Rebellen hatten einander im März bezichtigt, sie hätten in der Provinz Aleppo Chemiewaffen eingesetzt.
Angeblicher neuer Giftgas-Angriff
Nach Angaben der Opposition sollen an diesem Samstag bei einem Giftgas-Angriff von Regierungstruppen drei Menschen getötet worden sein. Bei den Opfern handele es sich um eine Frau und zwei kleine Kinder, teilte die in London ansässige Beobachtungsstelle für Menschenrechte unter Berufung auf Augenzeugen mit.
Ein Militärhubschrauber habe zwei Gas-Bomben über der Stadt Aleppo abgeworfen. Dabei seien 16 weitere Menschen verletzt worden. Behandelnde Ärzte hätten berichtet, die Menschen litten unter Brechreiz, Halluzinationen und brennenden Augen.
Derartige Meldungen können vor Ort nicht unabhängig überprüft werden, weil die Berichterstattung in Syrien stark eingeschränkt ist. Die syrische Opposition verbreitete Fotos, die Überreste der Bomben sowie die Leichen der angeblichen Opferzeigen sollen.
gri/uh (afp, rtr)